Der Druck muss viel stärker werden – Interview mit Jakob von Uexküll

Der Druck muss viel stärker werden

Interview mit Jakob von Uexküll

 

Herr von Uexküll, Sie sind der Überzeugung, dass Lösungen für die großen Herausforderungen bereits existieren. Warum verschärfen sich dennoch die großen Probleme wie etwa der Klimawandel oder die Ungleichheit?

Jakob von Uexküll ist Gründer des World Future Council (2007) und des Right Livelihood Award (1980), der auch als “Alternativer Nobelpreis” bezeichnet wird. Foto: Karl Gabor

Weil der politische Druck nicht stark genug ist. Wir freuen uns über existierende Lösungen, sogenannte „best practises“. Aber ohne „best policies“, das heißt verbindliche beispielhafte Gesetze, gehen die Veränderungen viel zu langsam. Daher habe ich den World Future Council (Weltzukunftsrat) gegründet, um solche Gesetze bekannter zu machen und weltweit zu verbreiten helfen.

Der alternative Nobelpreis wurde häufig an Personen und Projekte aus Entwicklungsländern vergeben. Sind die Menschen dort innovativer als in den gesättigten Volkswirtschaften?

Gezwungenermaßen ist das oft so. Aber dieser Preis schafft auch ein Gleichgewicht, denn es gibt schon viele Preise für Projekte der Industriestaaten.

Viele Probleme sind durch die Art und Weise entstanden, wie wir wirtschaften. Brauchen wir eine neue Art des Wirtschaftens, die nicht auf Wachstum basiert, damit sich wirklich etwas ändert?

Vieles muss noch schneller wachsen, zum Beispiel die erneuerbaren Energien auf allen Gebieten. Aber Wachstum auf Kosten unserer Lebensgrundlagen geht nicht mehr.

Wenn wir unsere Gesellschaft radikal verändern, bedeutet das, dass diejenigen auf Profite und Einfluss verzichten müssen, die vom derzeitigen System profitieren. Wie realistisch ist das?

Der Druck muss viel stärker werden, zum Beispiel durch Proteste der Jugend, wie wir es jetzt in mit den Klima-Schulstreiks erleben. Die Folgen des Klimawandels werden sonst bald so katastrophal, dass unsere Gesellschaften zusammenbrechen werden. Wieviel Profit und Einfluss gibt es auf einem unbewohnbaren Planeten?