Das Schwein | von Thomas Macho

Ein Schwein am StrandFoto: Antonio Scant | Unsplash

 

Das Schwein

Text: Thomas Macho

Wie sollen Schweine vorgestellt werden? Als Verwandlungskünstler, die uns einerseits Glück bringen, andererseits Schande? Als Verkörperungen erotischer Anziehung oder sprichwörtlicher Trägheit? Als Symbole der Unordnung und des Schmutzes oder als Ikonen der Sparsamkeit und Hygiene? Als populäre oder streng verbotene Nahrungsmittel? Oder als allianzfähige Tiere, die sich zumindest im sprachlichen Alltag nicht scheuen, mit Bären („Saubären“), Hunden („Schweinehunde“) oder Igeln („Schweinigel“) Bündnisse zu schließen, ganz zu schweigen von den Menschen, den „Schweinepriestern“, „Frontschweinen“, oder „Saukerlen“. Nicht zu Unrecht dichtete Gottfried Benn: „Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch“. Wollte er Menschen oder Schweine beleidigen? Das Schwein | von Thomas Macho weiterlesen

Über eine andere Zukunft sprechen und nachdenken | Interview mit Ronja Morgenthaler

Pappschild: Make our planet great againFoto: Christian Lue | Unsplash

 

Über eine andere Zukunft sprechen und nachdenken

Interview mit Ronja Morgenthaler vom Konzeptwerk Neue Ökonomie

In Ihrem Projekt „Zukunft für alle“ haben sich Teilnehmende Ihrer „Zukunftswerkstätten“ die Frage gestellt, wo sie im Jahre 2048 aufwachen würden, was sie dann essen und wo sie arbeiten würden. Warum 2048? Warum überhaupt die futurologische Fragestellung?

Über eine andere Zukunft zu sprechen und nachzudenken ist dringend notwendig. Wir leben in einer Gesellschaft voller Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung und ungleicher Machtverteilung. Das kann und darf so nicht bleiben. Wenn wir die Klimakrise stoppen und globaler Ungerechtigkeit etwas entgegensetzen wollen, müssen wir unser Wirtschaftssystem umbauen. Über eine andere Zukunft sprechen und nachdenken | Interview mit Ronja Morgenthaler weiterlesen

„Eine radikale Verschiebung der Verantwortung und des Risikos“ | Interview mit Yulia Lokshina

Filmstill aus Regeln am Band, bei hoher GeschwindigkeitFoto: Filmstill aus Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit (2020) ©wirFILM

 

„Eine radikale Verschiebung der Verantwortung und des Risikos“

Interview mit Yulia Lokshina

In unserer neuen Ausgabe CORONA & DIE ZOMBIEWIRTSCHAFT wird das junge Werk der Filmemacherin Yulia Lokshina besprochen, zu dem das A.K.T; in Pforzheim eine Ausstellung unter dem Titel „Risikogruppen“ macht. Wir haben mit Yulia Lokshina über den Aspekt des Risikos in ihrem Werk und über ihren neuen Film Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit gesprochen, der die „Parallelwelt“ osteuropäischer Arbeitskräfte in der deutschen Fleischindustrie thematisiert. „Eine radikale Verschiebung der Verantwortung und des Risikos“ | Interview mit Yulia Lokshina weiterlesen

Editorial der Ausgabe 3/20 | Frank Augustin

Banner: CORONA 6 DIE ZOMBIEWIRTSCHAFTIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Editorial der Ausgabe CORONA & DIE ZOMBIEWIRTSCHAFT

Text: Frank Augustin

Irgendwie kommt es mir vor, als ob wir bei agora42 immer schon Zombiestudien betrieben hätten – widmeten wir uns doch einem System, das zombiehaft fortexistiert hat, obwohl es seit dem ökonomischen Kollaps von 2007/08 eigentlich tot war. Seitdem haben wir es nicht bloß mit einer Finanz-, Wirtschafts- und Staatskrise, sondern mit einer Sinnkrise zu tun, die alle Bereiche unseres Lebens betrifft. Editorial der Ausgabe 3/20 | Frank Augustin weiterlesen

