Hegel | Sebastian Ostritsch

Georg Wilhelm Friedrich HegelIllustration: DBMO – Studio für Gestaltung (verändert)

 

Georg Wilhelm Friedrich Hegel – Widerspruch, Geist und Freiheit

Text: Sebastian Ostritsch

„Alle Dinge“, schreibt der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seiner Wissenschaft der Logik (1812–1816), „sind an sich selbst widersprechend“. Dieser Satz ist für die Ohren vieler Philosophen eine Zumutung, wenn nicht gar ein Skandal. Denn in der philosophischen Zunft ist die Ansicht weit verbreitet, Widersprüche könnten in der Realität überhaupt nicht und im Denken auch nur dem Anschein nach bestehen. Es gibt viele Gründe, warum das Urteil über Hegel in der Fachwelt weit auseinandergeht und er nicht nur zu den berühmtesten, sondern auch zu den berüchtigtsten Denkern des Abendlandes gezählt werden muss. Seine äußert schwer zugängliche und zu Missverständnissen einladende Sprache ist sicherlich einer davon. Vielleicht am meisten zu Hegels kontroversem Status beigetragen hat aber seine Haltung zum Widerspruch, den er scheinbar umstandslos bejahte. Hegel | Sebastian Ostritsch weiterlesen

Wir sind nur so sicher wie die Schwächsten unter uns | Fragen an Mira Bierbaum, Thomas Gebauer und Nicola Wiebe

SchirmeFoto: Gizem Uğurlu | Unsplash

 

Wir sind nur so sicher wie die Schwächsten unter uns

Fragen an Dr. Mira Bierbaum, Thomas Gebauer und Nicola Wiebe

Die Krisen und Katastrophen türmen sich vor uns auf: Die Corona-Pandemie, wachsende soziale Ungleichheiten (global wie national) und die Klimakatastrophe, die sich nicht mehr nur am fernen Horizont abzeichnet. Diese Krisen sind miteinander verbunden, meinen Sie – wie das?

Thomas Gebauer (TG): Der Klimawandel, die Vernichtung von Lebensgrundlagen durch Krieg und Vertreibung und jetzt eine Pandemie, die sich in Windeseile über den Globus ausbreiten konnte und deren Folgen noch gar nicht absehbar sind – all das steht im Zusammenhang einer Politik, die dem ökonomischen Kalkül Vorrang vor den Rechten der Menschen eingeräumt hat. Wir sind nur so sicher wie die Schwächsten unter uns | Fragen an Mira Bierbaum, Thomas Gebauer und Nicola Wiebe weiterlesen

Church of Money | Anna Steward

Anna Steward als GeldpilgerinFoto: Natasha Vicars

 

Church of Money – eine Geldpilgerreise

Text: Anna Steward

Die Künstlerin Anna Steward hatte sich 2014 auf eine Geld-Pilgerreise begeben, über die ein Film entstanden ist: Church of Money. Als Geld-Pilgerin hat sie die heiligen Orte des Geldes besucht und versucht, den Glauben an das Geld zu definieren. Church of Money | Anna Steward weiterlesen

Gespräch mit Thomas Jörder | Bernd Villhauer

Euroskulptur vor dem EurotowerFoto: Hans Braxmeier | Pixabay

 

„Ich beschloss, das zu verändern“

Ein Gespräch mit Thomas Jörder

Fragen: Bernd Villhauer

Bei verschiedenen Kongressen und Tagungen ist mir ein freundlicher Herr aufgefallen, der ohne Zweifel Teil der Finanzbranche ist, aber doch eben eher wie ein Freibeuter auch Teil der Seefahrt ist – eben ein unabhängiger Denker: Thomas Jörder. Schon seit Jahren denkt er über ein „besseres Geldsystem“ nach und teilt hier einige Gedanken mit mir: Gespräch mit Thomas Jörder | Bernd Villhauer weiterlesen

Geld prägt unsere Form zu leben | Eske Bockelmann

Pay as you wishFoto: Aneta Pawlik | Unsplash

 

„Geld prägt unsere Form zu leben“

Fragen an Eske Bockelmann

Herr Bockelmann, „Das Geld ist nichts“, behaupten Sie in Ihrem neuen Buch Das Geld. Wie ist das zu verstehen? Dass so viele Menschen nach nichts streben, erscheint kaum nachvollziehbar.

