Menschenwürdiger Wohnraum – Das Mietshäuser Syndikat | Interview mit York Runte, Günter Bergmann und Jan Bleckert

Wandschriftzug: "Die Mieten sind zu hoch"Foto: Jon Tyson | unsplash

 

Menschenwürdiger Wohnraum – Das Mietshäuser Syndikat

Die „Mietenkrise“ gehört hierzulande zu den drängendsten Ausprägungen der multiplen Krise der Gegenwart. Das zeigte im letzten Jahr der große Erfolg der Initiative Deutsche Wohnen und Co. enteignen in Berlin. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP will sich mit 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr aus dieser Krise herausbauen – reicht das aus, um die Krise zu lösen?

„Häuser kollektiv aneignen“: Einen Ansatz, bezahlbares und selbstbestimmtes Wohnen zu ermöglichen, stellt das 1992 von ehemaligen Hausbesetzer*innen in Freiburg gegründete Mietshäuser Syndikat dar. Das Haus soll dem Kollektiv der Mieter*innen gehören. Sie sollen ihr Hausprojekt als Kollektiv gestalten, sie sollen es aber nicht irgendwann wieder auf den Markt werfen können – das Syndikat kann das sperren. Längst wird das Syndikat über kleine aktivistische Kreise hinaus wahrgenommen und ist enorm gewachsen. Auf seiner Seite werden 171 bestehende Hausprojekte und 15 Initiativen gelistet.

NACHGEFRAGT BEI YORK RUNTE, GÜNTER BERGMANN UND JAN BLECKERT VOM MIETSHÄUSER SYNDIKAT Menschenwürdiger Wohnraum – Das Mietshäuser Syndikat | Interview mit York Runte, Günter Bergmann und Jan Bleckert weiterlesen

Gegen die Logik der Situation | Elena Goschin

ModellbahnhofFoto: Anton Konstantinov | Unsplash

 

Gegen die Logik der Situation

Der homo oeconomicus und der marktförmige Extremismus

Text: Elena Goschin

Das Modell des homo oeconomicus erklärt in der Mainstream-Ökonomik das Verhalten des Individuums nach der Logik der Situation. Vertreter*innen des Konzepts möchten es nicht als Menschenbild verstanden wissen, und argumentieren, dass es sich um eine wissenschaftliche Abstraktion handelt. Auf der gesellschaftlichen Makroebene fungiert der homo oeconomicus jedoch als repräsentativer Akteur (nicht gegendert, da meist männlich gedacht) und stellt somit eine Reduktion des Menschen dar. Es lohnt sich, näher zu untersuchen, wessen Interessen er implizit vertritt. Gegen die Logik der Situation | Elena Goschin weiterlesen

Was Klimaneutralität wirklich bedeutet | Ulrike Herrmann

Reduce, Reduce, ReduceFoto: Markus Spiske | Unsplash

 

Was Klimaneutralität wirklich bedeutet

Text: Ulrike Herrmann

Ob Klimaforscher oder Politiker: Fast alle hoffen auf „grünes Wachstum“, um Klimaschutz und Kapitalismus miteinander zu vereinen. Doch dies ist eine Illusion. Die Wirtschaft muss schrumpfen, um klimaneutral zu werden. Dafür gibt es sogar ein historisches Modell …

Die Corona-Pandemie macht das Undenkbare denkbar: Plötzlich fliegen kaum noch Flugzeuge, der Ausstoß an Treibhausgasen sinkt, Öl wurde zeitweise zur Ramschware, und viele Länder führten eine Art bedingungsloses Grundeinkommen ein. Der Staat hat allerorts das Sagen, und sogar die Neoliberalen fordern milliardenschwere Konjunkturprogramme. Die Globalisierung scheint genauso beendet wie der ungebremste Kapitalismus. Es wirkt, als wäre ein Weg gefunden, der zu mehr Nachhaltigkeit führt.

Doch dieser Schein trügt. Die Corona-Krise zeigt gerade nicht, wie man den Kapitalismus verlassen kann – sondern beweist im Gegenteil, dass unser Wirtschaftssystem zum Wachstum verdammt ist. Der erste Lockdown im Frühjahr dauerte in den meisten Ländern nur wenige Wochen, und dennoch beliefen sich die Corona-Schäden auf Billionen Dollar. Der Teil-Lockdown im Herbst/Winter wird weitere Milliarden kosten. Längst wären viele Unternehmen pleite und fast alle Beschäftigten arbeitslos, wenn die Staaten nicht permanent neue Hilfsprogramme auflegen würden, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Was Klimaneutralität wirklich bedeutet | Ulrike Herrmann weiterlesen

Der Widerspruch hat System | Martin Kornberger

Das System ändern?Foto: Mika Baumeister | Unsplash

 

Keine Aufregung. Der Widerspruch hat System

Text: Martin Kornberger

„Die Paradoxie ist die Orthodoxie unserer Zeit“, schreibt Niklas Luhmann, und nirgends trifft das besser zu als im Fall des Kapitalismus. Der Kapitalismus stellt den betrachter vor eklatante Widersprüche – und zwar mit solcher Regelmäßigkeit, dass der systemisch geschulte Analytiker den Widerspruch erwartet wie einen alten Freund. Doch um welche Widersprüche geht es genau? Und sind sie wirklich alte Freunde? Der Widerspruch hat System | Martin Kornberger weiterlesen