The Dark Mountain Project

„The intelligences inherent in nature are non-linear and not a product of human thought.“

Im Jahr 2009 publizierten die Engländer Dougald Hine und Paul Kingsnorth ein Manifest mit dem Titel Uncivilisation – The Dark Mountain Manifesto. Mit diesem Manifest geht es ihnen um nichts Geringeres, als jene Geschichten zu hinterfragen, die unserer Kultur zugrunde liegen: den Mythos des ewigen Fortschritts, den Mythos, dass der Mensch im Mittelpunkt der weltlichen Ordnung stehe und den Mythos, dass Mensch und „Natur“ getrennt voneinander seien. Die Geschichten, die wir uns erzählen und die Bilder, die wir von uns selbst haben, formen unser Leben und geben ihm seine Richtung, davon sind die Projektmacher überzeugt. Aus diesen Gedanken entstand das Dark Mountain Project, eine Gruppe an Künstlern und Freidenkern, die Bücher publiziert und Veranstaltungen organisiert, um auf künstlerisch-philosophische Weise neue Denkmuster aufzuzeigen.

Sowohl die Bilder als auch die Texte auf der Homepage und in den zahlreichen Publikationen lassen das Projekt in der Tat etwas düster (dark) erscheinen. Dies ist nicht weiter verwunderlich, geht es doch auch um den Abschied vom Glauben an den technologischen und zivilisatorischen Fortschritt – der für viele erst einmal als düster erahnt wird –, der aber gemäß den Autoren ohnehin kommen wird. So wird dem Manifest das Zitat des US-amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson vorangestellt: Die menschliche Rasse wird letztlich an ihrer Zivilisation zugrunde gehen. Gemeint ist damit eine Zivilisation, die alles Menschliche zugunsten einer instrumentellen Rationalität opfert, die vor lauter Fortschrittsfixierung vergisst zu fragen, wohin wir eigentlich wollen.

Doch wäre es falsch das Dark Mountain Project als Selbsthilfegruppe von verzweifelten Pessimisten zu sehen, denn nicht die Kapitulation ist das Ziel des Projektes, sondern vielmehr der Wunsch, den Menschen Mut zu machen, dass trotz des absehbaren Endes unserer Zivilisation nicht alles verloren ist. So endet auch das Manifest mit den Worten: Das Ende der Welt wie wir sie kennen, ist nicht das Ende der Welt.

Nachgefragt bei Dark Mountain Project

You describe your organisational structure as a do-ocracy. What is meant by this?

The wiki definition of a do-ocracy ‚an organisational structure in which individuals choose roles and tasks for themselves and execute them‘. At Dark Mountain we work as a collective or ensemble and decide among ourselves how we should run the organisation/business. We share creative, editorial and administrative roles.

Your intention „to challenge the stories which underpin our civilisation“ is everything but mainstream. Still, do you have the feeling that something has changed in the public discussion over the years towards your direction of thoughts?

This is hard to gauge. The core infrastructure of civilisation’s stories (based on power dynamics/technology/human centrality etc.) is still rarely challenged. In many ways we represent a certain creative take on environmental collapse and species extinction that is covered neither by the mainstream, nor traditional grassroots/NGO activism. But we are no longer considered doom-mongers or ‚crazy collapsitarians‘ as we were at first, and it does seem that a general awareness of the planetary crises we face has become much stronger throughout the world. For example, last year Dark Mountain was invited to speak at a Women and Climate Change conference in London and on BBC Radio 4 after the recent IPCC report – so perhaps something is shifting. It remains to be seen how deep and lasting that trend is.

After ten years: Have you ever felt the need to go beyond creative contemplating? e.g. founding a political party, an NGO …?

No. We are a creative/cultural network and a small publishing business. Dark Mountain was always intended to stand apart from the world of activism and politics, and arguably has been successful precisely because it has done so. Not being prescriptive has allowed us to create a space for a different kind of conversation and has drawn different voices and ideas together that might not have shared a space if it had been encoded with the usual patterns of political language and thought. That said, we don’t discourage activism or political engagement either, and many people who are involved with or support Dark Mountain are active in those spheres.

 

You argue, that one of the big myths of our civilisation is our separation from ’nature‘. How can we rethink the relation between nature and (civilized) human?

Much of our writing and performance work engages with a reconnection with the wild and living planet. Some of this is about shifting our intellectual perspectives and using other faculties to engage with the other-than human world, as part of nature rather than its controller. The intelligences inherent in nature are non-linear and not a product of human thought, and Earth-based ‘uncivilised’ cultures have traditionally used art and storymaking to act as a physical and imaginative bridge to keep in balance with the natural world.

