Bilder verändern die Welt – Interview mit Julia Leeb

Bilder verändern die Welt

Interview mit Julia Leeb

Frau Leeb, wir alle kennen die Bilder hungernder Kinder in Afrika, oder der Vögel, die durch Ölkatastrophen zugrunde gehen. Und doch ändert sich nichts. Was für Bilder braucht es, damit wir doch unser Verhalten ändern?

Julia Leeb ist Journalistin, Fotografin und Filmemacherin mit dem Fokus auf der Produktion von Virtual Reality Inhalten. Mehr Infos unter: Julialeeb.com

In der überwältigenden Bilderflut gibt es immer wieder Bilder die unser kollektives Gedächtnis geprägt haben; Bilder, die eine Epoche markieren; Bilder, die einen Wendepunkt im menschlichen Bewusstsein hervorrufen. Ich denke an das nackte Napalm-Mädchen in Vietnam: ein Bild, das das Ende des Krieges einläutete. Bilder wirken länger als Lektüre im Bewusstsein nach. Meine Bilder zum Beispiel wurden archiviert und an den Internationalen Strafgerichtshof weitergegeben. Ein Bild, das das Potenzial hat einen Diktator hinter Gitter zu bringen. Ein positives Beispiel sind die vielen Spendenangebote, die ich nach jeder Bildreportage bekomme. Die Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort verändert sich dadurch. Bilder haben Macht. Bilder verändern die Welt.

Der Maler Georg Monjoie ist der Meinung, dass es zwar zahlreiche Ideen gibt, wie eine andere Gesellschaft aussehen könnte, diese Ideen aber noch keine Gestalt – in der Kunst, Architektur, Stadtplanung, Literatur und Musik – angenommen haben. Kennen Sie visionäre Kunst bzw. Bilder, die das Potenzial haben, diese andere Wirklichkeit zu entwerfen?

Die Idee eine bessere Gesellschaft zu gründen und diese durch großangelegte Stadtplanung und Architektur positiv zu beeinflussen, kenne ich persönlich nur in einem negativen Zusammenhang. Umgesetzte Ideen als Einläuten der Erziehung einer idealen Gesellschaft erfahre ich stets auf Kosten des Individualismus. Nach all meinen Reisen an die unterschiedlichsten Ecken unserer Welt, kommt die europäische Diversität meinem Verständnis von individueller Gestaltungskraft schon recht nahe.

In Zeiten der Bilder- und Informationsflut fällt es schwer, Aktualität von Relevanz zu unterscheiden. Wie kann man in einer solchen Zeit den Überblick bewahren?

Wir sprachen mit Julia Leeb im Vorfeld der Bildungskonferenz BEYOND KNOWLEDGE, die am 8.2.19 in München stattfindet und die wir als Medienpartner begleiten. Sie spricht dort über das Thema „Die Macht der Bilder“.

Die omnipräsenten Bilderfluten können emotional überfordern. Zudem kommt hinzu, dass viele nicht mehr wissen, was echt ist und was aus dem Zusammenhang gerissen oder sogar gefälscht wurde. Ich persönlich habe mir einen reduzierten, aber gezielten Umgang mit seriösen Nachrichten antrainiert und vertiefe einzelne Bereiche. Für die nächsten Generationen wird kein Weg daran vorbeiführen, schon an Grundschulen den Umgang mit Medien zu trainieren.