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Leserbrief: Genossenschaftsgesetz
Liebes agora42-Team,
bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe (2/2021; Anm. der Red.) fehlte mir, als BWL-Dozent an einer genossenschaftlich orientierten Hochschule (ADG), ein Verweis oder eine Stimme zum Genossenschaftsgesetz, welches nicht ohne Grund einen sehr hohen Stellenwert in unserer Rechtsprechung und damit auch in dem Diskurs der Thematik „neues Wirtschaften“ innehat, so denke ich. In der Tat konnte ich dann sogar im Autor*innenkreis der vorgestellten SoLaWi dann doch eine konkrete Ausformulierung hierzu finden (vgl. https://solawi-genossenschaften.net/solidarische-landwirtschaft-genossenschaftlich-organisiert/). Denn letztlich erscheinen mir zahlreiche Argumente in dieser Ausgabe zwar gesellschaftspolitisch markant und treffend formuliert (wie immer mit brillanten Köpfen), aber ohne Sachargumente aus dem Gebiet der genossenschaftlichen Betriebswirtschaftslehre, die auf viele der aufgeworfenen Ideen schon seit 1889 (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Genossenschaftsgesetz_%28Deutschland%29) handfeste Antworten und sogar einen eigenen Rechtsrahmen jenseits der Gewinnmaximierung vorlegt. Man denke nur an genossenschaftlich organisierte Agrar- oder auch Bankbetriebe, die seit jeher die Idee des „Prosumers“ postulieren.
Daher argumentiere ich an dieser Stelle, dass wir vielleicht eher das Curriculum betriebswirtschaftlicher Studiengänge auch stärken sollten hinsichtlich des Gedankens des Gemeinwohls und alternativer Rechtsformen. Denn schließlich kreieren wir an unseren Business Schools zum Teil sehr wenig bis gar keinen Anteil sozial eingestellter Unternehmer*innen. Im subjektiven Vergleich dazu nehme ich z. B. an techn. Hochschulen, wo ich auch aktiv bin, sehr stark einen altruistischen Antrieb junger Studierender wahr, die z. B. eine Technologie ökologisch dienlich oder gesellschaftlich verantwortlich entwickeln möchten und erst gar nicht die Frage nach einem Wirtschaften Wöhe’scher Schule stellen. Sie brauchen das unternehmerische Handwerkszeug, neue Unternehmen mit gesellschaftlicher Verantwortung (im Sinne der Neustart-Ausgabe) aufzubauen und zu steuern.
Beste Grüße
Nicolai Krüger