(Wir) Zombies | Georg Seeßlen

Zombie mit MaskeIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

(Wir) Zombies

Text: Georg Seeßlen

Zombie: Mythos und Magie

Der Begriff Zombie entstammt der zentralafrikanischen Bantu-Sprache Kimbundu und leitet sich aus dem Wort „nzùmbe“ ab, das allgemein einen „Totengeist“ bezeichnet, so wie es ihn in jeder Mythologie der Welt gibt: Die klare Grenze zwischen lebend und tot, eine der „primären Unterscheidungen“ bei der Entwicklung von Sprache und Zivilisation, wird durch Wesen infrage gestellt, die nicht wirklich leben und nicht wirklich sterben können. Es gibt eine Schuld für diesen tragischen und gefährlichen Umstand, die bei den Untoten selbst, aber auch bei den Anverwandten (die ihn nicht in der vorgeschriebenen Weise bestatteten und betrauerten) oder schließlich bei finsteren Mächten oder Kulten liegen kann, die sich in die Ur-Ordnung von Leben und Tod einmischen. Wie alle Gespenster, Geister, Wiedergänger, Halbwesen, Untoten und Dämonen ist auch ein „nzùmbe“ teils bedrohlich und teils mitleiderregend. (Wir) Zombies | Georg Seeßlen weiterlesen

Revolution als Notbremse – Walter Benjamin | Eneia Dragomir

Porträt von Walter BenjaminIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Revolution als Notbremse – Walter Benjamin (1892–1940)

Text: Eneia Dragomir

20 Jahre lang begleitete Walter Bendix Schoenflies Benjamin ein Bild des von ihm überaus geschätzten Malers Paul Klee: der Angelus Novus. Klee hatte die Zeichnung im schweizerischen Exil angefertigt, in das er nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik geflohen war. Der 1892 in großbürgerliche Berliner Verhältnisse geborene Benjamin hatte die aquarellierte Zeichnung 1921 erworben, musste sie nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 jedoch auf seiner Flucht nach Paris zurücklassen. 1935 brachten ihm Freunde den Angelus ins französische Exil. Erst als Benjamin 1940 auch Paris vor dem Einmarsch deutscher Truppen verlassen musste, gab er die Zeichnung mit anderen Aufzeichnungen und Texten in die Obhut des befreundeten französischen Intellektuellen Georges Bataille, der sie in der Bibliothèque nationale versteckte. Im September 1940 versuchte Benjamin, über die Pyrenäen nach Lissabon zu fliehen, mit dem Ziel, weiter in die Vereinigten Staaten zu gelangen. In einem spanischen Grenzflecken wurden er und seine Begleiter*innen von der spanischen Polizei festgesetzt. Da in Spanien 1939 faschistische Militärs mit Unterstützung NS-Deutschlands die Republik gestürzt hatten, drohte Benjamin die Auslieferung. Ob sich der Philosoph angesichts dieser Gefahr in der Nacht vom 26. auf den 27. September 1940 mit einer Überdosis Morphium das Leben genommen hat, ist immer noch umstritten. Zweifellos ist es tragisch, denn seine Begleiter*innen konnten ihre Flucht am nächsten Tag fortsetzen. Revolution als Notbremse – Walter Benjamin | Eneia Dragomir weiterlesen

Projekt Weltsystem – „Die Grenzen des Wachstums“ von 1972 | Eneia Dragomir

Der Planet ErdeIllustrationen: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Projekt Weltsystem – „Die Grenzen des Wachstums“ von 1972

Text: Eneia Dragomir

Als earthrise, Erdaufgang, ist die Fotografie der Erdkugel in die Geschichte eingegangen, die am 24. Dezember 1968 von Bord der Apollo 8 gemacht worden ist. Mit einem Mal, so das Time Magazine, sei der Menschheit die Schönheit, Zerbrechlichkeit und Einsamkeit unserer Welt erfassbar geworden. Die Aufnahme wurde zu einem Meilenstein der Umweltbewegung, weil mit ihr die Wirklichkeit der planetaren Grenzen augenscheinlich wurde. Es verwundert nicht, dass das Cover einer wissenschaftlichen Veröffentlichung von 1972, welche auf die Folgen explodierenden Wachstums auf einem begrenzten Planeten aufmerksam machte, auf diese ikonische Aufnahme anspielte: In jenem Jahr wurde der erste Bericht an den Club of Rome unter dem englischen Titel The Limits to Growth veröffentlicht. Bereits etwa zwei Monate später erschien die deutsche Übersetzung: Die Grenzen des Wachstums. Projekt Weltsystem – „Die Grenzen des Wachstums“ von 1972 | Eneia Dragomir weiterlesen