Der Wert der Kultur | Janusz Czech

Ansicht aus der Ausstellung "Das Dritte Geschlecht"; zu sehen ist ein Ausschnitt aus dem Film "Between the Lines – Indiens drittes Geschlecht" von Thomas WartmannAusstellungsansicht „Das Dritte Geschlecht“ (2021); Foto: A.K.T;

 

Der Wert der Kultur

Text: Janusz Czech | online veröffentlicht am 10.08.2023

In unserer heutigen Gesellschaft, die sich schon mit leichten Veränderungen schwertut, ist tagtäglich eine Zerrissenheit im Umgang mit diversen Emanzipationsprozessen spürbar. Wir erleben einen beinahe unendlichen Glauben an die Chancen durch den technologischen Fortschritt und eine Offenheit etwa für Künstliche Intelligenz, die wir scheinbar selbstverständlich für die Lösung all unserer ökonomischen und ökologischen Probleme halten. Gleichzeitig stagnieren wir inhaltlich bei Themen, die wir als Gesellschaft bereits seit langer Zeit verhandeln, und verharren beispielsweise in idealisierten nationalen und religiösen Fragestellungen, die zum Teil in für die Menschheit sinnlosen Kriegen münden. Der Wert der Kultur | Janusz Czech weiterlesen

NORMALITÄT – Editorial zu Ausgabe 3/2023 | Frank Augustin

Ausschnitt aus der CoverillustrationIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

NORMALITÄT

Editorial zu Ausgabe 3/2023

Von wegen normal: Wir sind Teil eines Systems, das uns unglücklich macht und unsere Lebensgrundlagen zerstört. Wir leben in einer toxischen gesellschaftlichen Beziehung, aus der wir uns nicht heraustrauen – weshalb wir unfassbar viel Zeit und Energie darauf verwenden, „vernünftige“ Argumente zu finden, um den Beziehungsirrsinn fortzusetzen. NORMALITÄT – Editorial zu Ausgabe 3/2023 | Frank Augustin weiterlesen

„Wir Mieter*innen wollen mitbestimmen, wie wir in unserer Stadt leben“ | Interview mit Constanze Kehler

Unterschriftensammelaktion – Deutsche Wohnen & Co. enteignenFoto: Deutsche Wohnen & Co. enteignen

 

„Wir Mieter*innen wollen mitbestimmen, wie wir in unserer Stadt leben“

Interview mit Constanze Kehler | Deutsche Wohnen & Co. enteignen | online veröffentlicht am 27.06.2023

Die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen (DWE)“ ist aus der Berliner Mieter*innenbewegung hervorgegangen, in der sich seit Jahren Gemeinschaften und Gruppen für erschwingliche Mieten, gegen Verdrängung und dafür engagieren, die Stadt mitzugestalten. 2018 startete die Initiative mit dem aufsehenerregenden Slogan „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ eine Kampagne für einen Volksentscheid über die Vergesellschaftung nicht nur des angesprochenen Wohnungskonzerns, sondern aller Berliner Unternehmen „mit Gewinnerzielungsabsicht gleich welcher Rechtsform“, die mehr als 3.000 Wohnungen besitzen. Das würde mehr als 200.000 Wohnungen betreffen, für die die Initiative die Schaffung einer Anstalt des öffentlichen Rechts vorschlägt, in der die Mieter*innen, aber auch die Stadtgesellschaft maßgeblich mitentscheiden können sollen. Beim Volksentscheid stimmten im September 2021 59,1 Prozent der Abstimmenden – mehr als eine Million Berliner*innen – für ein solches Gesetz. DWE hat mit der Kampagne nicht nur einen Abstimmungserfolg erzielt, sondern auch die Diskussionen um den „schlafenden Artikel“ 15 des Grundgesetzes wiederbelebt: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.“ „Wir Mieter*innen wollen mitbestimmen, wie wir in unserer Stadt leben“ | Interview mit Constanze Kehler weiterlesen

Die Krise als neue ökonomische Normalität? | Niko Paech

FrachtschiffFoto: Ian Taylor | unsplash

 

Die Krise als neue ökonomische Normalität?

Text: Niko Paech | online veröffentlicht am 08.06.2023

Resilienz beinhaltet die Fähigkeit einer Gesellschaft, einer Volkswirtschaft, eines Teilsystems, einer Organisation oder eines Individuums, Krisen zu überstehen und dabei die originäre Funktionsfähigkeit nicht zu verlieren. Blickt man auf den Zustand unserer spätmodernen, krisengeschüttelten Gesellschaften, scheint diese Fähigkeit stark in Mitleidenschaft gezogen zu sein. Was sind die strukturellen Ursachen für die mit dem Wohlstand gewachsene Vulnerabilität, ganz gleich ob sich diese als Folge von Kriegen, Pandemien, Finanzkrisen, dem Klimawandel, Havarieren, dem Brexit oder anderen Störereignissen offenbart? Die Krise als neue ökonomische Normalität? | Niko Paech weiterlesen

Resilienz für alle – Universal Basic Services | Eneia Dragomir

Schild im Fenster: "Thank you NHS" Foto: Nik | unsplash

 

