Editorial der Ausgabe 02/2019

Natur – was ist das?

Natürlich sind das die im Wind wogenden goldgelben Weizenfelder, die Sandsteinfelsen über dem Nebelmeer, die der Wanderer entrückt betrachtet, der Schmetterling, dessen Farbenpracht im Sonnenschein aufleuchtet. Aber Natur ist auch die riesige Tsunamiwelle, die nicht mal mehr Zeit für den Gedanken lässt, dass es jetzt vorbei ist, oder der Heuschreckenschwarm, der ganze Landstriche verwüstet. Natur ist überdies Rohstoff, den es zu formen, zu veredeln gilt, und wieder andere sprechen von der Mutter Natur und sehen in natürlichen Kreisläufen und Gleichgewichten den Schlüssel zu einem Leben jenseits von Zerstörung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit.

All das stimmt natürlich und Gründe, sich mit Natur zu beschäftigen, gibt es so viele, wie es Menschen, wie es Situationen gibt. Schließlich existiert die Natur nur durch den Menschen – als Vorstellung einer wie auch immer gearteten Ordnung der belebten und unbelebten Umgebung des Menschen. Deswegen ist es auch so schwierig, eine natürliche Ordnung als Vorbild zu nehmen, denn erstens findet sich in der Natur ein Beispiel für jede Ordnung (beziehungsweise Unordnung) und zweitens ist jede dieser Ordnungen eine Interpretation des Menschen. Editorial der Ausgabe 02/2019 weiterlesen

EDITORIAL der Ausgabe 1/2019

EDITORIAL der neuen agora42 1/2019 Gesellschaftlicher Wandel

Alles ändert sich – und doch hält man am Vergangenen fest. Nichts ist daher dringlicher als offene Gespräche darüber, wie der gesellschaftliche Wandel gestaltet werden soll.

Hopp, hopp, hopp, drängelt schon der Nächste: weitergehen! Schau nicht zurück, blicke nach vorn! Nur was, wenn da vorn das Ende einer Sackgasse zu sehen ist? Und von hinten die anderen drängeln? Die Krise ist das Gefühl, dass es nicht mehr vor und nicht zurück geht –hektisch wird versucht, wenigstens den Status quo zu erhalten, es sich im Hier und Jetzt so gut wie möglich einzurichten. Dabei steigt das Durchschnittsalter der Topmanager und der Autokäufer, während die Nachzucht funktionierender Wirtschaftsvorstände und pflichtbewusster Konsumenten ins Stocken gerät. Die Menschen, die ihren kostspieligen Status quo überhaupt noch halten können, werden immer weniger – und älter. Verkrampft klammern sie sich an die schmale Jetzt-Scholle, die im offenen Meer der Möglichkeiten treibt, und hoffen, dass sie nicht allzu schnell schmilzt. Für die nachfolgenden Generationen ist jedoch klar: Dieses Jetzt stirbt. Bald wird alles anders sein. EDITORIAL der Ausgabe 1/2019 weiterlesen

Editorial der Ausgabe BEFREIUNG

Editorial der Ausgabe BEFREIUNG

Befreiung – ein schönes Wort. Doch seien wir realistisch: Zunächst bedeutet es Entzug; den Entzug von der Normalität.

Frank Augustin
Frank Augustin ist Mitgründer und Magazinmacher der agora42.

Denn niemandem dürfte entgangen sein, dass die Normalität verrückt geworden ist: Da stellt der kollektive Suizid für die meisten Menschen eine Horrorvorstellung dar, und doch sorgen sie systematisch und nachhaltig für die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. Da will man die Lebensqualität erhalten oder gar erhöhen und verursacht doch immer mehr Stress und Hektik, weil das Leben bloß an quantitativen Maßstäben ausgerichtet wird. Da gibt man sich aufgeklärt und vernünftig und tut doch alles, um den Wachstumsgott nicht zu erzürnen. Editorial der Ausgabe BEFREIUNG weiterlesen

„Das darf man den Menschen nicht sagen.“ – Editorial zur Ausgabe 1/2018

Editorial von Frank Augustin zur Ausgabe „Wirtschaft im Widerspruch“

„Das darf man den Menschen nicht sagen.“

Frank Augustin ist Mitgründer und Magazinmacher des philosophischen Wirtschaftsmagazins agora42.

Das höre ich in letzter Zeit ziemlich oft, gleich ob von Politikern, Wissenschaftlern, Intellektuellen oder auch von Unternehmensvertretern. Was man ihnen nicht sagen darf? Erstens, dass die Demokratie seit den frühen 80er Jahren dem (Finanz-)Kapital folgt und insofern eigentlich keine mehr ist. Zweitens, dass der unvermeidliche Übergang vom Wachstum zu einer Postwachstumsgesellschaft nicht fließend verlaufen, sondern per Crash erfolgen wird. „Das darf man den Menschen nicht sagen.“ – Editorial zur Ausgabe 1/2018 weiterlesen