Postwachstum im Globalen Süden? Keine einfache Frage! | Lisa Habigt

Klimagerechtigkeits-ProtestFoto: Lawrence Makoona | unsplash

 

Postwachstum im Globalen Süden? Keine einfache Frage!

Text: Lisa Habigt | NELA. Next Economy Lab

Blickt man auf die Datenlage ist die Notwendigkeit einer Abkehr vom Wirtschaftswachstum im Globalen Norden unstrittig. Unsere Lebensweise lässt sich nicht mit den planetaren Grenzen vereinen und eine ausreichende Entkopplung des Wirtschaftswachstums vom Ressourcenverbrauch ist nicht in Sicht. Gleichzeitig hat beispielsweise in den USA Wirtschaftswachstum kaum noch einen Einfluss auf die Lebenszufriedenheit der US-Amerikaner*innen. Für den Globalen Süden stellt sich die Situation allerdings fundamental anders dar. Postwachstum im Globalen Süden? Keine einfache Frage! | Lisa Habigt weiterlesen

Vom Nutzen der Historie für die Wirtschaftswissenschaften | Luisa Jentsch

Statue des Ökonomen Adam SmithFoto: K. Mitch Hodge | unsplash

 

Vom Nutzen der Historie für die Wirtschaftswissenschaften

Text: Luisa Jentsch

Die meisten Sozialwissenschaften beschäftigen sich mit der Ideengeschichte ihres Faches im Grundstudium. Das Studium der Politikwissenschaften beginnt fast immer mit dem Fachgebiet „Ideengeschichte“ und auch in der Soziologie werden Texte von den Gründungsfiguren des Faches zu Anfang des Studiums gelesen und besprochen. Anders in der Volkswirtschaftslehre. Dort werden Modelle gelehrt und dann später Werkzeuge für empirische Untersuchungen vermittelt. Die Modelle werden mithilfe von Lehrbüchern vermittelt, in denen sie ohne Kontext präsentiert und erläutert werden. Aber ist nicht der Kontext eines Modells oder einer Theorie, bzw. die jeweilige Entstehungsgeschichte entscheidend, um es in der Tiefe zu verstehen? Vom Nutzen der Historie für die Wirtschaftswissenschaften | Luisa Jentsch weiterlesen

New Work und (Verantwortungs-)Eigentum hinterfragt: Die versteckten Interessengegensätze der Selbstverwaltung | Rupay Dahm

"Change is Coming" – PlakatFoto: Markus Spiske | unsplash

 

New Work und (Verantwortungs-)Eigentum hinterfragt: Die versteckten Interessengegensätze der Selbstverwaltung

Text: Rupay Dahm | Gastbeitrag

Was alternative Unternehmen von der Philosophie Chantal Mouffes und deutschen Gerichten lernen können.

In Zeiten unterbrochener Lieferketten und sich von Hitzewelle zu Waldbrand spürbar verschärfender Klimakrise wird die Suche nach regional verwurzelten, ressourcenschonenden Wirtschaftsweisen virulenter. So stechen in Berlin dieses Jahr gleich drei Konferenzen hervor, die nicht zuletzt das Privateigentum an Unternehmen und deren Gewinnorientierung in Frage stellen: Nach der Enteignungskonferenz im Mai findet Anfang September eine Konferenz zum sogenannten „Verantwortungseigentum“ und im Oktober der Vergesellschaftungskongress in Berlin statt. New Work und (Verantwortungs-)Eigentum hinterfragt: Die versteckten Interessengegensätze der Selbstverwaltung | Rupay Dahm weiterlesen

Gegen die Banalisierung der Philosophie | Interview mit Roxana Rentsch & Lukas Kiemele

BibliothekFoto: Susan Q Yin | unsplash

 

Gegen die Banalisierung von Philosophie

Interview mit Roxana Rentsch & Lukas Kiemele | Narabo Podcast

Woher rührt euer Interesse an der Philosophie und was erhofft ihr euch von der Beschäftigung mit ihr?

