Märkte, Macht und Mikrokämpfe | Interview mit Joseph Vogl

Graffiti: Demokratie in Gefahr?Foto: unsplash

 

Märkte, Macht und Mikrokämpfe

Interview mit Joseph Vogl (gekürzt) | online veröffentlicht am 13.01.2024

Herr Vogl, Sie haben 2010 ein Buch mit dem Titel Das Gespenst des Kapitals veröffentlicht – was ist am Kapital gespenstisch?

Der Titel hat verschiedene Konnotationen. Er spielt auf der einen Seite auf das „Gespenst des Kommunismus“ an, jene berühmte Formulierung des Kommunistischen Manifests. Auf der anderen Seite meine ich mit „Gespenst“ das spezifische Wiedergängertum des Kapitals, seine Zukunftssüchtigkeit. Kapital ist aus dieser Perspektive etwas, das die Zukunft beleiht und durch diese Beleihung der Zukunft unmittelbar in die Gegenwart hereinreicht. Es macht sich also nicht wie in älteren Schauergeschichten eine vergangene Schuld durch ein blutiges Gespenst in der Gegenwart bemerkbar und pocht auf eine rückwirkende Behebung, sondern es sind künftige Schulden, die aus der Zukunft in die Gegenwart zurückkommen – das ist das Gespenst des Kapitals. Diese Zukunft richtet in der Gegenwart tatsächlich etliches an Schlamassel an. Märkte, Macht und Mikrokämpfe | Interview mit Joseph Vogl weiterlesen

Gespräch mit Thomas Jörder | Bernd Villhauer

Euroskulptur vor dem EurotowerFoto: Hans Braxmeier | Pixabay

 

„Ich beschloss, das zu verändern“

Ein Gespräch mit Thomas Jörder

Fragen: Bernd Villhauer

Bei verschiedenen Kongressen und Tagungen ist mir ein freundlicher Herr aufgefallen, der ohne Zweifel Teil der Finanzbranche ist, aber doch eben eher wie ein Freibeuter auch Teil der Seefahrt ist – eben ein unabhängiger Denker: Thomas Jörder. Schon seit Jahren denkt er über ein „besseres Geldsystem“ nach und teilt hier einige Gedanken mit mir: Gespräch mit Thomas Jörder | Bernd Villhauer weiterlesen

Die Nase von John Pierpont Morgan oder: Wie erfühlen wir Finanzmärkte?

Kolumnentitel: Finanz & Eleganz

Die Nase von John Pierpont Morgan
oder: Wie erfühlen wir Finanzmärkte?

J.P. Morgan (1837-1913) war einer der bedeutendsten Bankiers des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Nicht nur als Gründer des gleichnamigen Bankhauses, das bis heute zu den wichtigsten Finanzinstitutionen der Welt gehört, sondern auch als Mitgestalter und Ideengeber für die industrielle Gründerzeit der USA.

Seine Reorganisation der Eisenbahnbranche, die Schaffung des Trusts US Steel (zu der Zeit die größte Aktiengesellschaft weltweit) sowie die Anschubfinanzierungen für die entstehende Autoindustrie zeigen, dass er die Grundlagen für das schuf, was später die industrielle Basis Amerikas wurde.

Morgan war ein hässlicher Mann. Er war zwar von eindrucksvoller Statur, hatte dunkle Augen, deren Blitzen berühmt war und strahlte eine aggressive Intelligenz aus, der sich viele Zeitgenossen nicht gewachsen sahen. Aber er hatte auch ein Problem: seine Nase. Die Nase von John Pierpont Morgan oder: Wie erfühlen wir Finanzmärkte? weiterlesen