Die dunkle Seite des „smart everything“ | Tilman Santarius

Die dunklen Seiten des "smart everything"Foto: Unsplash

Die dunkle Seite des „smart everything“

Gesellschaft revolutionieren statt Wachstum generieren

Text: Tilman Santarius

Seit Beginn der modernen Wachstumskritik, die mit der Veröffentlichung des Berichts „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome im Jahre 1972 begann, war die Antwort auf diese Kritik immer: „Lasst uns ein Wachstum der Grenzen anstreben, indem wir effizienter werden!“ Der heilige Gral der Effizienzrevolution wird durch die digitale Revolution nun in eine neue Dimension gehievt: Durch die Digitalisierung nahezu aller Produktions- und Verbrauchsbereiche, durch smart factories, smart shopping, smart meters, ja „smart everything“ können wir die Effizienz unserer Produkte, Infrastrukturen und Lebensgestaltung noch viel besser steigern! Und das mit einer schicken, glänzenden Bedienoberfläche, die das Gefühl vermittelt, das Ganze wäre absolut sauber …
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Der nächste Crash als Chance? | Interview mit Lino Zeddies vom Netzwerk Plurale Ökonomik

Der nächste Crash als Chance?

Foto: Ruth Enyedi | Unsplash

Der nächste Crash als Chance?

Interview mit Lino Zeddies vom Netzwerk Plurale Ökonomik

Lino Zeddies ist Initiator der Tagung „Der nächste Crash als Chance – Szenarien und Reformpotentiale“, welche am 7. Februar 2020 vom Netzwerk Plurale Ökonomik und zahlreichen Partnerorganisationen in Berlin ausgerichtet wird. Im Folgenden gibt er seine Antworten auf die Fragen der agora42 zur nächsten Finanzkrise und zur Tagung. Der nächste Crash als Chance? | Interview mit Lino Zeddies vom Netzwerk Plurale Ökonomik weiterlesen

Design the Disaster! | Frank Augustin

Unsere Wahl: Ein Desaster mit oder ohne Perspektiven?

Foto: Javier Allegue Barros | Unsplash

Design the Disaster!

Text: Frank Augustin

Bereitschaft für‘s Neue? Fehlanzeige! Auf der einen Seite sind die hoffnungslosen Romantiker, die sich Veränderung auf die Fahnen schreiben, aber weder vom Bösen im Menschen noch von Systemzwängen etwas wissen wollen; auf der anderen die Anhänger der Wachstumsfortschrittsreligion, die sich, von Verlustängsten und Orientierungslosigkeit geplagt, ans Alte klammern. Design the Disaster! | Frank Augustin weiterlesen

Optimiertes oder gutes Leben? Interview mit Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski

Cover Die Gesellschaft der Wearables

Bild: Coverausschnitt | © Nicolai Verlag

Optimiertes oder gutes Leben?

Fünf Fragen an Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski

1. Das Marketing verkauft uns Wearables, wie die Apple Watch, als Mittel der Selbstoptimierung. Sind wir als selbstoptimierte Bürger auch die besseren und freieren Demokraten?

Die Form der Selbstoptimierung, die etwa die Apple Watch propagiert, verweist zunächst auf die schlichte Idee der Steigerung der körperlichen Fitness: Jeden Tag geht es darum, sogenannte „Aktivitätsringe“ (Bewegen: 450 Kcal, Trainieren: 30 Min., Stehen: mind. 12-mal am Tag) zu schließen, das sonst so spröde Sein in klare, zahlenbasierte Performanzen zu gießen. Das Ziel ist dabei, sich mit allerlei ‚Taps‘ und Nudges (mit Vibrationsalarm versehene Botschaften) dem fitteren, aktiveren oder – wie in der Werbung – „besseren Ich“ anzunähern. So dient das digitale Device zunächst der Leistungssteigerung im alltäglichen „survival of the fittest“. Es erhöht mit den (Leistungs-)Fähigkeiten für so manchen – nicht trotz, sondern gerade wegen der DIY-Überwachung – auch die empfundenen Freiheiten. Dieser Freiheitsgewinn ist ganz programmlogisch mit den Imperativen des Wettbewerbs, der Produktivität etc. verbunden. Das Mängelwesen Mensch re-formiert sich stets nach vorgegebenen, recht standardisierten Parametern, d.h. es normiert sich selbst. Wenn die Smartwatch registriert, dass man zu lange gesessen hat, heißt es fast disziplinarisch-autoritär: „Zeit aufzustehen!“

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Friedrich Nietzsche: Das radikal Neue | von Tanja Will

Illustration: DMBO

Friedrich Nietzsche

Das radikal Neue

Ein Porträt von Tanja Will

Nietzsche – der Name des Anthropologen, der sich einst verkannt, einsam und ohne Beachtung fühlte, ist heute jedem ein Begriff. Kaum ein Philosoph hat seine Thesen nicht an ihm geschliffen, rechts- und linkspolitisch Orientierte fühlen sich von ihm inspiriert und seine freiheitlichen Ideen prägen unsere westliche Kultur und Wissenschaft sowie unser aufklärerisches Gedankengut. Aber nicht nur im Denken, auch in der Praxis wird Nietzsche „verwendet“: Gläubige kreiden ihm Gotteslästerung an, Liberale preisen ihn als Vordenker des freien Individuums, Unternehmer loben seinen Mut, Risiken einzugehen, Manager kommunizieren im Sinne seiner konfrontativ-produktiven Art und Kreative hören seinen Appell zur ständigen Neuerschaffung der Welt. Nicht unerwähnt, da vielfach getadelt, soll auch die Untermauerung und Radikalisierung manch einer Ideologie durch Nietzsches Worte bleiben. Und selbst Ärzte finden anhand der Krankheitsgeschichte des Philosophen Anlass, Syphilissymptome neu zu deuten. Friedrich Nietzsche: Das radikal Neue | von Tanja Will weiterlesen

Was bedeutet „neu“? | von Peter Seele

Was bedeutet "neu"?

Was bedeutet „neu“?

Zeig mir dein Neues und ich sage dir, wer du bist

Text: Peter Seele

Wir seien Kinder der Neuzeit, so heißt es gelegentlich. Diese Neuzeit dauert nun schon seit gut 500 Jahren an – je nach historischer Darstellung. Doch ist sie noch aktuell für uns? Ist sie noch modern, so wie die Neuzeit in ihrem Ausklang auch „die Moderne“ genannt wird? Offenbar nicht, wie bereits der für unsere Zeit gemünzte Begriff der „Postmoderne“ suggeriert, und andere sprechen gar schon von der Postpostmoderne oder – hier wendet das Pendel – von einem aufkommenden zweiten Mittelalter.

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Editorial der Ausgabe INNOVATION (Das neue Neue)

Cover der agora42 zu Innovation
Editorial zur Ausgabe 1/2020 INNOVATION

Das neue Neue?

Warum denn das? Neu reicht doch. Innovation eben. Das Alte verbessern und so. Ja, klar, manchmal auch was radikal verändern. Aber es sollte halt im Rahmen bleiben. Alle mitnehmen und sich nicht streiten. Es gibt immer einen vernünftigen Weg. Man muss einfach immer ganz viel verändern, damit ja alles beim Alten – ähm, Neuen natürlich – bleibt. Und nicht immer gleich alles in Frage stellen, das hilft uns doch nicht weiter.
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