Leserbrief: Die Zukunft ist offen

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Leserbrief: Die Zukunft ist offen

Mich beschäftigt das Thema „Krise“ , „Gesellschaftlicher Wandel“ und „Umbruch“ seit einigen Jahrzehnten und ich habe in dieser Zeit viel gelesen, selbst geschrieben und mit verschiedenen Menschen gesprochen. Das wir uns in einer sehr weitgehenden Krise befinden, ist vielen Vordenkern bereits seit Ende des 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts bekannt. Auch wenn nicht immer die angemessene Deutung stattgefunden hat, waren es doch hellsichtige Menschen, die gesehen und/oder gespürt haben, dass etwas Neues am Entstehen ist.

Der letzte Schub solcher Visionäre gab es in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts im Rahmen des „New Age“. Auch wenn unter diesem Segel viel Esoterik und Kaffeesatzleserei stattgefunden hat und eine Menge Unsinn verbreitet worden ist, gab es durchaus ernstzunehmende Stimmen, die den Mut hatten, über den Tellerrand hinauszudenken und neue Zugänge zur Wirklichkeit zu ertasten. Mich haben diese Visionäre sehr angesprochen, nicht weil sie immer richtig gelegen hätten, sondern weil sie mit ihrem Mut zur Alternative inspirierend waren.

Es gab ernstzunehmende Naturwissenschaftler, die neue, bis dahin völlig unübliche Zugänge zur Wirklichkeit thematisierten und allein dadurch schon Mut machten, einmal anders hinzuschauen, anders zu denken. Auch in der Soziologie gab es Zugänge zur sozialen Wirklichkeit, die bis dahin kaum jemand zu denken gewagt hätte. In vielen anderen Disziplinen waren mutige, mitunter fast waghalsige Aufbrüche und Gedankengänge erkennbar.

Nun ist es ja so, dass jede Krise ihre Verläufe hat, die man nicht abkürzen kann und die man einfach durchstehen muss. Der wachsende Druck und das Gefühl weitgehender Ausweglosigkeit ist dabei eine Phase, die einfach dazu gehört, aber ohne die man nicht zur Bereitschaft hin wächst, das Alte zu verlassen um etwas Neues zu probieren. Seit den 90er Jahren hat das Denken und Kommunizieren in so genannten „Alternativlosigkeiten“ zugenommen und hat um sich gegriffen wie ein Krebsgeschwür. Durch diesen Umstand, hat sich der Druck in einer ganz beachtlichen Weise erhöht und lässt uns, unbeabsichtigt von den Akteuren, erkennen, dass mit den bestehenden Strukturen und Ansätzen, etwas nicht stimmt, nicht passt und vermutlich auch nicht mehr passen wird. Ganz gleich wieviel man da verändert oder repariert, es geht etwas zu Ende und wir spüren, oft wider Willen, den schwankenden Boden unter unseren Füßen.

Entsprechend gibt es jede Menge Literatur die beschreibt wo überall das Bestehende wegbricht und wie katastrophal alles enden könnte. Nicht das ich nicht glaube, dass es tatsächlich katastrophal enden könnte, aber die Zukunft ist offen und nicht festgelegt und niemand weiß was kommen wird. Mir ist es ein Anliegen mit einer Portion Hoffnung an diese Umbrüche heranzugehen und dieser Hoffnung Stimme und Sprache zu geben. Ihre Zeitschrift ist da eine angenehme und wohltuende Stimme im Chor der Vielen, die lediglich Szenarien des Zerbruchs zelebrieren. Ihr Mut alternativ zu denken und einmal anders an die bestehenden Systeme heranzugehen, ist wohltuend und für mich eine Freude beim Lesen.

Daher werde ich nicht nur die Zeitschrift weitergeben, in der Überzeugung, damit einem Freund etwas Gutes zu tun, sondern auch darüber reden und darauf aufmerksam machen. Es muss nicht alles „richtig“ sein oder „stimmen“, sondern allein die Ermutigung einmal anders zu sehen, anders zu deuten ist gut. Was „richtig“ ist und was nicht, wage ich ohnehin nur mit großer Vorsicht zu behaupten. Aber ob mir jemand Türen öffnet oder sie verschlossen hält, das kann ich sehr wohl wahrnehmen. Ihre Zeitschrift ist ein Türöffner!

In diesem Sinne herzliche Grüße

Peter Münch