New Work und (Verantwortungs-)Eigentum hinterfragt: Die versteckten Interessengegensätze der Selbstverwaltung | Rupay Dahm

"Change is Coming" – PlakatFoto: Markus Spiske | unsplash

 

New Work und (Verantwortungs-)Eigentum hinterfragt: Die versteckten Interessengegensätze der Selbstverwaltung

Text: Rupay Dahm | Gastbeitrag

Was alternative Unternehmen von der Philosophie Chantal Mouffes und deutschen Gerichten lernen können.

In Zeiten unterbrochener Lieferketten und sich von Hitzewelle zu Waldbrand spürbar verschärfender Klimakrise wird die Suche nach regional verwurzelten, ressourcenschonenden Wirtschaftsweisen virulenter. So stechen in Berlin dieses Jahr gleich drei Konferenzen hervor, die nicht zuletzt das Privateigentum an Unternehmen und deren Gewinnorientierung in Frage stellen: Nach der Enteignungskonferenz im Mai findet Anfang September eine Konferenz zum sogenannten „Verantwortungseigentum“ und im Oktober der Vergesellschaftungskongress in Berlin statt. New Work und (Verantwortungs-)Eigentum hinterfragt: Die versteckten Interessengegensätze der Selbstverwaltung | Rupay Dahm weiterlesen

ZEIT – Editorial zu Ausgabe 4/2022 | Frank Augustin

Cover-Illustration der Ausgabe 4/2022 – ZEITIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

ZEIT

Editorial zu Ausgabe 4/2022

Sie ist vorbei, die eine, die allgemeine Zeit; die Zeit, die nur eine Richtung kannte und an der alles ausgerichtet wurde; die unter der Last des Versprechens, es würde künftig besser werden, zusammengebrochen ist. Nun stehen wir vor ihren Trümmern. Zukunft ist von der Verheißung für einige zur Bedrohung für alle geworden. ZEIT – Editorial zu Ausgabe 4/2022 | Frank Augustin weiterlesen

STOPP Reichtumsstreben | Christian Neuhäuser

SchließfächerFoto: Jason Pofahl | unsplash

 

STOPP Reichtumsstreben

Text: Christian Neuhäuser

Reichtum ist es etwas Gutes. So scheint es zumindest. Wer will denn nicht reich sein? Reich an Glück beispielsweise. Reich an Freunden, an Liebe, an Gesundheit und natürlich auch an Geld. Geld ist zwar nicht so wichtig wie die anderen Dinge, aber es eröffnet doch Tür und Tor zu wirtschaftlichen Aktivitäten, einem angenehmen Leben und allen möglichen Abenteuern. Warum also sollte man Reichtum mit einem Stoppzeichen versehen? STOPP Reichtumsstreben | Christian Neuhäuser weiterlesen

Menschenwürdiger Wohnraum – Das Mietshäuser Syndikat | Interview mit York Runte, Günter Bergmann und Jan Bleckert

Wandschriftzug: "Die Mieten sind zu hoch"Foto: Jon Tyson | unsplash

 

Menschenwürdiger Wohnraum – Das Mietshäuser Syndikat

Die „Mietenkrise“ gehört hierzulande zu den drängendsten Ausprägungen der multiplen Krise der Gegenwart. Das zeigte im letzten Jahr der große Erfolg der Initiative Deutsche Wohnen und Co. enteignen in Berlin. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP will sich mit 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr aus dieser Krise herausbauen – reicht das aus, um die Krise zu lösen?

„Häuser kollektiv aneignen“: Einen Ansatz, bezahlbares und selbstbestimmtes Wohnen zu ermöglichen, stellt das 1992 von ehemaligen Hausbesetzer*innen in Freiburg gegründete Mietshäuser Syndikat dar. Das Haus soll dem Kollektiv der Mieter*innen gehören. Sie sollen ihr Hausprojekt als Kollektiv gestalten, sie sollen es aber nicht irgendwann wieder auf den Markt werfen können – das Syndikat kann das sperren. Längst wird das Syndikat über kleine aktivistische Kreise hinaus wahrgenommen und ist enorm gewachsen. Auf seiner Seite werden 171 bestehende Hausprojekte und 15 Initiativen gelistet.

