Der Wald im Griff der Menschenwelt
Die Natur und ihre Veränderung
von Lia Polotzek
Weltweit sind etwa 30 Prozent der Landfläche mit Wäldern bedeckt. Der Wald ist jedoch relativ ungleich verteilt: Mehr als die Hälfte des weltweiten Waldbestands befindet sich in Russland, Brasilien, Kanada, den USA und China. Doch Wald ist nicht gleich Wald. Etwas mehr als 33 Prozent der Wälder gelten als Urwälder – die Hälfte davon sind Regenwälder. 60 Prozent sind Naturwälder und knapp sieben Prozent der Wälder weltweit sind sogenannte Plantagenwälder. Das sind Industrieplantagen für die Holz-, Papier- und Zellstoffindustrie und die Produktion von Energie. Sie bestehen aus schnell wachsenden Monokulturen, die mit Düngemitteln und Pestiziden behandelt werden. Obwohl es in der Vergangenheit viel Kritik gab, gelten auch sie in der Definition der Vereinten Nationen als Wald.
Während sich die Waldfläche in Asien, Europa und Nord- und Zentralamerika in den letzten Jahren leicht erhöhte, sinken in Südamerika und auf dem afrikanischen Kontinent die Waldbestände kontinuierlich. Insgesamt wurden seit 1990 weltweit Wälder mit einer Fläche von etwa 240 Millionen Hektar zerstört. Dies ist mehr als die Fläche der Wälder, die sich heute innerhalb der Europäischen Union befindet: Hier ist mit etwa 177 Millionen Hektar knapp 40 Prozent mit Wäldern bedeckt. Am meisten Wald wird heute in Brasilien, der Demokratischen Republik Kongo und in Indonesien abgeholzt. Der rechtspopulistische brasilianische Präsident Bolsonaro startet gerade einen Großangriff auf den brasilianischen Regenwald. Er soll nicht länger geschützt werden, mehrere industrielle Großprojekte sind im Amazonas-Gebiet geplant.
Für die Wirtschaft ist der Wald weltweit eine lukrative Einkommensquelle. Hauptgrund für die Zerstörung der Wälder ist die Umwandlung in landwirtschaftlich bewirtschaftete Fläche, beispielsweise für die Produktion von Soja oder Palmöl. Der Wald selbst wird für die Herstellung von Bau- und Brennmaterial sowie Möbeln und Papier gerodet – jeder zweite industriell gefällte Baum weltweit wird zu Papier. Andere Gründe für die Abholzung sind die Ausweitungen von Minen und der Bau von Großstaudämmen. Dabei macht dem Wald selbst insbesondere der Stickstoff aus der Landwirtschaft und das Schwefeldioxid des Verkehrs zu schaffen.
Wälder sind ein Hort für die Artenvielfalt (>Biodiversität): Rund 80 Prozent aller an Land lebenden Arten befinden sich in Wäldern, 50 Prozent davon in tropischen Regenwäldern. Wälder haben darüber hinaus eine besondere Bedeutung für den Klimaschutz, denn sie speichern die Hälfte allen Kohlenstoffs weltweit. Waldbrände tragen deshalb erheblich zum Kohlenstoffausstoß bei. Rund 15 Prozent der weilweiten Kohlenstoffausstoßes geht auf Waldbrände zurück – Tendenz steigend.