Das Auto im Kopf | Frank Augustin

Spielzeugauto im SonnenuntergangFoto: Sreekumar P | Unsplash

 

Das Auto im Kopf

Oder: Das Ende einer großen Liebe

Text: Frank Augustin

Die großen Autobauer und ihre Lobby fanden mit ihrem Wunsch nach einer Kaufprämie auch für Verbrenner kein Gehör. Diese ungewohnte Abfuhr ist ein weiteres Zeichen für die Implosion der deutschen Leitindustrie. Deren Niedergang hat auch mit moralischen Verfehlungen und strategischen Fehlentscheidungen zu tun – aber nicht nur. Es geht um Grundsätzlicheres: Das Ende der großen Amour fou zwischen uns Konsument*innen und dem Auto. Das Auto im Kopf | Frank Augustin weiterlesen

Die Karriere und ihr Erfolg | Michael Andrick

Erfolgsleere im Büro?Foto: Kate Sade | Unsplash

 

Die Karriere und ihr Erfolg

Text: Michael Andrick

Die Hingabe vieler Zeitgenossen an Karriere und Erfolg kann von den Leiden her verstanden werden, die sie lindert. Ich argumentiere hier, dass die Karriere in den Institutionen der Industriegesellschaft die Erlösung von einer für die Neuzeit typischen sittlichen Ortlosigkeit des Einzelnen bedeutet – und dass ein Kult des Erfolgs in diesem Zusammenhang als Rausch- und Manipulationsmittel systemnotwendig ist. Die Karriere und ihr Erfolg | Michael Andrick weiterlesen

Erzählte Ungleichheit | Henri Schneider, Henrika Meyer, Julia Schmid

Rahmen und ihre WirkungFoto: Jessica Ruscello | Unsplash

 

Ungleiche Erzählungen

Warum es wichtig ist, wie in den Wirtschaftswissenschaften über Ungleichheit gesprochen wird.

Text: Henri Schneider, Henrika Meyer und Julia Schmid | Netzwerk Plurale Ökonomik

Ungleichheit ist derzeit eine der größten ökonomischen Herausforderungen. Sie ist nicht natürlich gegeben, sondern Produkt eines gesellschaftlichen Aushandlungsprozesses. Um es in den Worten des Ungleichheitsforschers Thomas Piketty zu sagen: „Jede menschliche Gesellschaft muss ihre Ungleichheit rechtfertigen, […] Ungleichheitsregime […] zeichnen sich durch ein Zusammenspiel von Diskursen und institutionellen Einrichtungen aus, die der Rechtfertigung und Organisation wirtschaftlicher, sozialer und politischer Ungleichheit in den jeweiligen Gesellschaften dienen.” Erzählte Ungleichheit | Henri Schneider, Henrika Meyer, Julia Schmid weiterlesen

Die Macht der Autolobby ist geschwunden | Interview mit Weert Canzler

Welches Autos sollen gekauft werden?Foto: Ryan Searle | Unsplash

 

Die Macht der Autolobby ist geschwunden

Interview mit Weert Canzler

Herr Canzler, gerade wurde heftig darüber debattiert, ob und in welcher Weise der Staat der Autoindustrie unter die Arme greifen soll. Nun ist die von den Autoherstellern vorgeschlagene Abwrackprämie auch für Verbrenner zwar vom Tisch. Stattdessen soll es eine so genannte „Innovationsprämie“ für E-Autos und Hybride geben. Könnte eine solche Prämie ein Schritt zu einer ökologischen Verkehrswende sein?