Wir sind beide unabhängig voneinander zur Philosophie gekommen, weil wir nach einer Perspektive gesucht haben, uns kritisch mit Argumentationen, Ideengeschichte und auch mit den eigenen Vorstellungen auseinandersetzen zu können. Das Interesse an einer solchen Perspektive entstand aus einer ganz bestimmten Erfahrung heraus. Wir lernen in unseren eigenen Überzeugungen und auch in der Beschäftigung mit disziplinär abgeschlossenen Wissenschaften oftmals Paradigmen und Weltbilder anzunehmen, ohne uns zuvor genauer mit dieser Metaebene zu beschäftigen. Das wird zu einem Problem, wenn wir nicht mehr in der Lage sind, unsere Standpunkte zu begründen, sie analytisch zu zerlegen und in einen größeren Kontext einzubetten. In der Schule hat uns beiden die Vermittlung dieser Kompetenz gefehlt, weshalb wir zur Philosophie gekommen sind. Unsere Hoffnung für die Beschäftigung mit der Philosophie besteht darin, dass wir das kritische und transparente Denken und Hinterfragen für uns festigen können und durch Wissenschaftskommunikation dazu beitragen, einige weitere Menschen auch für Philosophie zu begeistern. Gegen die Banalisierung der Philosophie | Interview mit Roxana Rentsch & Lukas Kiemele weiterlesen

Die Passive Revolution der Finanzbranche | Kai Schumann

HochhäuserFoto: Jeffrey Blum | unsplash

 

Die Passive Revolution der Finanzbranche

Text: Kai Benedikt Schumann | Gastbeitrag

New York, 14. September 2008. Mit über 20 Grad ist es ein spätsommerlicher Tag, bis gegen Abend Wolken aufziehen und den metaphorischen Rahmen für die Ereignisse dieser Nacht schaffen. In den frühen Morgenstunden des Montags meldet die Investment Bank Lehman-Brothers Insolvenz an und stürzt die Welt in die schwerste Börsen- und Wirtschaftskrise seit dem schwarzen Freitag im Jahr 1929. Tausende Amerikaner*innen verlieren ihre Immobilien, Milliarden Dollar an Vermögen werden vernichtet. Die Schockwellen waren nicht nur in Amerika zu spüren, sondern setzten auch die Eurostaaten unter Druck.

Als sich nach turbulenten Jahren der Staub legte, förderte die Aufarbeitung viele Faktoren zu Tage, die zur Entstehung der Krise beigetragen hatten. Identifiziert wurden unter anderen eine exzessive Risikobereitschaft der Banken, die Hochrisikokredite in strukturellen Finanzprodukten bündelten, fehlerhafte Ratings der Ratingagenturen und die mangelhafte Überwachung von Unternehmensmanagern*innen durch die Aktionäre*innen. Infolgedessen kam es zu einer stärkeren Regulierung der Banken, die durch Stresstests und durch höhere Rückstellungen widerstandsfähiger gemacht werden sollten. Die Passive Revolution der Finanzbranche | Kai Schumann weiterlesen

Ein Besser-als-Bisher reicht nicht aus | Interview mit dem Konzeptwerk Neue Ökonomie

Illustration der Rubrik "Zukunft für alle"Illustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Ein Besser-als-Bisher reicht nicht aus

Interview mit Mia Smettan und Ruth Krohn vom Konzeptwerk Neue Ökonomie

Zehn Jahre Konzeptwerkt Neue Ökonomie – herzlichen Glückwunsch! Was sind die wichtigsten Lehren, die ihr aus diesen zehn Jahren zieht? Und worauf wollt ihr den Schwerpunkt eurer Arbeit in den nächsten Jahren legen?

Es gibt vieles, was wir in den letzten Jahren gelernt haben. Zum Beispiel: Das Infragestellen aktueller gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Verhältnisse ist immer ein Prozess. Als Konzeptwerk analysieren wir zwar intensiv politische Geschehnisse und entwerfen Alternativen für eine sozial-ökologische Zukunft, aber wir können keine fertigen Antworten geben. Stattdessen ist es unser zentrales Anliegen Menschen aus der Zivilgesellschaft, soziale Bewegungen, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen zusammen zu bringen um gemeinsam Bildungsangebote, Räume und Perspektiven für eine Transformation zu schaffen. Uns ist es dafür immer wichtiger geworden, Wirtschaft und Gesellschaft ganzheitlich zu denken. Wir arbeiten daher zu Postwachstum UND zu Fragen von Diskriminierung und Macht. Es geht darum, sowohl ökologisch nachhaltig als auch machtsensibel zu denken. Ein Besser-als-Bisher reicht nicht aus | Interview mit dem Konzeptwerk Neue Ökonomie weiterlesen

„Der radikale Nationalismus ist ein stärkeres Gift als die frühere sowjetische Ideologie“ | Interview mit Philipp Ther

FriedensdemonstrationFoto: Markus Spiske | Unsplash

 

„Der radikale Nationalismus ist ein stärkeres Gift als die frühere sowjetische Ideologie“

Interview mit Philipp Ther

In einem Interview kurz nach Beginn des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine haben Sie gesagt, Deutschland sei „aufgewacht“. Woraus sind wir aufgewacht und wer hat sich was vorgemacht?

