Hegel | Sebastian Ostritsch

Georg Wilhelm Friedrich HegelIllustration: DBMO – Studio für Gestaltung (verändert)

 

Georg Wilhelm Friedrich Hegel – Widerspruch, Geist und Freiheit

Text: Sebastian Ostritsch

„Alle Dinge“, schreibt der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel in seiner Wissenschaft der Logik (1812–1816), „sind an sich selbst widersprechend“. Dieser Satz ist für die Ohren vieler Philosophen eine Zumutung, wenn nicht gar ein Skandal. Denn in der philosophischen Zunft ist die Ansicht weit verbreitet, Widersprüche könnten in der Realität überhaupt nicht und im Denken auch nur dem Anschein nach bestehen. Es gibt viele Gründe, warum das Urteil über Hegel in der Fachwelt weit auseinandergeht und er nicht nur zu den berühmtesten, sondern auch zu den berüchtigtsten Denkern des Abendlandes gezählt werden muss. Seine äußert schwer zugängliche und zu Missverständnissen einladende Sprache ist sicherlich einer davon. Vielleicht am meisten zu Hegels kontroversem Status beigetragen hat aber seine Haltung zum Widerspruch, den er scheinbar umstandslos bejahte.

Hegel und seine Kritiker: Wer ist hier der Scharlatan?

Die Liste der philosophischen Gegner, die in Hegels Theorie des Widerspruchs eine Bankrotterklärung des vernünftigen Denkens sahen und sehen, ist lang. Zu den bekanntesten zählen Hegels Zeitgenosse Arthur Schopenhauer (1788–1860) und der Begründer des Kritischen Rationalismus Karl Popper (1902–1994). Schopenhauer, der in höchst amüsanten Beleidigungstiraden Hegel unter anderem als „platten, geistlosen, ekelhaft-widerlichen, unwissenden Scharlatan“ bezeichnet hat, muss allerdings vor allem als persönlicher (statt als sachlicher) Gegner des Gescholtenen gelten. Denn es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es dem Pessimisten Schopenhauer, dessen Glück, wie Friedrich Nietzsche einmal bemerkte, gerade im Ausleben seines Zorns bestand, sauer aufgestoßen war, dass Hegel die gefeierte und allseits beachtete Geistesgröße Berlins war, während sich für ihn in der preußischen Hauptstadt kaum jemand wirklich interessierte. Aufrichtigerer Natur ist wohl die Motivation der Kritik Poppers. Allerdings trifft sie nicht Hegel, sondern eine Karikatur. Aus Hegels These, dass es reale und gedankliche Widersprüche gibt, wird bei Popper nämlich die Unterstellung, dass sich Hegel einer „dialektischen Methode“ bediene, die darin bestünde, widersprüchliche Aussagen – These und Antithese – zugleich für gleichermaßen wahr zu erklären und beide in einer pseudologischen Synthese zu verknüpfen. Mit einer derartigen „Logik“ lasse sich, so Popper, alles begründen, weshalb die Dialektik aus wissenschaftlicher Sicht wertlos sei. Mehr noch, die Dialektik sei gefährlich, denn mit ihr ließe sich, zumindest dem Scheine nach, alles rechtfertigen, etwa auch totalitäre Staatsformen; und genau dies habe Hegel dann auch getan, als er in seiner Rechtsphilosophie (1820) eine gegen Freiheit und Individualität gerichtete Staatsvergottung gepredigt habe, der zufolge das Individuum nichts und der Staat alles sei. Beidem, sowohl Poppers Darstellung der Dialektik als auch seiner gesellschaftsphilosophischen Kritik an Hegel, muss widersprochen werden.

