Neben einer Flugscham ist eine Bauscham angebracht | Interview mit Daniel Fuhrhop

Soll das Bauen verboten werden?Foto: Saad Salim | Unsplash

 

Neben einer Flugscham ist eine Bauscham angebracht

Interview mit Daniel Fuhrhop

Herr Fuhrhop, soeben ist die Neuauflage von „Verbietet das Bauen!“ erschienen. Warum wollen Sie uns das Bauen verbieten?

Zunächst einmal ist Neubau immer teuer: Bei Baugebieten kosten allein Planung und Erschließung etwa 80.000 Euro je Wohnung, dazu kommen die eigentlichen Baukosten von zwei- bis dreitausend Euro je Quadratmeter. Im Vergleich dazu kann man erheblich günstiger zusätzlichen Platz in Altbauten schaffen. Doch Verschwendung ist nicht verboten, darum reichen die ökonomischen Argumente nicht für ein Bauverbot.

Anders sieht das bei den ökologischen Folgen aus, denn die Klimakatastrophe zwingt uns, auf die Wissenschaft zu hören. Zwanzig bis dreißig Prozent der Treibhausgase werden durch Bauen und Gebäude erzeugt, allein acht Prozent durch die Zementherstellung. Neben einer Flugscham ist darum eine Bauscham angebracht. Neben einer Flugscham ist eine Bauscham angebracht | Interview mit Daniel Fuhrhop weiterlesen

Atemlos im Geldmeer | Bernd Villhauer

Woher kommt das Geld?Foto: Geronimo Giqueaux | Unsplash

 

Atemlos im Geldmeer

Oder: Wer flutet hier wen mit was? Und warum?

Text: Bernd Villhauer

Stellt mir doch jemand neulich am Telefon die schlichte Frage: Woher kommt eigentlich das ganze Geld? Tatsächlich hören wir ja jetzt in der Corona-Krise von enormen Summen, die zur Stabilisierung der Wirtschaftskreisläufe und zum Abfedern von ökonomischen und sozialen Verwerfungen mobilisiert werden. In manchem Politikerinterview schwingt ein bisschen Stolz mit, dass man so riesige Gelder verteilen kann. Und gelegentlich verfällt man auch in martialische Rhetorik, bei der immer wieder gerne eine „dicke Bertha“ oder eine „Bazooka“ rausgeholt wird – wie seinerzeit von EU-Zentralbankpräsident Draghi und jetzt vom deutschen Finanzminister Scholz. Mit der Geldmengenerzeugung, die die Voraussetzung dafür ist, dass Politiker zeigen können, dass sie die größte Waffe haben, wollen wir uns im Folgenden einmal intensiver beschäftigen. Atemlos im Geldmeer | Bernd Villhauer weiterlesen

Mehr Mitmenschlichkeit wagen! | Carola Hesse-Marx

Ein SpiegelbildFoto: Noah Buscher | Unsplash

 

Mehr Mitmenschlichkeit wagen!

Die psychischen Auswirkungen der Corona-Krise

Text: Carola Hesse-Marx | Gastbeitrag

Weltweit ist die wirtschaftliche Aktivität auf einem Tiefpunkt. Beinahe vollständig heruntergefahren, ist unsere industrielle Gesellschaftsstruktur von einem Moment auf den anderen eingebrochen, körperliche Nähe, wirkliche zwischenmenschliche Begegnungen sind plötzlich gefährlich. Viele Menschen fühlen sich in einen Albtraum versetzt, andere wiederum genießen erstaunt die unverhofft eingekehrte Ruhe. Nach über einem Monat beginnt allmählich das Erwachen aus einer unwirklichen nicht zu fassenden Situation: Der Ruf nach einer Strategie, die uns aus dem (Alb)Traum zurück in den Alltag führen soll, wird immer drängender. Doch in welchen Alltag? Viele Menschen glaubten, wir könnten nach einigen Wochen wieder in unser altes Leben zurückkehren. Nun begreifen wir langsam: Der Mensch hat die Natur nicht unter Kontrolle. Vielmehr ist es umgekehrt: Die Natur hat den Menschen im Griff. Mehr Mitmenschlichkeit wagen! | Carola Hesse-Marx weiterlesen

Antonio Gramsci – Philosophie, Alltagsverstand und Revolution | Robert Misik

Portrait von Antonio GramsciIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Antonio Gramsci

