Beschreibung
TERRAIN
Ist die Klimakrise mittlerweile Teil des Grundrauschens, mit dem man leben muss? FRIEDERIKE GRÄFF befürchtet das, fordert aber dazu auf, sich an jene zu halten, die es sich im Notstand nicht gemütlich machen. Dass das vielen Menschen gar nicht möglich ist, beschreibt JONAS PIEPER. Er meint, dass eine ambitionierte Sozialpolitik die soziale Widerstandskraft gegen die Klimakrise stärkt und dass eine ambitionierte Klimapolitik eine präventive Sozialpolitik darstellt. KATHARINA VAN BRONSWIJK erläutert die Psychologie der Klimakrise: Angst, Wut und Trauer zu verspüren, ist angesichts des Krisenpanoramas nur verständlich. Diese „negativen“ Gefühle gilt es nicht zu verdrängen, sondern als Wegweiser und Antriebsmomente zu nutzen. Gegen die Fokussierung auf individuelle Fußabdrücke wendet SIGHARD NECKEL ein, dass es kein nachhaltiges Leben in den falschen Infrastrukturen gibt. Er fordert, die kollektiven Infrastrukturen als Hebel einer wirklich sozialökologischen Transformation zu begreifen.
PORTRAIT
HAGEN SCHÖLZEL skizziert den Lebensweg des Sozialtheoretikers und Wissenschaftsforschers BRUNO LATOUR, der früh die gefährlichen Verkürzungen des modernen, westlichen Denkens kritisierte und sich vor allem in seinen späten Jahren gegen Wissenschaftsfeindlichkeit und für nachhaltige Existenzweisen einsetzte.
INTERVIEW
Wir müssen die Realität der Krise akzeptieren, um alles gegen sie tun zu können, was uns möglich ist, so NISHA TOUSSAINT-TEACHOUT. Wir haben mit der Fridays-for-Future-Aktivistin der ersten Stunde über das Leben in der Klimakrise, Aktivismus in Zeiten zunehmender Repression und über Klimagerechtigkeit gesprochen.
HORIZONT
Die Klimakrise kann nicht einfach „überwunden“ werden, so FRANK ADLOFF. Es bedarf neuer gesellschaftlicher Entwürfe, Ideale und Visionen, neuer Künste des Zusammenlebens. Er plädiert dafür, die Abhängigkeit allen Lebens voneinander als Ausgangspunkt zu nehmen, um unser Verhältnis zur Natur wieder als Gabenbeziehung zu verstehen. NILDA INKERMANN & JONAS LAGE zufolge ist der Begriff der Transformation zum Allgemeinplatz geworden. Dagegen skizzieren sie die Perspektive einer radikalen und emanzipativen Transformation, die gegen die (selbst-)zerstörerische imperiale Lebensweise eine nachhaltige und solidarische verwirklichen möchte. Anders als die Verfechter*innen des Status quo meinen, ergeben sich mit ambitionierten Transformationsansätzen weniger Zielkonflikte als vielmehr Win-win-Situationen, so TANJA BUSSE. Ihr Beispiel sind nachhaltige Ernährung und Landwirtschaft: Die Vielfalt auf den Feldern nutzt der Biodiversität und die Vielfalt auf den Tellern nutzt der Gesundheit der Menschen.
RUBRIKEN
Die Zukunft im Singular gibt es nicht, nur offene und fundamental ungewisse Zukünfte, so PAUL KÜHN, SEBASTIAN JACOBS und SILJA GRAUPE. Wir müssen lernen, positive Zukunftsbilder zu entwerfen, um sie verfolgen und verwirklichen zu können. LOUIS KLEIN beschreibt die Suche nach Halt in Zeiten zunehmender Ungewissheiten und beobachtet die Wiederentdeckung der Menschlichkeit. Das Foodsharing-Café RAUPE IMMERSATT will etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun. Dazu muss mehr geschehen, als Lebensmittel zu retten: Der Lebensmittelsektor muss sich grundlegend ändern. „Im Osten nichts Neues“ ist der provokante Titel der kommenden Ausstellung im A.K.T; in Pforzheim. Kurator JANUSZ CZECH versammelt zahlreiche künstlerische Stellungnahmen und findet einen gemeinsamen Nenner: „Choose Your Destiny!“