Dialektik oder das Denken auf Umwegen

Die Behauptung, der Dialektik ginge es darum, widersprüchliche Aussagen (These und Antithese) für gleichermaßen wahr zu erklären, ist schlicht falsch und lässt sich an Hegels Werken nicht belegen. Überhaupt findet sich die Rede von „These, Antithese und Synthese“ in der Studienausgabe von Hegels Werken genau einmal und zwar an einer Stelle, an der Hegel Immanuel Kant für die Verwendung dieses „geistlosen Schemas der Triplizität“ angreift. Poppers Missverständnisse belegen für Hegel im Besonderen, was allgemein gilt: Selber lesen lohnt sich! Wer selbst liest, merkt nämlich schnell, dass es bei Hegel nie darum geht, mit einer vorgefertigten Methoden-Schablone an ein bestimmtes Thema heranzutreten. Im Gegenteil, Hegels „Methode“ ist höchst flexibel und dabei so einfach wie radikal: Es gilt, die innere Logik eines Gedankens bis in seine äußerste Konsequenz hin zu verfolgen und zu betrachten, wohin er führt. Die Hauptaufgabe des Philosophen sieht Hegel dabei darin, die eigenen subjektiven Einfälle und Assoziationen vom Denken fernzuhalten und voreilige Schlüsse zu vermeiden. Hält man sich erfolgreich auf diese Weise zurück, dann offenbart sich, dass die Grundbegriffe des Denkens – von „Identität“ bis „Individuum“, von „Sein“ bis „Substanz“ – keine voneinander isolierten, selbstgenügsamen Einheiten sind. Im Gegenteil: Konsequent zu Ende gedacht, schlagen sie gewissermaßen von selbst in etwas Anderes – in ihre Negation beziehungsweise ihr Gegenteil – um.

Man muss nun gar nicht tief in die Hegel’sche Philosophie eintauchen, um zu verstehen, welches Phänomen gemeint ist. Es genügt bereits, sich einer alten römischen Spruchweisheit zu erinnern, die uns vor allem durch Cicero bekannt ist: Summum ius, summa iniuriaDas höchste Recht ist zugleich das höchste Unrecht. Wo bis zum Äußersten auf dem juridischen Recht, der positiven Gesetzgebung beharrt wird, ohne den Blick für mögliche Ausnahmen, Härtefälle oder den Gnadenakt zu haben, kann das Recht in Unrecht umschlagen – man denke nur an das sture Rechtsbeharren des Shylock aus Shakespeares Kaufmann von Venedig. Aber Dialektik erschöpft sich nicht darin, solche Umschlagsbewegungen des Denkens zu konstatieren. Es geht ihr vielmehr darum, denkend über solche Widersprüche hinaus zu gelangen. Für die Rede vom „ungerechten Recht“ heißt dies etwa, folgenden Zusammenhang zu erkennen: Die Möglichkeit, dass positives Recht ungerecht sein kann, offenbart, dass Gerechtigkeit ein überpositives Element besitzen muss. Denn nur vom Standpunkt überpositiver Gerechtigkeit aus kann positives Recht selbst wieder als gerecht oder ungerecht bezeichnet werden. Oder anders ausgedrückt: Um wirklich zu begreifen, was Recht eigentlich ist, bedarf es des geistigen Umwegs über den Begriff des Unrechts.

Aber nicht nur abstrakte Kategorien wie „das Recht“ bergen einen Widerspruch in sich. Wie das eingangs genannte Zitat bezeugt, sind es nach Hegel alle Dinge, die widersprüchlich sind. Was ist damit gemeint? Betrachten wir zum besseren Verständnis einen beliebigen Gegenstand, beispielsweise einen Fußball. Dieser Fußball kann nun offenbar prinzipiell Träger widersprüchlicher Eigenschaften sein. So kann er sowohl aufgepumpt als auch platt sein. Nun könnte man einwenden, dass er aber ja nie zugleich aufgepumpt und platt sein kann. Aufgepumpt und platt sein kann ein und derselbe Ball nur innerhalb eines Prozesses. Damit verschwindet der Widerspruch aber nicht völlig, sondern wird gewissermaßen nur auf den Prozess ausgelagert. Wenn nämlich ein Übergang vom Aufgepumptsein zum Plattsein stattfinden soll, dann muss es einen Umschlagspunkt geben, in dem die widersprüchlichen Eigenschaften in ein und demselben Ball zusammenfallen. Zeitliche Prozesse sind daher nach Hegel als Vermittlungen von Widersprüchen zu begreifen, Widersprüchen, die den Dingen selbst innewohnen.