Reading through your publications feels unusual as one is used to a certain language, a certain way of arguing. Is that your intention to use a different way of language to change our thinking? To change the way, we perceive ourselves?

Art and writing use different language from everyday speech or political ideology to bring attention to the deeper values held within a collective. Our manifesto was a challenge for writers and artists and thinkers to respond to social and environmental crises that were being ignored by mainstream culture. In the last ten years of Dark Mountain books and online work and events, we have seen a lot of innovative use of language and artistic form that try to find ways to express the new experiences humans are having at this time in our history on the earth, and to help people imaginatively step outside the old narratives that have driven our world to this state of collapse.

Mehr dazu unter: www.dark-mountain.net

 

Dieses Projekt wird u.a. in der aktuellen agora42 NATUR UND WIRTSCHAFT vorgestellt:

2/2019 NATUR UND WIRTSCHAFT

9,80 

2/2019 NATUR UND WIRTSCHAFT

Hat die moderne Ökonomie die Natur vergessen? Was kann der Mensch aus der Natur lernen? Oder spiegelt unser Bild von „natürlichen Ordnungen“ nur unsere eigenen Ordnungsvorstellungen? Welche Moral lehrt uns die Natur? Ist die maßlose Haltung des „anything goes“ angesichts begrenzter Ressourcen noch haltbar? Und was geschieht mit der Natur im Zeitalter der Virtualität? Auf zu einem neuen Naturverständnis!

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Beschreibung

Was ist „Natur“ überhaupt, fragt gleich zu Beginn dieser Ausgabe Thomas Potthast, Professor für Ethik, Theorie und Geschichte der Biowissenschaften: Ist Natur einfach das, was nicht vom Menschen gemacht ist? Oder ist sie eine Ordnung, die sowohl das Nichtmenschliche wie auch das Menschliche umfasst? Oder bloß eine Vorstellung von Zusammenhängen, die nur im Kopf des Menschen existieren?

Fest steht: Die ökonomische Theorie habe von Beginn an unsere Naturvorstellungen entscheidend mitgeprägt. Dabei galt die Natur nicht immer als bloße Ressource, wie der Ökonom Birger P. Priddat zeigt. Warum hat die moderne Ökonomie die Natur vergessen?

Silja Graupe und Walter Otto Ötsch, Professoren der Cusanus Hochschule, fragen: Welche Lösungen schlagen Ökonomen vor, um dem ökologischen Kollaps zu entgehen? Und warum haben diese Lösungsvorschläge bislang wenig Wirkung gezeigt?

Carola Hesse-Marx, Psychoanalytikerin für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, schreibt: „Der Mensch versucht seine Verantwortung an humanoide Roboter abgeben und in virtuelle Welten abzutauchen“. Künstliche Intelligenz könne den Klimawandel nicht aufhalten – stattdessen sei die Wiederentdeckung der natürlichen Intelligenz gefragt.

Mehrere Millionen Hektar Ackerland verwandeln sich pro Jahr in unfruchtbare Wüsten. Gleichzeitig bekämpft der Mensch eine innere Leere. Tanja Will, Magazinmacherin bei agora42, fragt: Mündet der vehemente Kampf gegen die innere Wüste am Ende in der äußeren Verwüstung?

Im Interview spricht Reinhard Loske, Präsident der Cusanus Hochschule und ehemaliger stellv. Fraktionsvorsitzender bei Bündnis 90/ die Grünen, darüber, ob echte Nachhaltigkeit überhaupt möglich ist und wie gesellschaftliche Institutionen und Strukturen zukunftsorientiert ausgerichtet werden können.

Christoph Sanders und Martin Krobath vom Konzeptwerk Neue Ökonomie meinen: Wie wir mit Natur umgehen, hat direkt etwas mit uns selbst zu tun, mit unserem Bild von der Welt und unserem zwischenmenschlichen Umgang. Sie werfen einen Blick auf neue Naturverhältnisse junger ökologischer Bewegungen („we’re nature defending itself“).

Ameisen gelten als vorbildlich fleißige Tiere. Ein Bibelspruch sagt: „Gehe hin zur Ameise, du Fauler; siehe ihre Weise an und lerne!“ Der Technikphilosoph Eduard Kaeser fragt daher mit einem Augenzwinkern: Welche Moral lehrt uns die Natur?

Die Ernährungswirtschaft müsse vom Kopf auf die Füße gestellt werden meint der Postwachstumsökonom Niko Paech. Allzu lange wurde sie an Wachstum und Fortschritt ausgerichtet und dadurch jeglicher Verantwortung und Kontrolle entzogen. Jetzt sei es Zeit für eine Abkehr von der industriellen Massenproduktion und eine räumliche Begrenzung.