Das Geld ist nichts, insofern es in nichts besteht. Geld wird in Zahlen und Summen auf Konten verzeichnet, wo ja offensichtlich rein gar nichts liegt, und trotzdem „besteht“ Geld in diesen reinen Zahlen aus nichts. Gleichzeitig ist dieses nichts aber mit einer ganz besonderen Macht ausgestattet, nämlich mit der Macht, sich in jede Art von etwas tauschen zu lassen. Als quantifiziertes nichts ist Geld die umfassende Zugriffsmacht auf jederlei etwas. Und von dieser Zugriffsmacht hängen wir heute ab, hängt unser Leben ab: Denn nur mit Geld und mit dem entsprechenden Quantum an Geld kommen wir bekanntlich zu dem, was wir alles zum Leben benötigen oder haben wollen. Geld prägt unsere Form zu leben | Eske Bockelmann weiterlesen

Das Schwein | von Thomas Macho

Ein Schwein am StrandFoto: Antonio Scant | Unsplash

 

Das Schwein

Text: Thomas Macho

Wie sollen Schweine vorgestellt werden? Als Verwandlungskünstler, die uns einerseits Glück bringen, andererseits Schande? Als Verkörperungen erotischer Anziehung oder sprichwörtlicher Trägheit? Als Symbole der Unordnung und des Schmutzes oder als Ikonen der Sparsamkeit und Hygiene? Als populäre oder streng verbotene Nahrungsmittel? Oder als allianzfähige Tiere, die sich zumindest im sprachlichen Alltag nicht scheuen, mit Bären („Saubären“), Hunden („Schweinehunde“) oder Igeln („Schweinigel“) Bündnisse zu schließen, ganz zu schweigen von den Menschen, den „Schweinepriestern“, „Frontschweinen“, oder „Saukerlen“. Nicht zu Unrecht dichtete Gottfried Benn: „Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch“. Wollte er Menschen oder Schweine beleidigen? Das Schwein | von Thomas Macho weiterlesen

Über eine andere Zukunft sprechen und nachdenken | Interview mit Ronja Morgenthaler

Pappschild: Make our planet great againFoto: Christian Lue | Unsplash

 

Über eine andere Zukunft sprechen und nachdenken

Interview mit Ronja Morgenthaler vom Konzeptwerk Neue Ökonomie

In Ihrem Projekt „Zukunft für alle“ haben sich Teilnehmende Ihrer „Zukunftswerkstätten“ die Frage gestellt, wo sie im Jahre 2048 aufwachen würden, was sie dann essen und wo sie arbeiten würden. Warum 2048? Warum überhaupt die futurologische Fragestellung?

Über eine andere Zukunft zu sprechen und nachzudenken ist dringend notwendig. Wir leben in einer Gesellschaft voller Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und ungleicher Machtverteilung. Das kann und darf so nicht bleiben. Wenn wir die Klimakrise stoppen und globaler Ungerechtigkeit etwas entgegensetzen wollen, müssen wir unser Wirtschaftssystem umbauen. Über eine andere Zukunft sprechen und nachdenken | Interview mit Ronja Morgenthaler weiterlesen

„Eine radikale Verschiebung der Verantwortung und des Risikos“ | Interview mit Yulia Lokshina

Filmstill aus Regeln am Band, bei hoher GeschwindigkeitFoto: Filmstill aus Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit (2020) ©wirFILM

 

„Eine radikale Verschiebung der Verantwortung und des Risikos“

Interview mit Yulia Lokshina

In unserer neuen Ausgabe CORONA & DIE ZOMBIEWIRTSCHAFT wird das junge Werk der Filmemacherin Yulia Lokshina besprochen, zu dem das A.K.T; in Pforzheim eine Ausstellung unter dem Titel „Risikogruppen“ macht. Wir haben mit Yulia Lokshina über den Aspekt des Risikos in ihrem Werk und über ihren neuen Film Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit gesprochen, der die „Parallelwelt“ osteuropäischer Arbeitskräfte in der deutschen Fleischindustrie thematisiert. „Eine radikale Verschiebung der Verantwortung und des Risikos“ | Interview mit Yulia Lokshina weiterlesen

Editorial der Ausgabe 3/20 | Frank Augustin

Banner: CORONA 6 DIE ZOMBIEWIRTSCHAFTIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Editorial der Ausgabe CORONA & DIE ZOMBIEWIRTSCHAFT

Text: Frank Augustin

Irgendwie kommt es mir vor, als ob wir bei agora42 immer schon Zombiestudien betrieben hätten – widmeten wir uns doch einem System, das zombiehaft fortexistiert hat, obwohl es seit dem ökonomischen Kollaps von 2007/08 eigentlich tot war. Seitdem haben wir es nicht bloß mit einer Finanz-, Wirtschafts- und Staatskrise, sondern mit einer Sinnkrise zu tun, die alle Bereiche unseres Lebens betrifft. Editorial der Ausgabe 3/20 | Frank Augustin weiterlesen

Das Auto im Kopf | Frank Augustin

Spielzeugauto im SonnenuntergangFoto: Sreekumar P | Unsplash

 

Das Auto im Kopf

Oder: Das Ende einer großen Liebe

Text: Frank Augustin

Die großen Autobauer und ihre Lobby fanden mit ihrem Wunsch nach einer Kaufprämie auch für Verbrenner kein Gehör. Diese ungewohnte Abfuhr ist ein weiteres Zeichen für die Implosion der deutschen Leitindustrie. Deren Niedergang hat auch mit moralischen Verfehlungen und strategischen Fehlentscheidungen zu tun – aber nicht nur. Es geht um Grundsätzlicheres: Das Ende der großen Amour fou zwischen uns Konsument*innen und dem Auto. Das Auto im Kopf | Frank Augustin weiterlesen