Hegel lehrt also, anders als Popper und andere unterstellten, nicht die Verherrlichung des logischen Widerspruchs, sondern die Vermittlung und Überwindung von Widersprüchen, seien sie geistig-begrifflicher oder realer Natur.

Ein Schwabe als preußischer Staatsphilosoph

Nicht nur Denken ist nach Hegel Vermittlung und Umweg, sondern auch das Leben selbst. Ablesen lässt sich das auch an Hegels eigener Biographie. Hegel wird am 27. August 1770 in Stuttgart als Sohn eines herzoglichen Finanzbeamten und der Nachfahrin einer wohlbetuchten württembergischen Familie geboren. Nach seiner Schulzeit in Stuttgart wird er am berühmten Tübinger Stift ausgebildet, das er – übrigens eine kaum zu überschätzende philosophiehistorische Begebenheit! – zusammen mit dem Dichter Friedrich Hölderlin und dem Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling besucht. Als Magister der Philosophie und Theologie verschlägt es Hegel zuerst als Hauslehrer nach Bern und Frankfurt (1793–1800). Sein jüngerer, aber deutlich erfolgreicherer Freund (und späterer philosophischer Erzrivale) Schelling holt ihn schließlich als Privatdozenten nach Jena (1801–1807), wo er mit der Phänomenologie des Geistes sein erstes großes Werk verfasst. Aber der Fuß ist aus der akademischen Tür auch schnell wieder draußen, als Napoleon mit seinen Truppen in die Stadt einzieht. Hegel muss zum Broterwerb das Metier wechseln und wird für ein Jahr Redakteur der Bamberger Zeitung. Mit Hilfe eines Freundes gelangt Hegel als nächstes nach Nürnberg, wo er neun Jahre lang (1808–1816) dem Egidiengymnasium als Rektor vorsteht. Während seiner Nürnberger Zeit heiratet Hegel Marie von Tucher, die ihm zwei Söhne, Karl und Immanuel, schenkt. Hegels erstes Kind, das er unehelich mit seiner Jenaer Vermieterin gezeugt hatte, wird erst spät, aber niemals vollständig von ihm anerkannt. In Nürnberg entsteht das vielleicht wichtigste Werk Hegels, die zweibändige Wissenschaft der Logik. 1816 erfolgt schließlich auch die akademische Anerkennung: Hegel wird als Professor für Philosophie nach Heidelberg berufen. Seine Studenten rätseln nicht nur über Hegels tiefe Gedanken, sondern auch über seine eigentümliche Sprache, die sich aber, wie im Fall des mysteriösen Ausdrucks „ebbes“, manchmal bloß als schwäbischer Dialekt („ebbes“ = „etwas“) erweist. Trotz Hegels, gelinde gesagt, mangelnder rhetorischer Brillanz ist sein akademischer Erfolg nicht mehr aufzuhalten. Im Jahr 1818 folgt der Ruf auf die Nachfolge des Lehrstuhls von Johann Gottlieb Fichte nach Berlin. Hegel wird zum geistigen Zentrum der Stadt, ja ganz Preußens. Bürger, Militärs, Politiker, Wissenschaftler, kurz: alle Leute von Rang und Namen strömen in Hegels Vorlesungen. Bei jeder Opernpremiere, jeder Ausstellungseröffnung lautet die Frage: „Was denkt Hegel?“. Die Popularität Hegels geht so weit, dass König Friedrich Wilhelm III. die öffentliche Berichterstattung über private Feiern verbieten lässt. Der Grund: Hegels Geburtstagfest im Jahre 1826 hatte für größeres Pressecho gesorgt als das Wiegenfest von Durchlaucht. Die 1820 veröffentlichte Rechtsphilosophie, in der Hegel den dialektischen Zusammenhang zwischen Natur- beziehungsweise Vernunftrecht einerseits und dem Recht, wie es sich in historisch gewachsenen Gesellschaften verwirklicht, andererseits erörtert, bringt ihm später den Ruf des preußischen Staatsphilosophen ein. Auch als vermeintlicher preußischer Staatsphilosoph bleibt Hegel aber Schwabe. Heinrich Heine, der bei Hegel Vorlesungen hört, irritiert er mit seiner schwabentypischen „Bruddligkeit“; als der junge Heine sich eines Abends zu einer schwärmerischen Huldigung des Sternenhimmels hinreißen lässt, murrt der anwesende Hegel zu Heines Entsetzen nur: „Die Sterne, hum! hum! die Sterne sind nur ein leuchtender Aussatz am Himmel.“ Hegel stirbt am 14. November 1831 an einem Magenleiden.

