2/2023 WERT/E

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Ausgabe 2/2023

WERT/E

Wie hängen materieller Wert und ethische Werte zusammen? Sollten sie das überhaupt? Muss angesichts multipler Krisen und Klimakatastrophe über ethische Werte in der ökonomischen Wertschöpfung neu nachgedacht werden? Welche ethischen Werte sollten für Gesellschaft und Wirtschaft leitend sein?

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Beschreibung

TERRAIN
Die Geschichte des Wertbegriffs wird von WALTER O. ÖTSCH rekonstruiert, der darauf hinweist, dass die frühe Ökonomik sich nicht nur mit materiellen, sondern auch mit ethischen Werten beschäftigte. Der „werttheoretische Nihilismus“ des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams legitimiere die Ökonomisierung aller Lebensbereiche, so MANUEL SCHULZ, der in seinem Beitrag die fatalen Folgen für die Versorgung der Menschen mit existenziellen Gütern wie z.B. Medikamenten aufzeigt. NADINE ARNOLD stellt einen Wertepluralismus fest, der sich als Reaktion auf die Probleme in den globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten gebildet hat; jedoch erfordern faire Herstellungs- und Austauschverhältnisse effektive Bewertungssysteme, die genauer in den Blick genommen werden müssen. MARKUS GABRIEL vertritt in seinem Beitrag, dass moralische Werte – im Gegensatz zu ästhetischen, ökonomischen, politischen und sozialen Werten – universal und nicht verhandelbar sind.

PORTRAIT
Für Karl Marx war Wert ein historisch gewordenes soziales Verhältnis, eine Form, die den Waren scheinbar „anzukleben“ scheint. In ihrem Portrait zeigen ENEIA DRAGOMIR & DANIEL THIEL auf, wie Marx diese und andere soziale Verhältnisse auf ihre wahre Wurzel zurückführt: den Menschen.

INTERVIEW
Über das Grundgesetz – die Werte, für die es steht, die Rechte, die es schützt – haben wir uns mit der Verfassungsrichterin (a.D.) SUSANNE BAER unterhalten, der zufolge sich das Grundgesetz als Verfassung auf der Höhe der Zeit erweist. Doch sie warnt vor der Gefahr, die von politischen Kräften ausgeht, die den Rechtsstaat im Namen des Rechtsstaats abschaffen wollen.

HORIZONT
Werte sind keine nette Nebensache, kein schmückendes Beiwerk, meint PHILIPPE MERZ, der zu einem sparsamen Umgang mit Werten rät: entscheidend sei, dass sie gelebt werden. Soll Wirtschaft zukunftsfähig sein, muss wirtschaftliches Handeln und die Preisfindung sozial und ökologisch in ein (Welt-)Ethos eingebettet werden, so das Plädoyer von CHRISTOPHER GOHL. Was es bedeutet, committed zu sein, fragt RAHEL JAEGGI: Sich für etwas einzubringen und dafür einzustehen, betreffe nicht nur das, was es schon gibt, sondern auch das, was es geben könnte oder sollte. Statt der Rückkehr in die alte Normalität erleben wir die Rückkehr von Selbsterhaltungsfragen, so PHILIPP STAAB, der in seinem Beitrag die Leitwerte einer Gesellschaft skizziert, die sich an den Klimawandel anpassen muss.

RUBRIKEN
OLIVER SCHLAUDT stellt ein Gedankenexperiment über Werte und Freiheit im Kapitalismus an, LOUIS KLEIN beobachtet die Herausbildung einer Ethik der Schöpfer*innen digitaler Welten und CONSTANZE KEHLER von der Initiative DEUTSCHE WOHNEN & CO. ENTEIGNEN legt im Interview dar, worum es ihrer Initiative geht und was der Unterschied zwischen Enteignung und Vergesellschaftung ist. Schließlich macht JANUSZ CZECH den Wert von Kunstaustellungen deutlich, als Räumen, in denen existenzielle gesellschaftliche Werte verhandelt werden können.