Nick, Nora und die Dividenden oder: Finanzethisches Lob der guten Schmarotzer

Kolumnentitel: Finanz & Eleganz

Nick, Nora und die Dividenden oder
Finanzethisches Lob der guten Schmarotzer

Wer einmal ein unterhaltsames Ökonomie-Buch der Vergangenheit lesen möchte, der sollte zu Thorstein Veblens „Theory of the Leisure Class“ (deutsch: Theorie der feinen Leute. Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen) greifen. In diesem Werk werden die Privilegierten behandelt, die sich nicht mit dem täglichen Broterwerb herumschlagen müssen, sondern ihre Zeit den feineren Dingen des Lebens widmen. Veblen zeigt schön, wie demonstrativer und symbolischer Konsum Status sichert, manchmal sogar unmittelbar ökonomische Vorteile bringt. Er trägt damit zu einem tieferen institutionenökonomischen Verständnis des Wirtschaftens bei, aber auch zu einer Theorie des sozialen und kulturellen Kapitals, die dann später bei Pierre Bourdieu (“Die feinen Unterschiede“) fortgeführt wird. Seine Beschreibung ist oft sarkastisch und beleuchtet die Abgrenzungsmechanismen durchaus im Sinne einer Kritik der Gesellschaft.

Und doch: er bewundert diese Schicht der „happy few“ auch. Und das nicht nur weil er selbst meist arm war. Veblen weist darauf hin, wie viel kreatives Potenzial, künstlerische Energie und intellektuelle Brillianz es nicht gäbe, wenn nicht einige reich geboren würden und sich nach gängiger Auffassung ungewöhnlich nutzlosen Dingen hingeben könnten. Und so nutzlos ist die „leisure class“ ja doch nicht. Mancher tut viel Gutes mit dem Geld oder der Lebenszeit, die es ihm kauft. Nick, Nora und die Dividenden oder: Finanzethisches Lob der guten Schmarotzer weiterlesen