Illustration: DMBO – Studio für Gestaltung
Stopp! Neustart
Editorial zur Ausgabe 2/2021
Denken Sie auch oft, die Welt sei verrückt geworden? Und haben Sie manchmal das Gefühl, dass sich das auch nach überstandener Coronapandemie nicht ändern wird?
Nun, ich befürchte, dieses Gefühl trügt nicht. Es spricht alles dafür, dass die Auflösung der bisherigen Normalität auf absehbare Zeit der Normalzustand sein wird.
Man kann insofern die „Optimist*innen“ verstehen, die ein Zurück zur alten Normalität halluzinieren, weil sie befürchten, sonst in ein schwarzes Loch zu fallen. Doch man sollte nicht wider besseres Gefühl handeln und dieser Hoffnung widerstehen. „Hoffnung macht untätig und feige“ – eine brutale Wahrheit, ausgesprochen von der kürzlich verstorbenen Ruth Klüger. Hinzuzufügen wäre vielleicht noch, dass sich Untätigkeit und Feigheit auch im Aktivismus ausdrücken: Das ängstlich-arbeitsame Weiter-so in vielen Branchen steht de facto für geistigen Stillstand und die Furcht vor echter Veränderung. Die Devise muss lauten: Nicht irgendetwas machen, sondern überlegen, welche Dinge man sein lässt. Bei vielen unserer wirtschaftlichen Tätigkeiten liegt man nicht falsch, wenn man sie einfach stoppt.
Trotz allem: Jeder Niedergang kommt an ein Ende. Dann steht die Revolution unserer Lebensverhältnisse an. Wir werden unsere Gesellschaft und Wirtschaft grundsätzlich neu aufstellen müssen, kein Bereich ist davon ausgenommen. Sind wir bereit dafür? Keineswegs – niemand ist das. Dennoch werden wir Schritt für Schritt ins Neue gehen, stärker, als wir zu sein glaubten, und uns Meter für Meter des neu zu vermessenden Landes erschließen. Und unser Leben wird weitaus sinnvoller sein als zuvor.
Ihr Frank Augustin
Chefredakteur
[…] Ruth Klüger. Frank Augustin, Chefredakteur von Agora42, einem philosophischen Wirtschaftsmagazin, fügt hinzu, „dass sich Untätigkeit und Feigheit auch im Aktivismus ausdrücken: Das ängstlich-arbeitsame […]