Russland hat die Ukraine 2022 nicht zum ersten Mal angegriffen, ich erinnere hier an die Annexion der Krim und den verdeckten Einmarsch im Donbas im Jahr 2014. Die Bundesregierung hat, von ein paar schwachen Sanktionen abgesehen, auf die russische Aggression kaum reagiert, am Bau der Ostseepipeline North Stream 2 festgehalten und sich dadurch willentlich noch mehr von russischem Gas abhängig gemacht. Man hat verschlafen, in welche Richtung sich das Putin-Regime bewegt und auch nicht genug auf die östlichen EU-Staaten und ihre Warnungen gehört. Daher wirkte der zweite Angriff Russlands gegen die Ukraine wie ein Weckruf. „Der radikale Nationalismus ist ein stärkeres Gift als die frühere sowjetische Ideologie“ | Interview mit Philipp Ther weiterlesen

The Russian war on Ukraine and Europe | Philipp Ther

Demonstration gegen den Krieg in der UkraineFoto: Eneia Dragomir

 

The Russian war on Ukraine and Europe: Is the EU ready for the challenge?

Text: Philipp Ther | Gastbeitrag

The military attack on Ukraine seems to be stalled around Kyiv and the northern frontlines. Yet the hopes of the defenders may turn out to be premature, especially on the political battlefields and if one looks beyond Ukraine. The EU and its central economic power Germany have not yet fully understood that this conflict is not limited to the battlefields of Ukraine, and that they have been attacked as well. The lack of awareness became most obvious after the speech by Ukrainian president Volodymyr Zelenskiy to the German parliament, which rejected a debate, referring to its set agenda for the day. The Russian war on Ukraine and Europe | Philipp Ther weiterlesen

Seuchen als soziale Katastrophen | Christoph Butterwegge

Schild: Social DistancingFoto: Belinda Fewings | Unsplash

 

Seuchen als soziale Katastrophen

Von der Pest bis zur Covid-19-Pandemie

Text: Christoph Butterwegge | Gastbeitrag

Seuchen, Epidemien und Pandemien gelten vielfach als Naturkatastrophen, obwohl sie im Unterschied zu Tornados und Tsunamis überwiegend von Menschen gemacht, mitverschuldet oder selbst verantwortet werden. Stellt man Seuchen als Naturkatastrophen wie Stürme oder Flutwellen dar, bleiben ihre ökologischen und sozialen Wurzeln im Dunkeln. Seuchen als soziale Katastrophen | Christoph Butterwegge weiterlesen

„Wir zahlen den Preis der verschleppten Energiewende“ | Interview mit Claudia Kemfert

Demonstration gegen fossile EnergienFoto: Callum Shaw | Unsplash

 

„Wir zahlen den Preis der verschleppten Energiewende“

Interview mit Claudia Kemfert

Mit anderen Scientists for Future fordern Sie in einer neuen Studie eine „Wärmewende gegen Erdgasabhängigkeit“ – was ist nötig, um diese Wende zu vollziehen? Warum liegen diejenigen falsch, die meinen, die Energiewende würde die Preise hochtreiben?

Fakt ist: die Preise für fossile Energien, für Öl Gas und Kohle explodieren, Energiesparen und erneuerbare Energien wirken preissenkend. Je weniger Energie wir verbrauchen, desto geringer die Kosten. Hätten wir die Wärmewende in den vergangenen 15 Jahren konsequent umgesetzt, und wären mehr Häuser energetisch saniert, die Wärmepumpen oder erneuerbare Energien nutzen, wären die Kosten heute niedrig. Wir zahlen den Preis der verschleppten Energiewende. Das Verrückte ist: Energiewende, Wärmewende, Verkehrswende wurden allesamt ausgebremst mit dem Argument der angeblich horrend steigenden Kosten. Das Gegenteil ist richtig, wie man aktuell sieht. Wären wir den Narrativen der fossilen Wirtschaft nicht gefolgt, und hätten die Abhängigkeit von der fossilen Wirtschaft nicht so stark forciert, würden wir diese Kosten heute nicht haben. Somit: nicht die Energiewende treibt die Kosten, sondern die Nicht-Energiewende. „Wir zahlen den Preis der verschleppten Energiewende“ | Interview mit Claudia Kemfert weiterlesen