Philosophie, Alltagsverstand und Revolution

Text: Robert Misik

Antonio Gramsci ist einer der innovativsten politischen Denker des 20. Jahrhunderts – seine Arbeiten sind nicht nur zentral im zeitgenössischen linken Denken, sie sind heute Kanon der gesamten politischen Philosophie. Am 27.04.2020 hat sich der Todestag Gramscis zum 83. Mal gejährt. Antonio Gramsci – Philosophie, Alltagsverstand und Revolution | Robert Misik weiterlesen

Wir stehen als Gesellschaft an einem Scheidepunkt | Interview mit Lino Zeddies

Ladenschild: UtopiaFoto: Alexandre Brondino | Unsplash

 

Wir stehen als Gesellschaft an einem Scheidepunkt

Interview mit Lino Zeddies

Im Januar haben wir mit Lino Zeddies, dem Initiator der Tagung „Der nächste Crash als Chance – Szenarien und Reformpotentiale“, über die Möglichkeiten gesprochen, sich auf einen Crash der Weltwirtschaft und des Finanzsystems vorzubereiten. Mit der Verbreitung des Corona-Virus‘ ist eine ganz andere Krise eingetreten, die jedoch ebenfalls grundsätzliche Fragen zur vorherrschenden Wirtschafts- und Produktionsweise aufwirft. Wir haben daher mit Lino Zeddies darüber gesprochen, welche Reformnotwendigkeiten, aber auch Möglichkeiten sich abzeichnen. Wir stehen als Gesellschaft an einem Scheidepunkt | Interview mit Lino Zeddies weiterlesen

Der Staat – Macht Zwang Ordnung? | Michael Nerurkar

Eingeschränkte Bewegungsfreiheit: Wer darf reisen?Foto: Ben Garratt | Unsplash

 

Der Staat

Macht Zwang Ordnung?

Text: Michael Nerurkar

Es scheint uns selbstverständlich, dass wir in Staaten leben. Doch was ist überhaupt ein Staat? Welche politische Form sollte ein Gemeinwesen haben? Wie soll Macht verteilt und beschränkt werden? Dies sind zentrale Fragen der politischen Philosophie. Der Sinn, sich mit dieser Denktradition zu beschäftigen, liegt jedoch weniger darin, dank ihr die richtigen Antworten zu finden. Vielmehr schafft sie ein Verständnis für die Selbstverständlichkeiten der eigenen Zeit und versetzt uns in die Lage, hinsichtlich der großen Fragen einen eigenen Standpunkt zu finden. Der Staat – Macht Zwang Ordnung? | Michael Nerurkar weiterlesen

Leserbrief: Die Ostperspektive

Briefkasten in den BergenFoto: Chad Peltola | Unsplash

 

Leserbrief: Die Ostperspektive

Hallo agora42,

wie immer ist Euch eine sehr gute Ausgabe gelungen. Das Thema ist aktueller denn je. Besonders gut gefallen hat mir der Artikel von Julian Dörr (ich kenne ihn bereits von der Spex). Schon sein Keksvergleich am Anfang des Artikels trifft es genau auf den Punkt.

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Vom Arbeiten zum Tätigsein | Angelika Zahrnt / Irmi Seidl

Tätigsein: GärtnernFoto: Markus Spiske | Unsplash

 

Vom Arbeiten zum Tätigsein

Text: Angelika Zahrnt / Irmi Seidl

Im Rahmen des Übergangs von einer Wachstums- zu einer Postwachstumsgesellschaft wird die Erwerbsarbeit an Bedeutung verlieren. Sie wird Teil eines umfassenden Tätigseins, das verschiedene Formen von Arbeit nach- und nebeneinander realisiert und sinnvoll für die Gesellschaft ist. Dabei kommt es darauf an sicherzustellen, dass sich für Frauen und Männer gleiche Möglichkeiten und Chancen für vielfältiges Tätigsein ergeben. Vom Arbeiten zum Tätigsein | Angelika Zahrnt / Irmi Seidl weiterlesen

Corona und Care | Christine Bauhardt

Care-Arbeit: Krankenpflegerin versorgt eine PatientinFoto: Creators Collective | Unsplash

 

Corona und Care – Feministische Überlegungen in düsteren Zeiten

Text: Christine Bauhardt | Gastbeitrag

Niemals hätte ich gedacht, einen Artikel in einer Zeit zu schreiben, die empirisch das bestätigt, was feministische Ökonominnen theoretisch immer vertreten haben: Grundlage allen wirtschaftlichen Handelns ist das Versorgen von Menschen und ihrer unmittelbaren Lebensbedürfnisse. Aber nur Zyniker*innen hätten sich einen empirischen Beweis gewünscht, wie ihn uns die Viruspandemie in ungeahntem Ausmaß vor Augen führt. Corona und Care | Christine Bauhardt weiterlesen