Das gute Leben – her damit! Editorial zur Ausgabe 3/2021 | Frank Augustin

Cover-Illustration der Ausgabe 3/2021Illustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

DAS GUTE LEBEN – HER DAMIT!

Editorial zur Ausgabe 3/2021

Leben, zumal gutes, setzt voraus, den Krieg zu beenden – den Krieg, den wir gegen uns selbst führen.

Unser eigener Wille, eine Welt aufrechtzuerhalten, die sich überlebt hat, ist zu unserem größten Gegner geworden. Denn was das gute Leben bringen sollte – BIP-Wachstum, Mehrung materiellen Wohlstands, Priorisierung naturwissenschaftlich-funktionalen Denkens, Steigerung der Aktivität – ist in fataler Wendung zur Bedrohung unserer Lebensgrundlagen und unseres Lebenssinns geworden. Wo seid ihr geblieben, Freiheit, Mut, Liebe, Lebensfreude, Charakterstärke, Überzeugung, Hingabe, Großzügigkeit, Fairness, Gemein- und Eigensinn? Wir sind Mephisto wieder auf den Leim gegangen – der sich dieses Mal nicht als Diktator, wohl aber als alles beherrschendes Diktat in unsere Köpfe und Herzen geschlichen hat. Das gute Leben – her damit! Editorial zur Ausgabe 3/2021 | Frank Augustin weiterlesen

Den Möglichkeitssinn stärken | Lars Hochmann

Gesperrter TheatersaalFoto: Rodrigo Gonzalez | Unsplash

 

Den Möglichkeitssinn stärken

Text: Lars Hochmann | Gastbeitrag

Die Pandemie lehrt uns Sehnsucht. Das Virus legt offen, was es heißt, uns nach einer sicheren und souveränen Versorgung mit alledem zu sehnen, was zu einem gelingenden Leben gehört: Sicherheit, Begegnung und Austausch etwa; Theater, Clubs und Festivals; Flurgespräche, Restaurants und (Im)Mobilität. Zurück zum Alten, heißt es dieser Tage wiederholt. „Wie wollen wir leben?“, sollte es statt dessen heißen.  Den Möglichkeitssinn stärken | Lars Hochmann weiterlesen

Ökosteuer 2.0 | Reinhard Loske

PlakatFoto: Markus Spiske | Unsplash

 

Ökosteuer 2.0

Bitte nicht die alten Nonsens-Kämpfe wiederholen!

Text: Reinhard Loske | Gastbeitrag

Der Bundestagswahlkampf gewinnt langsam an Fahrt, dazu gehört auch die klimapolitische Positionierung der Kandidat*innen. Unser Gastautor fürchtet eine Neuauflage unsinniger Streitigkeiten, wo es doch gelte, sozial-ökologische Geschichten des Gelingens zu schreiben.  

Dass über Ökosteuern heftig gestritten wird, ist hierzulande wahrlich nichts Neues, vor allem, wenn es ums Auto geht. Wir hatten diesen Kulturkampf vor fast einem viertel Jahrhundert schon einmal.[1] Dabei ist die Qualität der Gegenargumente nicht besser geworden. Aber auch die Befürworter*innen haben in der Kommunikation nur wenig dazugelernt. Viele verwechseln noch immer Ziele und Mittel. Ökosteuer 2.0 | Reinhard Loske weiterlesen

Man kann hier einen anonymen Tanz des Kapitals beobachten | Interview mit Ole Nymoen und Wolfgang M Schmitt

Selfie-StickFoto: Steve Gale | Unsplash

 

Man kann hier einen anonymen Tanz des Kapitals beobachten

Interview mit Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt zu Influencer: Die Ideologie der Werbekörper (edition suhrkamp, 2021). Die Fragen stellte Julia Sophia Schmid.

Julia Sophia Schmid: Warum habt Ihr Euch zu einer Analyse des Influencertums entschlossen? Warum ein Buch und nicht eine Podcast-Folge? Verfolgt Ihr damit einen Zweck?