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Geist und Freiheit

Hegels Dasein als schwäbischer Preuße zeugt von einer uns allen vertrauten, bei näherer Betrachtung aber verblüffenden Eigenheit unseres Lebens als Personen: Wir sind in der Lage, nicht nur höchst Unterschiedliches, sondern auch Gegensätzliches zu einer biographischen Einheit zu verschmelzen. Diese versöhnende Kraft ist Signum dessen, was Hegel „Geist“ nennt. Hegels „Geist“ ist kein Gespenst, keine transzendente Größe, nichts außerhalb der Welt oder unserer selbst. „Geist“ meint vielmehr das uns allen bekannte Phänomen, dass wir den zufälligen Umständen unserer Existenz nicht wehrlos ausgeliefert sind. Geist zu sein, heißt, dass wir uns zu inneren und äußeren Fremdeinflüssen verhalten, sie uns aneignen und daraus unser Leben machen können, ja machen müssen. Hierin besteht nach Hegel unsere Freiheit. Freiheit ist daher nicht in völliger Ungebundenheit, in einem absoluten Losgelöstsein von allen Bestimmungen zu suchen. Eine solche Freiheit ist leer und bedeutungslos. Frei zu sein, heißt aber auch nicht, sich blind mit etwas oder jemandem zu identifizieren. Statt sich in einer Sache oder Person zu verlieren, sind wir genau dort frei, wo wir uns selbstbestimmt auf eine Sache oder eine Person einlassen, sodass diese Sache oder Person zu einem Teil unserer Identität wird, ohne sie jedoch zu erschöpfen. Hegels wohl eingängigstes Beispiel für eine Form der Freiheit ist die „Freundschaft und Liebe“. Denn in von Freundschaft und Liebe geprägten Beziehungen „ist man“, so Hegel, „nicht einseitig in sich, sondern man beschränkt sich gern in Beziehung auf ein Anderes, weiß sich aber in dieser Beschränkung als sich selbst.“ Hegels Freiheitsbegriff zielt damit gewissermaßen auf die gesunde Mitte zwischen den falschen Alternativen von atomisierter Ichfixierung einerseits und selbstvergessener Hörigkeit andererseits.

Weil selbstverantwortete Bindung wesentlich zur menschlichen Geistigkeit beziehungsweise Freiheit dazugehört, kann es einen freien Menschen im Singular nach Hegel nicht geben. Als freie Individuen sind wir notwendigerweise auf die Anderen, die gesellschaftlichen Institutionen und in letzter Instanz den Staat verwiesen: Nur im Rahmen gesellschaftlicher Institutionen können wir selbstbestimmte Bindungen eingehen und zum Beispiel Eheleute, Eltern, Vereinsmitglieder, Kollegen oder Abgeordnete sein. Nur vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Seins (einer „Sittlichkeit“, wie sich Hegel ausdrückt) ist eine individuelle Existenz möglich. Es ist diese Einsicht, dass der Mensch nur dank und nicht trotz der Gesellschaft ein Individuum ist, die Popper und andere zur Behauptung verdreht haben, Hegel opfere den Einzelnen auf dem Altar des Staates.

