„Revolution ist, wenn vorher Undenkbares selbstverständlich geworden ist.“ | Interview mit Eva von Redecker

Sticker: "Kapitalismus ist kein Naturgesetz"Foto: Markus Spiske | unsplash

 

„Revolution ist, wenn vorher Undenkbares selbstverständlich geworden ist.“

Interview mit Eva von Redecker | online veröffentlicht am 29.08.2023

„Der Kapitalismus zerstört das Leben“ – dieser Satz findet sich gleich auf der ersten Seite Ihres Buches Revolution für das Leben. Was ist Kapitalismus und was macht ihn so zerstörerisch?

Ich finde die gängigen Definitionen von Kapitalismus nicht falsch – Privatbesitz an Produktionsmitteln zum Beispiel –, definiere ihn aber selbst anders: als sachliche Sachherrschaft. Im Kapitalismus sind nach meinem Verständnis zwei Herrschaftsformen auf Dauer gestellt: Zum einen die Herrschaft, die durch das moderne Eigentum strukturiert wird: Sachherrschaft; und zum anderen die durch die kapitalistische Verwertung strukturierte Herrschaft, die ich in Anlehnung an Karl Marx „sachliche“ Herrschaft nenne. Dabei geht es um die profitorientierte Warenproduktion für den Markt. „Revolution ist, wenn vorher Undenkbares selbstverständlich geworden ist.“ | Interview mit Eva von Redecker weiterlesen

Das gute Leben – her damit! Editorial zur Ausgabe 3/2021 | Frank Augustin

Cover-Illustration der Ausgabe 3/2021Illustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

DAS GUTE LEBEN – HER DAMIT!

Editorial zur Ausgabe 3/2021

Leben, zumal gutes, setzt voraus, den Krieg zu beenden – den Krieg, den wir gegen uns selbst führen.

Unser eigener Wille, eine Welt aufrechtzuerhalten, die sich überlebt hat, ist zu unserem größten Gegner geworden. Denn was das gute Leben bringen sollte – BIP-Wachstum, Mehrung materiellen Wohlstands, Priorisierung naturwissenschaftlich-funktionalen Denkens, Steigerung der Aktivität – ist in fataler Wendung zur Bedrohung unserer Lebensgrundlagen und unseres Lebenssinns geworden. Wo seid ihr geblieben, Freiheit, Mut, Liebe, Lebensfreude, Charakterstärke, Überzeugung, Hingabe, Großzügigkeit, Fairness, Gemein- und Eigensinn? Wir sind Mephisto wieder auf den Leim gegangen – der sich dieses Mal nicht als Diktator, wohl aber als alles beherrschendes Diktat in unsere Köpfe und Herzen geschlichen hat. Das gute Leben – her damit! Editorial zur Ausgabe 3/2021 | Frank Augustin weiterlesen

Editorial der Ausgabe 02/2019

Natur – was ist das?

Natürlich sind das die im Wind wogenden goldgelben Weizenfelder, die Sandsteinfelsen über dem Nebelmeer, die der Wanderer entrückt betrachtet, der Schmetterling, dessen Farbenpracht im Sonnenschein aufleuchtet. Aber Natur ist auch die riesige Tsunamiwelle, die nicht mal mehr Zeit für den Gedanken lässt, dass es jetzt vorbei ist, oder der Heuschreckenschwarm, der ganze Landstriche verwüstet. Natur ist überdies Rohstoff, den es zu formen, zu veredeln gilt, und wieder andere sprechen von der Mutter Natur und sehen in natürlichen Kreisläufen und Gleichgewichten den Schlüssel zu einem Leben jenseits von Zerstörung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit.

All das stimmt natürlich und Gründe, sich mit Natur zu beschäftigen, gibt es so viele, wie es Menschen, wie es Situationen gibt. Schließlich existiert die Natur nur durch den Menschen – als Vorstellung einer wie auch immer gearteten Ordnung der belebten und unbelebten Umgebung des Menschen. Deswegen ist es auch so schwierig, eine natürliche Ordnung als Vorbild zu nehmen, denn erstens findet sich in der Natur ein Beispiel für jede Ordnung (beziehungsweise Unordnung) und zweitens ist jede dieser Ordnungen eine Interpretation des Menschen. Editorial der Ausgabe 02/2019 weiterlesen