NACHGEFRAGT BEI YORK RUNTE, GÜNTER BERGMANN UND JAN BLECKERT VOM MIETSHÄUSER SYNDIKAT Menschenwürdiger Wohnraum – Das Mietshäuser Syndikat | Interview mit York Runte, Günter Bergmann und Jan Bleckert weiterlesen

Grundeigentum überwinden | Timo Rieg

BaustelleFoto: Erik Zünder | unsplash

 

Grundeigentum überwinden

 Text: Timo Rieg

Slums und Flüchtlingslager, latenter Hunger und latente Existenzangst, die Rodung von Urwäldern und die Plünderung von Bodenschätzen haben eine gemeinsame Ursache, jedenfalls zu einem erheblichen Teil: den Glauben an das Recht auf Eigentum an Grund und Boden bzw. die absolute Verfügungsgewalt über eine Ressource, die jedes Lebewesen benötigt. Grundeigentum überwinden | Timo Rieg weiterlesen

Imperial Way of Life | Lia Polotzek

BohrungFoto: Badibanga Roger | Unsplash

 

Imperial Way of Life

Text: Lia Polotzek

Das Konzept der imperialen Lebensweise zeigt auf, wie unser tägliches Handeln und Sein zusammenhängt mit globalen Machtverhältnissen und der Art und Weise wie wir wirtschaften. Was ist die imperiale Lebens- und Produktionsweise? Wie kommen wir von der imperialen zur solidarischen Lebensweise?

Es liegt ein Schleier über den Dingen, die uns täglich umgeben. Über den Autos, dem Kopfsteinpflaster, den Handys, der eigenen Kleidung. Im Alltag wird dieser Schleier nur selten gelüftet. Und doch kennen wir alle das vage Unbehagen darüber, was sich darunter verbirgt und welche Auswirkungen die Dinge in unserem alltäglichen Leben tatsächlich haben. Wir kennen die Bilder von einstürzenden Textilfabriken in Bangladesch und den Minen im Kongo. Wir kennen die Geräusche von Kettensägen im Amazonas. Und wir wissen, dass das etwas mit uns zu tun hat. Aus den Medien und von der Politik hören wir häufig, dass wir anders konsumieren sollen, mehr Bio und fair gehandelt, vielleicht auch insgesamt etwas weniger. Wir sollen unsere Stimme erheben, indem wir mit dem Einkaufszettel abstimmen. Ob sich dadurch ein gutes Leben für alle Menschen schaffen lässt, ist jedoch mehr als fraglich. Denn unter dem Schleier verbirgt sich neben den oberflächlichen Phänomenen der Ausbeutung von Menschen in Minen und Fabriken und der Zerstörung von Regenwäldern noch etwas ganz Anderes: Ungleiche Machtverhältnisse und eine ungerechte Produktionsweise, die wie fest eingeschlagene Pflöcke diese Lebensweise stützen und systematische Veränderungen im Moment fast unmöglich machen. Imperial Way of Life | Lia Polotzek weiterlesen

Gegen die Banalisierung der Philosophie | Interview mit Roxana Rentsch & Lukas Kiemele

BibliothekFoto: Susan Q Yin | unsplash

 

Gegen die Banalisierung von Philosophie

Interview mit Roxana Rentsch & Lukas Kiemele | Narabo Podcast

Woher rührt euer Interesse an der Philosophie und was erhofft ihr euch von der Beschäftigung mit ihr?

Wir sind beide unabhängig voneinander zur Philosophie gekommen, weil wir nach einer Perspektive gesucht haben, uns kritisch mit Argumentationen, Ideengeschichte und auch mit den eigenen Vorstellungen auseinandersetzen zu können. Das Interesse an einer solchen Perspektive entstand aus einer ganz bestimmten Erfahrung heraus. Wir lernen in unseren eigenen Überzeugungen und auch in der Beschäftigung mit disziplinär abgeschlossenen Wissenschaften oftmals Paradigmen und Weltbilder anzunehmen, ohne uns zuvor genauer mit dieser Metaebene zu beschäftigen. Das wird zu einem Problem, wenn wir nicht mehr in der Lage sind, unsere Standpunkte zu begründen, sie analytisch zu zerlegen und in einen größeren Kontext einzubetten. In der Schule hat uns beiden die Vermittlung dieser Kompetenz gefehlt, weshalb wir zur Philosophie gekommen sind. Unsere Hoffnung für die Beschäftigung mit der Philosophie besteht darin, dass wir das kritische und transparente Denken und Hinterfragen für uns festigen können und durch Wissenschaftskommunikation dazu beitragen, einige weitere Menschen auch für Philosophie zu begeistern. Gegen die Banalisierung der Philosophie | Interview mit Roxana Rentsch & Lukas Kiemele weiterlesen