Ob überhaupt eine Kaufprämie nötig ist, ist die erste Frage. Aber diese Frage wird von kaum jemanden gestellt, Kaufanreize sind offenbar gesetzt. Schauen wir vor diesem Hintergrund auf die Beschlüsse der Bundesregierung zur Konjunkturförderung, sehen wir Licht und Schatten: Nun ist der worst case, dass nämlich auf Halde produzierte Verbrenner mit Steuergeldern „abverkauft werden“, nicht eingetreten. Das ist eine gute Nachricht. Sie zeigt auch, dass die Macht der Autolobby geschwunden ist. Dass aber nun neben reinen E-Autos auch Hybridfahrzeuge, die bekanntlich meistens im Verbrennmodus genutzt werden, zusätzlich gefördert werden sollen und das Dienstwagenprivileg sogar noch ausgeweitet wird, hilft der Verkehrswende nicht. Hilfreich sind aber Investitionshilfen für die Ladeinfrastruktur und die Flottenaustauschprogramme für gemeinnützige Träger und Handwerker. Viele dieser Firmen könnten sofort auf E-Fahrzeuge umstellen, brauchen aber einen Stups. Wenn mit einer Prämie jedoch wirklich Verkehrspolitik im Sinne eines ökologischen Umsteuerns gemacht werden soll, dann ist eine Mobilitätsprämie für den Kauf oder die Reparatur eines Fahrrades oder auch als Zuschuss für die Bahncard und das ÖPNV-Zeitticket sinnvoll. Autos gibt es wahrlich genug. Eine solche Mobilitätsprämie könnte den einen oder die andere dazu bringen, auf das Rad oder auf die Schiene umzusteigen, der oder die sowieso schon mit diesem Gedanken spielt. Noch wichtiger für die Verkehrswende sind allerdings so altbekannte Themen wie der Abbau des Steuerprivilegs für Dieseltreibstoff, mehr und sichere Radwege, eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung und eine nach Antriebsvarianten und Fahrzeuggrößen gestaffelte City-Maut sowie eine konsequente Umschichtung der Verkehrsinvestitionen vom Straßen- auf den Schienenausbau. Das klingt viel langweiliger als eine „Innovationsprämie“, ist aber besser angelegtes öffentliches Geld. Die Macht der Autolobby ist geschwunden | Interview mit Weert Canzler weiterlesen

Denken in der Krise | Silja Graupe

Der Denker von Auguste RodinFoto: Avery Evans | Unsplash

 

Denken in der Krise

Für ein neues Erkenntnisparadigma und grundlegenden Bildungswandel

Text: Silja Graupe | Gastbeitrag

Wieder einmal eine Krise. Diesmal ist es Covid-19. In den Jahren 2008/2009 waren es faule Kredite und Bankenpleiten. Davor, während und danach waren es ökologische Krisen: Angefangen bei der Vermüllung unseres Planten über die Zerstörung ganzer Lebensräume bis hin zu gravierenden Klimaveränderungen. Und immer sind die Reaktionen ähnlich: Zunächst mangelt es an der Fähigkeit, Veränderungen wahrzunehmen, bevor sie zu Problemen auswachsen. Dann wird die Existenz dieser Probleme geleugnet, bis die Ereignisse nur noch wie Schocks über Gesellschaften hereinbrechen. In der akuten Not verhindert der Gemeinsinn glücklicherweise oft das Schlimmste. Doch dieses kurze Aufflackern wird sogleich erstickt, und wir fallen wieder in die alten (kognitiven) Strukturen zurück. Nach der Krise ist vor der Krise. Denken in der Krise | Silja Graupe weiterlesen

Es geht uns darum, das Ganze umzubauen | Interview mit Silke Helfrich und Matthias Schmelzer

Pappschild: Klima- oder Systemwandel?Foto: Mika Baumeister | Unsplash

 

Es geht uns darum, das Ganze umzubauen

Interview mit Silke Helfrich und Matthias Schmelzer vom Netzwerk Oekonomischer Wandel (NOW)

Eigentlich haben sich die Grenzen des Wachstums längst abgezeichnet, man denke an den Bericht des Club of Rome aus dem Jahr 1972. Per Design ist es nicht gelungen, den selbstzerstörerischen Wachstumskurs zu ändern. Wird jetzt in Folge der Corona-Pandemie das Wachstum per Desaster beendet?

Matthias Schmelzer (MS): Nicht automatisch. Es hängt davon ab, wie wir – als Gesellschaft – auf die Pandemie reagieren. Denn in der Tat verdichten sich die Belege dafür, dass Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit nur erreicht werden können, wenn wir den Übergang hin zu einer solidarischen Postwachstumsökonomie in Angriff nehmen. Es geht uns darum, das Ganze umzubauen | Interview mit Silke Helfrich und Matthias Schmelzer weiterlesen