wusoa GmbH: Biogas für Kleinbauern
Auch Kleinvieh macht Mist.
Biogas – was ist das? Heutzutage oft ein Ärgernis, wenn man sieht, wie riesige landwirtschaftliche Flächen ver(sch)wendet werden, um darauf Mais zur Biogasproduktion anzubauen, statt diese Flächen für die Lebensmittelproduktion zu nutzen. Dies hat nicht nur katastrophale Folgen für die Biodiversität, sondern hinterlässt zumeist auch ausgelaugte Böden. Doch wäre es völlig falsch, Biogas auf dieses ökologische Desaster zu reduzieren, denn das Grundprinzip einer Biogasanlage ist sehr sinnvoll: Aus vorhandenen und nicht anders verwertbaren organischen Rest- und Abfallstoffen wie etwa Biomüll, Grünschnitt, Speiseabfällen aus der Gastronomie, Gülle und Abwasser kann man Biogas gewinnen – ein verlässlicher Gas-, Wärme- und Stromlieferant im Alltag.
So stellt sich die Frage, warum hauptsächlich Biogasanlagen gebaut wurden, die mit Maissilage betrieben werden? Wie so oft liegt das daran, dass nicht eine ökologisch sinnvolle Lösung forciert wird, sondern primär die kurzfristige Maximierung der Rendite: So bringt Maissilage ungefähr den zehnfachen Gasertrag wie beispielsweise Rindergülle. Und da negative externe Effekte – Verwüstung der Landschaft bei Mais-Monokulturen – in unserer Wirtschaft nicht bepreist werden, wurden bis zur Novelle des Erneuerbaren Energiegesetzes (EEG) 2014 hauptsächlich Biogasanlagen gebaut, die mit Maissilage betrieben werden. Als das EEG zugunsten von Kleinbiogasanlagen geändert wurde, die mit Rest- und Abfallstoffen betrieben werden, kam der Bau von Biogasanlagen so gut wie zum Erliegen. Das ist zutiefst bedauerlich, denn das Energiepotenzial organischer Rest- und Abfallstoffe zur Biogasgewinnung liegt allein in Deutschland bei circa 43,1 Milliarden Kilowattstunden Strom. Zum Vergleich: Im Jahr 2012 erzeugten die deutschen Atomkraftwerke insgesamt 99,46 Milliarden Kilowattstunden Strom.
Vor diesem Hintergrund sollten wir uns dringend Gedanken darüber machen, wie dieses Potenzial gehoben werden kann. Einer, der das tut, ist Martin Falger, der im Biosphärenpark Großes Walstertal im österreichischen Vorarlberg lebt. Als er herausfand, dass die Bergbauern im Tal ihre Gülle nicht zur Biogaserzeugung nutzen, weil sich das nicht rechnet, gab er sich mit dieser Antwort nicht zufrieden. Stattdessen kündigte er seinen Job bei Siemens und versuchte, die Biogasanlage neu zu erfinden. Sein Ziel: Biogas aus organischen Rest- und Abfallstoffen soll die Bedeutung erlangen, die ihm gebührt.
Nachgefragt bei Martin Falger
Herr Falger, Ihr Ziel war es, eine Biogasanlage zu entwickeln, die es jedem Landwirt ab 15 Kühen ermöglicht, sein eigenes Gas zu erzeugen. Damit dies gelingt, haben Sie bei der Neuentwicklung eines Rührwerks angesetzt – warum?
Der größte Stromverbrauch einer Biogasanlage – rund 55 Prozent – entfällt auf die Rührtechnik. Um Biogasanlagen rentabler zu machen, erschien es mir sinnvoll, bei der Rührtechnik anzusetzen. Zumal die eingesetzte Rührtechnik sich in den letzten 200 Jahren nicht grundlegend verändert hat. Im Prinzip handelt es sich immer noch um einen Propeller.
Was unterscheidet das von Ihnen entwickelte bionische Rührwerk von den üblichen Rührwerken?
Ein Großteil der Energie von herkömmlichen Rührwerken geht in Form von Verwirbelungen verloren. Man kennt das vom Schiffspropeller, wo der Antrieb eigentlich nur dafür sorgen soll, dass man vorwärtskommt. Stattdessen entstehen zusätzlich riesige Verwirbelungen im Wasser. Bei der Entwicklung des bionischen Rührwerks orientierten wir uns am Strömungs- und Verdrängungsverhalten von Enten, die sich sehr effizient im Wasser bewegen. Diese Effizienz ist direkt messbar. So hat eine Studie der Uni Hohenheim gezeigt, dass das bionische Rührwerk bis zu 80 Prozent weniger Energie braucht als herkömmliche Propellerrührwerke. Zudem müssen meistens mehrere Propellerrührwerke in den Behältern eingesetzt werden, um eine optimale Durchmischung zu gewährleisten. Je nach Behältergröße können wir mit der Umstellung auf das bionische Rührwerk bis zu drei Rührwerke einsparen!
Was kann noch getan werden, um die Biogasanlage attraktiver für Kleinbauern zu machen? Was hat es mit dem Modulbaukasten auf sich?
Die modulare Kleinbiogasanlage ist mein Konzept, um es Bauern zu ermöglichen, ab einem Bestand von 15 Kühen ihre Abfallstoffe zur Energiegewinnung zu nutzen. Dabei handelt es sich um ein Standardmodul, das größtenteils aus Holz gefertigt ist, und inklusive Technik auf einem Sattelschlepper geliefert werden kann. Je nach Größe kann der Bauer ein oder mehrere Module betreiben. Gerade in der heutigen Zeit, in der Landwirte ihre Betriebe flexibel an sich rasch verändernde Rahmenbedingungen anpassen müssen, ist das modulare System der perfekte Einstieg in den Biogassektor.
Ich bin Bauer und möchte das neue Rührwerk in meiner Biogasanlage testen – geht das?
Kein Problem, schicken Sie mir einfach eine E-Mail: m.falger@wusoa.com
Ist es denkbar, dass eines Tages auch Kleinbiogasanlagen für Privathaushalte oder Städte effizient genug sind, um Strom aus Fäkalien und Kompost zu gewinnen?
An der Technik scheitert es schon heute nicht, wohl aber an dem Willen und anderer Prioritäten der Verantwortlichen, dass diese ökologisch äußerst sinnvolle Form der Energiegewinnung standardmäßig in der Stadtplanung zum Einsatz kommt. Das Ziel sollte sein, die anfallenden Stoffe wie Biomüll, Grünschnitt etc. dort zu verarbeiten, wo sie anfallen, und sie nicht – wie derzeit praktiziert – über lange Strecken zu den zentralen Großanlagen zu transportieren. Das führt nur zu mehr Verkehr und einer größeren Belastung für die Anwohner, die in der Nachbarschaft einer solchen Anlage wohnen.