Resilienz für alle – Universal Basic Services

Text: Eneia Dragomir | online veröffentlicht am 25.05.2023

Die Begriffe, mit denen wir im 21. Jahrhundert in erschreckender Regelmäßigkeit Lagebeschreibungen vornehmen, sind geradezu biblisch: Seuchen, Starkregen, Sturzfluten, Dürren, Feuerstürme. Das Holozän, das Erdzeitalter stabiler und weitgehend milder klimatischer Verhältnisse, ist abgelöst worden durch das Anthropozän, das Zeitalter der beschleunigten Erderhitzung. Ausgerechnet das nach dem Menschen benannte Erdzeitalter führt uns vor Augen, dass wir das planetare Ökosystem zwar destabilisieren, aber nicht beherrschen können. In diesem Zeitalter stellt sich die Frage nach der Daseinssicherung mit lange nicht gekannter Vehemenz. Resilienz für alle – Universal Basic Services | Eneia Dragomir weiterlesen

Zeitgerechtigkeit – ein Beitrag zur resilienten Stadt | Caroline Kramer & Dietrich Henckel

Stadt und MobilitätFoto: Alex Wong | unsplash

 

Zeitgerechtigkeit – ein Beitrag zur resilienten Stadt

Text: Caroline Kramer & Dietrich Henckel | online veröffentlicht am 04.05.2023

In Krisenzeiten wie der gegenwärtigen Coronapandemie ist der Wohlfahrtsstaat in besonderer Weise gefordert. Bislang gründet er auf einer Umverteilung materieller Ressourcen (Geld) und der Sicherung eines materiellen Existenzminimums. Mittlerweile wird jedoch Zeit – die wichtigste immaterielle Ressource – als eine zweite Säule des Wohlfahrtsstaates gesehen. Dabei geht es im Kern darum, neben der Sicherung eines materiellen auch ein „zeitliches Existenzminimum“ zu sichern. Zeitgerechtigkeit – ein Beitrag zur resilienten Stadt | Caroline Kramer & Dietrich Henckel weiterlesen

WERT/E – Editorial zu Ausgabe 2/2023 | Frank Augustin

Cover-Illustration zu agora42 2/2023 WERT/EIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

WERT/E

Editorial zu Ausgabe 2/2023

Wie schnell sich der Wert von sogenannten Wertpapieren in Luft auflösen kann, hat sich in der Finanzkrise 2007 ff. eindrücklich gezeigt. Auch des Geldes Wert verringert sich ruckzuck bis hin zur völligen Wertlosigkeit, wenn ihm niemand mehr vertraut.

Halb so schlimm, mögen manche denken, denn Geld ist ja kein Grundnahrungsmittel. Allerdings ist deren – unbestreitbar wertvolle – Produktion auf Gedeih und Verderb an ein, gelinde gesagt, labiles Finanzsystem gekoppelt; bricht es zusammen und fallen Banken als Kreditgeber aus, gilt das Gleiche bald auch für Ernten (bzw. deren Verarbeitung und Lieferung). Denn die Pleitewelle erfasst dann auch: landwirtschaftliche Betriebe, Hersteller von Landmaschinen, von Bewässerungssystemen, von Dünge- oder Schädlingsbekämpfungsmitteln, Transportunternehmen aller Art, Ersatzteillieferanten, Brücken- und Straßenbauunternehmen etc. WERT/E – Editorial zu Ausgabe 2/2023 | Frank Augustin weiterlesen

Die Ambivalenz der digitalen Revolution | Heiner Heiland

Rider bei einer LieferungFoto: Henrique Hanemann | unsplash

 

Die Ambivalenz der digitalen Revolution

 Text: Heiner Heiland | veröffentlicht am 23. März 2023

Digitalisierung ist eine technologische Revolution, deren gesellschaftliche Auswirkungen weitreichend und nachhaltig sind. Wohin diese Entwicklung führt, ist dabei nicht vorbestimmt oder gar der Technologie inhärent. Digitalisierung birgt zugleich Potenziale für verstärkte Kontrolle wie für größere Autonomie. Dies zeigt sich besonders in neuen, von Algorithmen gesteuerten Arbeitsformen, in denen auch um die Entwicklungsrichtung der Digitalisierung gerungen wird. Die Ambivalenz der digitalen Revolution | Heiner Heiland weiterlesen

Auf den Umwegen entsteht das Leben | Interview mit Hartmut Rosa

BeschleunigungFoto: Chris Dickens | unsplash

 

Auf den Umwegen entsteht das Leben

Interview mit Hartmut Rosa (Auszug)

„Jede*r ist seines Glückes Schmied“, bekommt man einerseits zu hören, wenn es um die Frage nach dem guten Leben geht. Andererseits quellen die Buchladenregale über von Ratgebern für ein erfolgreiches und gelingendes Leben. Warum befasst sich eine kritische Theorie der Gesellschaft mit dem guten Leben?

Ob Kritische Theorie generell über das gute Leben nachdenken muss, da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Es gibt Vertreter*innen der Kritischen Theorie, die sagen: „Nein, das soll sie gerade nicht. Kritische Theorie sollte auf das Falsche hinweisen und mehr nicht“ – in Anlehnung an den Adorno-Satz „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“. Mir wurde vorgeworfen, ich würde die Kritische Theorie um ihr Wichtigstes bringen, nämlich die reine Negativität. Von einer solchen Position versuche ich mich abzusetzen, denn sonst wird Kritik letzten Endes zum wirkungslosen Nörgeln – „Alles ist schlecht und müsste ganz anders sein und der Kapitalismus ist sowieso ganz böse“. Solche Kritik erzeugt überhaupt keine transformativen Energien. Auf den Umwegen entsteht das Leben | Interview mit Hartmut Rosa weiterlesen