Zeitgerechtigkeit – ein Beitrag zur resilienten Stadt | Caroline Kramer & Dietrich Henckel

Stadt und MobilitätFoto: Alex Wong | unsplash

 

Zeitgerechtigkeit – ein Beitrag zur resilienten Stadt

Text: Caroline Kramer & Dietrich Henckel | online veröffentlicht am 04.05.2023

In Krisenzeiten wie der gegenwärtigen Coronapandemie ist der Wohlfahrtsstaat in besonderer Weise gefordert. Bislang gründet er auf einer Umverteilung materieller Ressourcen (Geld) und der Sicherung eines materiellen Existenzminimums. Mittlerweile wird jedoch Zeit – die wichtigste immaterielle Ressource – als eine zweite Säule des Wohlfahrtsstaates gesehen. Dabei geht es im Kern darum, neben der Sicherung eines materiellen auch ein „zeitliches Existenzminimum“ zu sichern. Zeitgerechtigkeit – ein Beitrag zur resilienten Stadt | Caroline Kramer & Dietrich Henckel weiterlesen

Das Auto im Kopf | Frank Augustin

Spielzeugauto im SonnenuntergangFoto: Sreekumar P | Unsplash

 

Das Auto im Kopf

Oder: Das Ende einer großen Liebe

Text: Frank Augustin

Die großen Autobauer und ihre Lobby fanden mit ihrem Wunsch nach einer Kaufprämie auch für Verbrenner kein Gehör. Diese ungewohnte Abfuhr ist ein weiteres Zeichen für die Implosion der deutschen Leitindustrie. Deren Niedergang hat auch mit moralischen Verfehlungen und strategischen Fehlentscheidungen zu tun – aber nicht nur. Es geht um Grundsätzlicheres: Das Ende der großen Amour fou zwischen uns Konsument*innen und dem Auto. Das Auto im Kopf | Frank Augustin weiterlesen

Die Macht der Autolobby ist geschwunden | Interview mit Weert Canzler

Welches Autos sollen gekauft werden?Foto: Ryan Searle | Unsplash

 

Die Macht der Autolobby ist geschwunden

Interview mit Weert Canzler

Herr Canzler, gerade wurde heftig darüber debattiert, ob und in welcher Weise der Staat der Autoindustrie unter die Arme greifen soll. Nun ist die von den Autoherstellern vorgeschlagene Abwrackprämie auch für Verbrenner zwar vom Tisch. Stattdessen soll es eine so genannte „Innovationsprämie“ für E-Autos und Hybride geben. Könnte eine solche Prämie ein Schritt zu einer ökologischen Verkehrswende sein?

Ob überhaupt eine Kaufprämie nötig ist, ist die erste Frage. Aber diese Frage wird von kaum jemanden gestellt, Kaufanreize sind offenbar gesetzt. Schauen wir vor diesem Hintergrund auf die Beschlüsse der Bundesregierung zur Konjunkturförderung, sehen wir Licht und Schatten: Nun ist der worst case, dass nämlich auf Halde produzierte Verbrenner mit Steuergeldern „abverkauft werden“, nicht eingetreten. Das ist eine gute Nachricht. Sie zeigt auch, dass die Macht der Autolobby geschwunden ist. Dass aber nun neben reinen E-Autos auch Hybridfahrzeuge, die bekanntlich meistens im Verbrennmodus genutzt werden, zusätzlich gefördert werden sollen und das Dienstwagenprivileg sogar noch ausgeweitet wird, hilft der Verkehrswende nicht. Hilfreich sind aber Investitionshilfen für die Ladeinfrastruktur und die Flottenaustauschprogramme für gemeinnützige Träger und Handwerker. Viele dieser Firmen könnten sofort auf E-Fahrzeuge umstellen, brauchen aber einen Stups. Wenn mit einer Prämie jedoch wirklich Verkehrspolitik im Sinne eines ökologischen Umsteuerns gemacht werden soll, dann ist eine Mobilitätsprämie für den Kauf oder die Reparatur eines Fahrrades oder auch als Zuschuss für die Bahncard und das ÖPNV-Zeitticket sinnvoll. Autos gibt es wahrlich genug. Eine solche Mobilitätsprämie könnte den einen oder die andere dazu bringen, auf das Rad oder auf die Schiene umzusteigen, der oder die sowieso schon mit diesem Gedanken spielt. Noch wichtiger für die Verkehrswende sind allerdings so altbekannte Themen wie der Abbau des Steuerprivilegs für Dieseltreibstoff, mehr und sichere Radwege, eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung und eine nach Antriebsvarianten und Fahrzeuggrößen gestaffelte City-Maut sowie eine konsequente Umschichtung der Verkehrsinvestitionen vom Straßen- auf den Schienenausbau. Das klingt viel langweiliger als eine „Innovationsprämie“, ist aber besser angelegtes öffentliches Geld. Die Macht der Autolobby ist geschwunden | Interview mit Weert Canzler weiterlesen

Gefährliche Liebschaften – Selbstverwirklichung als Social Fracking

Selbstverwirklichung als Ausbeutung?

Foto: Shridhar Gupta | Unsplash

Gefährliche Liebschaften

Selbstverwirklichung als Social Fracking

Text: Ralf M. Damitz

Als Max Weber 1917 in der Münchener Buchhandlung Steinicke seinen berühmten Vortrag „Wissenschaft als Beruf“ hielt, endete er mit einer nietzscheanisch anmutenden Empfehlung für die dort größtenteils anwesenden jungen Studenten: Jeder müsse den „Dämon“ finden, so die pathetischen Schlussworte, „der seines Lebens Fäden hält“. In dieser kurzen Formel steckt ein Programm zur Persönlichkeitsentwicklung und es scheint aktueller denn je. Vielleicht allerdings in anderer Hinsicht, als es der Zeitgeist heute vorsieht: Es geht um das prekäre Verhältnis von Erfolg und Scheitern im Kapitalismus der Gegenwart. Gefährliche Liebschaften – Selbstverwirklichung als Social Fracking weiterlesen