Es fehlt der Raum für Experimente | Hanna Noller

Blick von oben auf StuttgartFoto: Max Böttinger | Unsplash

 

Es fehlt der Raum, in dem experimentiert werden kann

Interview mit Hanna Noller

Frau Noller, Sie sind Gründungsmitglied von Stadtlücken e. V. Mit Ihren Mitstreiter*innen haben Sie in Stuttgart eine urbane Brache – den Österreichischen Platz – ausfindig gemacht und wiederbelebt. Was war dabei das größte Problem? Was sagt das über den Zustand unserer Städte aus?

Gestartet sind wir in das Projekt als junge Gestalter*innen, die sich für eine lebenswerte Stadt Stuttgart engagieren wollten und Lust hatten, ihre Expertise in die Gestaltung ihrer Stadt einzubringen. Um den Österreichischen Platz als urbanes Experimentierfeld zu nutzen, mussten wir die Fläche von der Stadt Stuttgart pachten. Damit ging die gesamte Verantwortung und Haftung für die Fläche von der Stadt an den gemeinnützigen, bis jetzt rein ehrenamtlich arbeitenden Verein über und damit eigentlich an die Vorstände des Vereins, die im Ernstfall mit ihrem Privatvermögen und dem ihrer Familien für Schäden haften würden. Die größte Herausforderung lag somit in der Klärung der verantwortlichen Zuständigkeiten, Haftungsfragen und Versicherungsmöglichkeiten. Es fehlt der Raum für Experimente | Hanna Noller weiterlesen

Einfach Leben | Constanze Eich

Einfach Leben: Mit dem Rucksack in den Bergen?Foto: Lucija Ros | Unsplash

 

Einfach leben – oder was wollt ihr?

Text: Constanze Eich

Wie schön wäre es, einfach zu leben, mit leichtem Gepäck, konkret und unmittelbar. Aber gibt es das einfache Leben wirklich? Verbirgt sich hinter dem „Simplify-your-life“ nur ein rentables Marketingkonzept? Und wer meint es wirklich ernst mit dem einfachen Leben? Klar ist: Es ist nicht so einfach, einfach zu leben. Einfach Leben | Constanze Eich weiterlesen

Editorial zur Ausgabe 1/2021 | Frank Augustin

Ausschnitt des Covers der Ausgabe 1/2021 WAHRHEIT & WIRKLICHKEITCovergestaltung: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Wahrheit & Wirklichkeit

Editorial zur Ausgabe 1/2021

Text: Frank Augustin

Wie es in Wahrheit um die Wirklichkeit bestellt ist, das kann einem meistens ziemlich schnuppe sein – so lange jedenfalls, wie es in der Gesellschaft einigermaßen läuft und keine existenziellen Bedrohungen in Sicht sind. Beides ist jedoch ganz offensichtlich nicht mehr der Fall, und deshalb ist nun Nachdenken angesagt. Editorial zur Ausgabe 1/2021 | Frank Augustin weiterlesen

Solidarität in der postmigrantischen Gesellschaft | Erol Yildiz

Gesellschaft in BewegungFoto: Timon Studler | Unsplash

 

Solidarität in der postmigrantischen Gesellschaft

Text: Erol Yildiz

Eine postmigrantische Perspektive auf die Gesellschaft einzunehmen, bedeutet nicht etwa, eine neue Fachdisziplin einzurichten, sondern eine offene Denkhaltung einzunehmen sowie eine veränderte Praxis der Wissensproduktion auszuüben. Sie ist verbunden mit einer mehrstimmigen Lesart unserer Lebensrealität, wie der Literaturtheoretiker Edward Said sie in seinen Schriften praktiziert hat. Solidarität in der postmigrantischen Gesellschaft | Erol Yildiz weiterlesen

Der Widerspruch hat System | Martin Kornberger

Das System ändern?Foto: Mika Baumeister | Unsplash

 