Freiheit für Fortgeschrittene: Schlafen und Warten | Friederike Gräff

Ein schlafender WaschbärFoto: Elizabeth Iies | unsplash

 

Freiheit für Fortgeschrittene: Schlafen und Warten

Text: Friederike Gräff

Auf die Anfrage, ob ich einen Text über Schlaf und Warten als Fluchträume aus unserer kapitalistischen Dauerbetriebsamkeit schreiben wolle, antwortete ich mit der Rückfrage, ob es dafür ein Honorar gebe. Das ist in der Zusammenschau lustig, aber es fügt zur ersten Frage noch eine zweite hinzu: Wollen, können wir eigentlich fliehen? Aber, um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Was macht den Schlaf und das Warten überhaupt zu Zuständen, die anders sind als unser übriger Alltag? Freiheit für Fortgeschrittene: Schlafen und Warten | Friederike Gräff weiterlesen

Die Passive Revolution der Finanzbranche | Kai Schumann

HochhäuserFoto: Jeffrey Blum | unsplash

 

Die Passive Revolution der Finanzbranche

Text: Kai Benedikt Schumann | Gastbeitrag

New York, 14. September 2008. Mit über 20 Grad ist es ein spätsommerlicher Tag, bis gegen Abend Wolken aufziehen und den metaphorischen Rahmen für die Ereignisse dieser Nacht schaffen. In den frühen Morgenstunden des Montags meldet die Investment Bank Lehman-Brothers Insolvenz an und stürzt die Welt in die schwerste Börsen- und Wirtschaftskrise seit dem schwarzen Freitag im Jahr 1929. Tausende Amerikaner*innen verlieren ihre Immobilien, Milliarden Dollar an Vermögen werden vernichtet. Die Schockwellen waren nicht nur in Amerika zu spüren, sondern setzten auch die Eurostaaten unter Druck.

Als sich nach turbulenten Jahren der Staub legte, förderte die Aufarbeitung viele Faktoren zu Tage, die zur Entstehung der Krise beigetragen hatten. Identifiziert wurden unter anderen eine exzessive Risikobereitschaft der Banken, die Hochrisikokredite in strukturellen Finanzprodukten bündelten, fehlerhafte Ratings der Ratingagenturen und die mangelhafte Überwachung von Unternehmensmanagern*innen durch die Aktionäre*innen. Infolgedessen kam es zu einer stärkeren Regulierung der Banken, die durch Stresstests und durch höhere Rückstellungen widerstandsfähiger gemacht werden sollten. Die Passive Revolution der Finanzbranche | Kai Schumann weiterlesen

Ein Besser-als-Bisher reicht nicht aus | Interview mit dem Konzeptwerk Neue Ökonomie

Illustration der Rubrik "Zukunft für alle"Illustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Ein Besser-als-Bisher reicht nicht aus

Interview mit Mia Smettan und Ruth Krohn vom Konzeptwerk Neue Ökonomie

Zehn Jahre Konzeptwerkt Neue Ökonomie – herzlichen Glückwunsch! Was sind die wichtigsten Lehren, die ihr aus diesen zehn Jahren zieht? Und worauf wollt ihr den Schwerpunkt eurer Arbeit in den nächsten Jahren legen?

Es gibt vieles, was wir in den letzten Jahren gelernt haben. Zum Beispiel: Das Infragestellen aktueller gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Verhältnisse ist immer ein Prozess. Als Konzeptwerk analysieren wir zwar intensiv politische Geschehnisse und entwerfen Alternativen für eine sozial-ökologische Zukunft, aber wir können keine fertigen Antworten geben. Stattdessen ist es unser zentrales Anliegen Menschen aus der Zivilgesellschaft, soziale Bewegungen, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen zusammen zu bringen um gemeinsam Bildungsangebote, Räume und Perspektiven für eine Transformation zu schaffen. Uns ist es dafür immer wichtiger geworden, Wirtschaft und Gesellschaft ganzheitlich zu denken. Wir arbeiten daher zu Postwachstum UND zu Fragen von Diskriminierung und Macht. Es geht darum, sowohl ökologisch nachhaltig als auch machtsensibel zu denken. Ein Besser-als-Bisher reicht nicht aus | Interview mit dem Konzeptwerk Neue Ökonomie weiterlesen