Wolfgang M. Schmitt: Mich hat an diesem Influencer-Thema tatsächlich ein Ereignis getriggert. Das war im Herbst 2019 als es die Idee des Start-ups Einhorn gab, man könne doch das Olympiastadion in Berlin mieten und dort ein großes Petitions-Event abhalten. Das ist dann zwar wegen Corona ausgefallen, jedoch ist uns aufgefallen, dass dieses Event sehr stark von Influencer*innen beworben wurde und man dort gemerkt hat, wie wichtig Influencer*innen inzwischen sind – gesellschaftspolitisch, aber auch generell als Teil von Marketingstrategien. Man kann hier einen anonymen Tanz des Kapitals beobachten | Interview mit Ole Nymoen und Wolfgang M Schmitt weiterlesen

Kooperation und Verantwortungsübernahme sind der Königsweg | Interview mit Friedrich Glauner

BienenFoto: Boba Jaglicic | Unsplash

 

Kooperation und Verantwortungsübernahme sind der Königsweg

Fragen an Friedrich Glauner zu Alles neu. Geschäftsidee, Geschäftsmodell, Unternehmensgründung (UVK Verlag, 2021)

Die Voraussetzung, um im unternehmerischen Bereich „alles neu“ aufzustellen, sei es, die mentalen Barrieren des heutigen ökonomischen Denkens hinter sich zu lassen. Welche Fallen stellt dieses Denken den Unternehmerinnen und Unternehmern?

Egal, mit welcher Brille wir unser wirtschaftliches Handeln betrachten, das heutige ökonomische Denken dreht sich um vier Zentralbegriffe, namentlich um die Vorstellungen von Knappheit, Wettbewerb, Wachstum und Ertrag. Zusammengenommen prägen sie das mentale Modell, mit dem wir unsere wirtschaftlichen Austauschbeziehungen interpretieren. Es unterstellt, dass erfolgreiches Wirtschaften auf einem Wettbewerb gründet, bei dem der gestalterische Umgang mit knappen Mitteln bei jenen zu Erträgen und Wohlstand führt, die die prinzipiell unbegrenzten Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kund*innen wecken und besser befriedigen als die Konkurrenz. Im Bann dieser Begriffe besteht unternehmerischer Erfolg aus zwei Bestandteilen. Erstens aus dem Anheizen der Wünsche und Bedürfnisse potentieller Kund*innen. Zweitens aus der Schöpfung von Erträgen. Erträge entstehen aber dabei nur dann, wenn der Rückfluss aus den knappen Mitteleinsätzen höher ist als die zur Befriedigung der Kundenbedürfnisse eingesetzten Mittel. Kooperation und Verantwortungsübernahme sind der Königsweg | Interview mit Friedrich Glauner weiterlesen

Von Klimawahlen zu Klimagerechtigkeitswahlen | Interview mit Fridays for Future Stuttgart

Pappschild mit klimapolitischer Forderung: "CLIMATE JUSTICE NOW!"Foto: Markus Spiske | Unsplash

 

Wir brauchen den Schritt von Klimawahlen zu Klimagerechtigkeitswahlen

Interview mit Lucia Parbel, Moritz Riedacher und Nisha Toussaint-Teachout | Fridays for Future Stuttgart

Am 20. September 2019 habt Ihr bei Eurem Klimastreik weltweit Millionen Menschen auf die Straße gebracht, alleine in Berlin sollen es 270.000 gewesen sein. Am 19. März fand der Siebte Globale Klimastreik statt – in Zeiten der Corona-Pandemie waren es bedeutend weniger. Was bedeutet die Pandemie für Eure Bewegung?

Nisha Toussaint-Teachout: Mit der Coronapandemie sind wir für alle deutlich spürbar im Zeitalter der multiplen Krisen angekommen. In Deutschland konnten viele die Klimakrise noch ignorieren, das ist bei der Coronakrise nicht möglich. Für uns als junge Menschen und als Umweltaktivist*innen ist diese Zeit niederschmetternd, weil wir in unseren Möglichkeiten eingeschränkt sind, weil eine andere Thematik als die Klimakrise die öffentliche Diskussion bestimmt, obwohl das Problem der Erderhitzung nicht verschwunden ist, sondern sich im Gegenteil weiter verschlimmert. Der kleine Lichtschimmer ist, dass in der Coronakrise deutlich wurde, dass drastische Maßnahmen möglich sind – wenn die Bereitschaft dafür da ist. Wir können mit Krisen umgehen, wir können sehr krasse Maßnahmen ergreifen. Als Fridays for Future (FFF) rufen wir dazu auf, drastische Maßnahmen gegen die Klimakrise zu ergreifen, weil sie jetzt noch möglich sind. Wir bemühen uns darum, darauf aufmerksam zu machen. Von Klimawahlen zu Klimagerechtigkeitswahlen | Interview mit Fridays for Future Stuttgart weiterlesen