Keine Aufregung. Der Widerspruch hat System

Text: Martin Kornberger

„Die Paradoxie ist die Orthodoxie unserer Zeit“, schreibt Niklas Luhmann, und nirgends trifft das besser zu als im Fall des Kapitalismus. Der Kapitalismus stellt den betrachter vor eklatante Widersprüche – und zwar mit solcher Regelmäßigkeit, dass der systemisch geschulte Analytiker den Widerspruch erwartet wie einen alten Freund. Doch um welche Widersprüche geht es genau? Und sind sie wirklich alte Freunde? Der Widerspruch hat System | Martin Kornberger weiterlesen

Editorial der Ausgabe 4/2020 | Frank Augustin

Ausschnitt aus dem Cover unserer Ausgabe 4/2020Illustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Editorial der Ausgabe SOLIDARITÄT IN PREKÄROTOPIA

Text: Frank Augustin

Bis vor Kurzem war es kaum vorstellbar, jetzt pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Der Kapitalismus stirbt. Auch wenn der Glaube stark war, mittels wissenschaftlich-technischer Wunderdinge plus ewigem (Geld-)Wachstum in Richtung Paradies auf Erden fortzuschreiten, offenbarte sich dieses Projekt zuletzt als inhaltsleerer Dynamismus, der parasitär von der Substanz überlieferter Werte, Haltungen, Strukturen und natürlicher Ressourcen zehrte, immer sinnlosere Produkte herausschleuderte und immer mehr Menschen in prekäre Arbeits- und Lebensverhältnisse versetzte. Editorial der Ausgabe 4/2020 | Frank Augustin weiterlesen

Hegel | Sebastian Ostritsch

Georg Wilhelm Friedrich HegelIllustration: DBMO – Studio für Gestaltung (verändert)

 

Georg Wilhelm Friedrich Hegel – Widerspruch, Geist und Freiheit

Text: Sebastian Ostritsch

„Alle Dinge“, schreibt der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seiner Wissenschaft der Logik (1812–1816), „sind an sich selbst widersprechend“. Dieser Satz ist für die Ohren vieler Philosophen eine Zumutung, wenn nicht gar ein Skandal. Denn in der philosophischen Zunft ist die Ansicht weit verbreitet, Widersprüche könnten in der Realität überhaupt nicht und im Denken auch nur dem Anschein nach bestehen. Es gibt viele Gründe, warum das Urteil über Hegel in der Fachwelt weit auseinandergeht und er nicht nur zu den berühmtesten, sondern auch zu den berüchtigtsten Denkern des Abendlandes gezählt werden muss. Seine äußert schwer zugängliche und zu Missverständnissen einladende Sprache ist sicherlich einer davon. Vielleicht am meisten zu Hegels kontroversem Status beigetragen hat aber seine Haltung zum Widerspruch, den er scheinbar umstandslos bejahte. Hegel | Sebastian Ostritsch weiterlesen

Das Schwein | von Thomas Macho

Ein Schwein am StrandFoto: Antonio Scant | Unsplash

 

Das Schwein

Text: Thomas Macho

Wie sollen Schweine vorgestellt werden? Als Verwandlungskünstler, die uns einerseits Glück bringen, andererseits Schande? Als Verkörperungen erotischer Anziehung oder sprichwörtlicher Trägheit? Als Symbole der Unordnung und des Schmutzes oder als Ikonen der Sparsamkeit und Hygiene? Als populäre oder streng verbotene Nahrungsmittel? Oder als allianzfähige Tiere, die sich zumindest im sprachlichen Alltag nicht scheuen, mit Bären („Saubären“), Hunden („Schweinehunde“) oder Igeln („Schweinigel“) Bündnisse zu schließen, ganz zu schweigen von den Menschen, den „Schweinepriestern“, „Frontschweinen“, oder „Saukerlen“. Nicht zu Unrecht dichtete Gottfried Benn: „Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch“. Wollte er Menschen oder Schweine beleidigen? Das Schwein | von Thomas Macho weiterlesen