Auf den Umwegen entsteht das Leben | Interview mit Hartmut Rosa

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Auf den Umwegen entsteht das Leben

Interview mit Hartmut Rosa (Auszug)

„Jede*r ist seines Glückes Schmied“, bekommt man einerseits zu hören, wenn es um die Frage nach dem guten Leben geht. Andererseits quellen die Buchladenregale über von Ratgebern für ein erfolgreiches und gelingendes Leben. Warum befasst sich eine kritische Theorie der Gesellschaft mit dem guten Leben?

Ob Kritische Theorie generell über das gute Leben nachdenken muss, da kann man unterschiedlicher Meinung sein. Es gibt Vertreter*innen der Kritischen Theorie, die sagen: „Nein, das soll sie gerade nicht. Kritische Theorie sollte auf das Falsche hinweisen und mehr nicht“ – in Anlehnung an den Adorno-Satz „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“. Mir wurde vorgeworfen, ich würde die Kritische Theorie um ihr Wichtigstes bringen, nämlich die reine Negativität. Von einer solchen Position versuche ich mich abzusetzen, denn sonst wird Kritik letzten Endes zum wirkungslosen Nörgeln – „Alles ist schlecht und müsste ganz anders sein und der Kapitalismus ist sowieso ganz böse“. Solche Kritik erzeugt überhaupt keine transformativen Energien. Auf den Umwegen entsteht das Leben | Interview mit Hartmut Rosa weiterlesen

Das Leben – unausweichlich gemeinsam | Interview mit Rahel Jaeggi

Schriftzug: FreedomFoto: Gayatri Malhotra | unsplash

 

Das Leben – unausweichlich gemeinsam

Interview mit Rahel Jaeggi

Zur Beschreibung des Sozialen verwenden Sie den Begriff der Lebensformen. Was zeichnet Lebensformen aus?

Mit „Lebensformen“ beschreibe ich, ganz ähnlich wie im alltäglichen Sprachgebrauch, eine Reihe sehr unterschiedlicher Formen menschlichen Zusammenlebens. So ist beispielsweise die bürgerliche Kleinfamilie eine Lebensform. Oder es gibt die Lebensform des Städtischen im Gegensatz zu jener der Provinz. Der Lebensformbegriff bezieht sich also – im Gegensatz beispielsweise zum Begriff der Lebensführung – weniger auf individuelle denn auf kollektive Phänomene, also auf sozial geteilte Praktiken. Das Leben – unausweichlich gemeinsam | Interview mit Rahel Jaeggi weiterlesen

STOPP Reichtumsstreben | Christian Neuhäuser

SchließfächerFoto: Jason Pofahl | unsplash

 

STOPP Reichtumsstreben

Text: Christian Neuhäuser

Reichtum ist es etwas Gutes. So scheint es zumindest. Wer will denn nicht reich sein? Reich an Glück beispielsweise. Reich an Freunden, an Liebe, an Gesundheit und natürlich auch an Geld. Geld ist zwar nicht so wichtig wie die anderen Dinge, aber es eröffnet doch Tür und Tor zu wirtschaftlichen Aktivitäten, einem angenehmen Leben und allen möglichen Abenteuern. Warum also sollte man Reichtum mit einem Stoppzeichen versehen? STOPP Reichtumsstreben | Christian Neuhäuser weiterlesen

Gleichberechtigung, Arbeit und das gute Leben | Interview mit Teresa Bücker

Foto aus dem Interview Fotos: Schore Mehrdju

 

Gleichberechtigung, Arbeit und das gute Leben

Interview mit Teresa Bücker

Frau Bücker, Ihre Kolumne im Magazin der Süddeutschen Zeitung heißt „Freie Radikale“. Brauchen wir heute radikale Ideen und wenn ja, warum?

Auf jeden Fall brauchen wir radikale Ideen! In meiner Kolumne versuche ich, den Begriff „radikal“ ein bisschen zu rehabilitieren, weil er meiner Wahrnehmung nach dazu genutzt wurde, um bestimmte Ideen gleich wieder aus dem Diskurs zu verdrängen – im Sinne von: „Das ist zu groß gedacht, das ist sowieso nicht umsetzbar.“ Das beobachte ich vor allem in der Politik. Dabei wäre es gerade die Aufgabe einer progressiven Politik, genau solche Ideen nach vorne zu stellen und Szenarien zu entwerfen, die 20 oder auch 30 Jahre in die Zukunft gehen und sich nicht nur innerhalb eines Fünf-Jahres-Horizonts bewegen. Man sollte mehr darüber sprechen, was wir uns überhaupt vorstellen möchten und was prinzipiell möglich sein könnte – ohne gleich einzuwenden „das scheitert am Geld“ oder „dann geht die Wirtschaft den Bach runter“. Man muss erst einmal Denkräume aufmachen, die es wieder ermöglichen, über das eigene Leben nachzudenken. (…) Gleichberechtigung, Arbeit und das gute Leben | Interview mit Teresa Bücker weiterlesen

Das gute Leben – her damit! Editorial zur Ausgabe 3/2021 | Frank Augustin

Cover-Illustration der Ausgabe 3/2021Illustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

DAS GUTE LEBEN – HER DAMIT!

Editorial zur Ausgabe 3/2021

Leben, zumal gutes, setzt voraus, den Krieg zu beenden – den Krieg, den wir gegen uns selbst führen.

Unser eigener Wille, eine Welt aufrechtzuerhalten, die sich überlebt hat, ist zu unserem größten Gegner geworden. Denn was das gute Leben bringen sollte – BIP-Wachstum, Mehrung materiellen Wohlstands, Priorisierung naturwissenschaftlich-funktionalen Denkens, Steigerung der Aktivität – ist in fataler Wendung zur Bedrohung unserer Lebensgrundlagen und unseres Lebenssinns geworden. Wo seid ihr geblieben, Freiheit, Mut, Liebe, Lebensfreude, Charakterstärke, Überzeugung, Hingabe, Großzügigkeit, Fairness, Gemein- und Eigensinn? Wir sind Mephisto wieder auf den Leim gegangen – der sich dieses Mal nicht als Diktator, wohl aber als alles beherrschendes Diktat in unsere Köpfe und Herzen geschlichen hat. Das gute Leben – her damit! Editorial zur Ausgabe 3/2021 | Frank Augustin weiterlesen