Illustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

NORMALITÄT

Editorial zu Ausgabe 3/2023

Von wegen normal: Wir sind Teil eines Systems, das uns unglücklich macht und unsere Lebensgrundlagen zerstört. Wir leben in einer toxischen gesellschaftlichen Beziehung, aus der wir uns nicht heraustrauen – weshalb wir unfassbar viel Zeit und Energie darauf verwenden, „vernünftige“ Argumente zu finden, um den Beziehungsirrsinn fortzusetzen.

Das Wichtigste ist jetzt, sich darüber klar zu werden, wo wir in die Irre gegangen sind. Das braucht Zeit, ist aber alternativlos. Dann muss geklärt werden, wie der Ausstieg aus dem Untergang gestaltet werden soll. Nachdenken geht jetzt vor machen, sonst macht man nur Mist.

Nur: In unserem ganz normalen Wahnsinn gibt es harte Konkurrenz. Und die schnappt sich Kund*innen, Marktanteile oder den Arbeitsplatz, während man … na ja … nachdenkt. Da wir zudem die – im Grunde verrückte – Angewohnheit entwickelt haben, alles, auch überlebensnotwendige Dinge, über das windige Geld zu regeln, wird es schnell brisant, wenn die Kohle knapp wird.

Aber muss man Normalität deshalb um jeden Preis erhalten? Nur, weil sie normal ist? Obwohl sie unsere Zukunft ruiniert? Hat sie zuletzt nicht nur noch genervt? Haben wir sie uns nicht schöngeredet, die Schuld für den Schlamassel immer nur einzelnen Phänomenen gegeben – bösen Menschen, blöden Institutionen oder dummen Zufällen? Sind wir nicht vor ihr in den Urlaub geflohen, abgetaucht in Serien und Spiele, haben uns auf unsere Egos und Körper zurückgezogen, dem Handy an den Hals geworfen?

Innerlich haben wir doch schon Schluss gemacht. Wann stehen wir auf, ziehen aus und beginnen ein neues Leben, eines mit Perspektive?

Ihr Frank Augustin
Chefredakteur

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