Wer Hegels Gedanken versteht, dass Freiheit im Zusammenspiel von Individuum und Gesellschaft zustande kommt, der kann auch nachvollziehen, warum Hegel den Ausdruck „Geist“ nicht nur für Individuen gebraucht. Die gesellschaftlichen Institutionen sind „objektiver Geist“, das heißt kollektive Formen menschlicher Freiheit, ohne die der „subjektive Geist“ Einzelner keinen Halt hätte. Der objektive Geist in Form menschlicher Gesellschaften fällt aber nicht vom Himmel, sondern ist das Resultat geschichtlicher Entwicklungen. Der Geist hat daher eine nicht zu vernachlässigende historische Komponente. Hegel folgert daraus aber nicht, dass Geist und Freiheit nur das Produkt historischer Zufälle sind. Im Gegenteil: Hegel behauptet, dass die Geschichte sich aus philosophischer Sicht als vernünftiger Prozess erweist, in dem der Mensch in zunehmendem Maße seine eigene Freiheit erkennt und verwirklicht oder in Hegels Worten: „Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit.“

Hegels Philosophie des Geistes endet aber nicht beim subjektiven und objektiven Geist. Zur Geistigkeit des Menschen gehören darüber hinaus auch Praktiken der Selbstreflexion, wie Kunst, Religion und Philosophie. Dies sind Tätigkeiten, mithilfe derer wir uns darüber vergewissern, was es eigentlich heißt, geistig und frei zu sein. Aber auch damit noch nicht genug: Im krassen Gegensatz zur gegenwärtigen philosophischen Mode, die Natur und nicht den Geist als die eigentliche Wirklichkeit anzunehmen, ist für Hegel auch die Natur nur „das Andere des Geistes“ und somit gewissermaßen Geist im embryonalen Stadium. Die Idee einer materiellen Substanz jenseits aller Geistigkeit ist für Hegel letztlich inkonsistent. In Wahrheit gibt es nach Hegel nichts, was nicht von Geist durchzogen und auf Freiheit hin angelegt wäre. Für den Geist gibt es kein Außen, oder anders formuliert: Der Geist ist das Absolute.

Philosophie ohne Slogans

Vor dem Hintergrund dieser Ausführungen zu Freiheit und Geist ist es verführerisch, resümieren zu wollen, dass Hegel also „Idealist“ sei. Das ist zwar sicherlich nicht falsch, aber es wäre gänzlich unhegelianisch, wenn man meinen würde, mit einer solchen Etikettierung automatisch auch schon etwas verstanden zu haben. Hegels Dialektik, wir erinnern uns, mahnt nämlich gerade an, uns auf die innere Logik und Bewegung von Gedanken einzulassen und dabei zu erkennen, wie Gedanken über sich selbst auf andere hinausweisen. Worauf es bei Hegel damit letztlich ankommt, ist der Gesamtzusammenhang des Denkens – genauer: dass wir diesen Denkzusammenhang selbst aktiv nachvollziehen. Hegels Philosophie wendet sich daher gegen ein philosophisches Schubladendenken, das das Nachplappern von Slogans mit Erkenntnis verwechselt. Hegels berühmter und vielzitierter Satz „Das Wahre ist das Ganze“ warnt damit auch vor der eigenen Verschlagwortung. ■

Sebastian Ostritsch
Sebastian Ostritsch ist Philosoph. Er lehrt und arbeitet an den Universitäten Stuttgart und Tübingen. Neben dem deutschen Idealismus interessiert er sich für die Themen „Existenz“, „Zeit und Ewigkeit“ sowie die Ethik des Computerspiels. 2014 wurde seine Dissertation Hegels Rechtsphilosophie als Metaethik bei Mentis veröffentlicht. 2018 ist sein gemeinsam mit Andreas Luckner verfasstes Buch Existenz bei De Gruyter erschienen und im Hegel-Jahr ist sein Buch Hegel: Der Weltphilosoph bei Propyläen erschienen.
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