Leserbrief: Genossenschaftsgesetz

Briefkasten in den BergenFoto: Chad Peltola | Unsplash

 

Leserbrief: Genossenschaftsgesetz

Liebes agora42-Team,

bei der Lektüre der aktuellen Ausgabe (2/2021; Anm. der Red.) fehlte mir, als BWL-Dozent an einer genossenschaftlich orientierten Hochschule (ADG), ein Verweis oder eine Stimme zum Genossenschaftsgesetz, welches nicht ohne Grund einen sehr hohen Stellenwert in unserer Rechtsprechung und damit auch in dem Diskurs der Thematik „neues Wirtschaften“ innehat, so denke ich. Leserbrief: Genossenschaftsgesetz weiterlesen

Neustart Schule | Richard David Precht

Bänke und StühleFoto: MChe Lee | Unsplash

 

Neustart Schule

Text: Richard David Precht

Der „Neustart Schule“ hat wenig mit neuen Laptops  zu tun. Für den großen Umbau zu einer kind- und lerngerechten Schule brauchen wir völlig neue Lernstrukturen und müssen den Schüler*innen den Raum bieten, ihre Stärken und Schwächen im Umgang miteinander kennenzulernen. Neustart Schule | Richard David Precht weiterlesen

Wie die VWL ihre Dynamik verlor | Frank Fehlberg

Shopping MallFoto: Heidi Fin | Unsplash

 

Objektfixierung – Wie die VWL ihre Dynamik verlor

Text: Frank Fehlberg | Netzwerk Plurale Ökonomik

Die Volkswirtschaftslehre begnügt sich damit, eine Lehre der Mechanik des aktuellen Wirtschaftssystems zu sein, eine Art Kapitalistik. Es war fahrlässig, bei dieser geschichts- und zukunftslosen Wirtschaftswissenschaft stehenzubleiben. Eine Reise in die Vergangenheit der Disziplin zeigt, dass eine bessere Ökonomik denkbar ist. Wie die VWL ihre Dynamik verlor | Frank Fehlberg weiterlesen

Ökonomie der Biodiversität | Reinhard Loske

UmweltverschmutzungFoto: Chris LeBoutillier | Unsplash

 

Ökonomie der Biodiversität

Warum der Erhalt der biologischen Vielfalt die Voraussetzung für erfolgreiches Wirtschaften ist

Text: Reinhard Loske | Gastbeitrag

Es ist noch nicht lange her, dass namhafte Politiker*innen hierzulande glaubten, sie müssten ihre ökonomische Kompetenz durch abfällig-ironische Bemerkungen über Naturschutzziele zum Ausdruck bringen. Ob die Mopsfledermaus oder das Haselhuhn eine Autobahnplanung zu verhindern drohten, der Feldhamster oder der Kammmolch die Erschließung eines Gewerbegebietes verzögerten, eine Orchideenwiese oder ein Feuchtgebiet dem zügigen Bau einer Fabrik im Wege standen oder sich Schweinswale partout dort herumtrieben, wo ein großer Offshore-Windpark vorgesehen war, stets wurde von den vermeintlich wirtschaftskompetenten Spaßvögeln das gleiche Klischee gepflegt: Von solcherlei Kinkerlitzchen und Sentimentalitäten könne man sich doch beim Verfolgen großer Projekte der Wirtschaftsförderung nun wirklich nicht aufhalten lassen. Und überhaupt sei der Eingriff ja an anderer Stelle wieder auszugleichen.

Wie hoffnungslos altbacken und falsch eine Sichtweise ist, die Naturschutz als weiches Luxusthema deklariert, hat nun eindrucksvoll ein Bericht im Auftrag der britischen Regierung gezeigt. Das dortige Finanzministerium, das Schatzamt Ihrer Majestät, hat von dem renommierten Cambridge-Ökonomen Partha Dasgupta eine Zusammenschau des Wissens über das Verhältnis von Ökonomie und biologischer Vielfalt erbeten, deren Ergebnisse nun seit einigen Wochen vorliegen. Ökonomie der Biodiversität | Reinhard Loske weiterlesen