Editorial der Ausgabe INNOVATION (Das neue Neue)

Cover der agora42 zu Innovation
Editorial zur Ausgabe 1/2020 INNOVATION

Das neue Neue?

Warum denn das? Neu reicht doch. Innovation eben. Das Alte verbessern und so. Ja, klar, manchmal auch was radikal verändern. Aber es sollte halt im Rahmen bleiben. Alle mitnehmen und sich nicht streiten. Es gibt immer einen vernünftigen Weg. Man muss einfach immer ganz viel verändern, damit ja alles beim Alten – ähm, Neuen natürlich – bleibt. Und nicht immer gleich alles in Frage stellen, das hilft uns doch nicht weiter.
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Editorial der Ausgabe DEMOKRATIE UND WIRTSCHAFT

Editorial der Ausgabe 4/2019 DEMOKRATIE UND WIRTSCHAFT

Zehn Jahre agora42,

das waren immer auch Jahre der intensiven Beschäftigung mit Demokratie. Nicht umsonst ist die agora – zentraler Platz der antiken Polis, auf dem die relevanten Themen des Gemeinwesens verhandelt wurden – Namensgeber unseres konstant finanzfragilen und doch vom Start weg erfreulich einflussreichen Magazins.

Die Magazinmacher Wolfram Bernhardt, Tanja Will und Frank Augustin.

Was haben wir gelernt in diesen Jahren? Vor allem, dass die lange vertretene Auffassung, der Bereich des Ökonomischen und des Technisch-Rationalen wäre resistenter gegenüber Ideologie als Politik und Religion, sich als falsch erwiesen hat. Heute wird das demokratische Gemeinwesen vor allem von jenen bedroht beziehungsweise an der fälligen Weiterentwicklung gehindert, die wirtschaftliches Wachstum und Profit über alles stellen oder sich vom technischen Fortschritt die Lösung aller Probleme erhoffen. Die Folgen dieser modernen Verblendung sind verheerend und reichen von globaler Erwärmung und Umweltvergiftung bis hin zur völligen Sinnentleerung der Arbeits- wie zunehmend der gesamten Lebenswelt.

„Demokratie ist nie bequem“, wusste Ex-Bundespräsident Theodor Heuss. Demokraten wissen, dass es keine Patentlösungen für ökonomische und gesellschaftliche Probleme gibt. Demokraten wissen, dass Freiheit nicht die Freiheit von Beschränkungen bedeutet, sondern die Freiheit, sich seine Beschränkungen frei auferlegen zu dürfen. Demokraten erhoffen sich keine heile Welt, sondern können damit umgehen, dass es keine heile Welt gibt. Kurz: Es gibt nichts, was Demokratie im Innersten zusammenhält. Außer Freiheit und Mut.
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Editorial der Ausgabe 3/2019 zum Thema SINN

Editorial

der Ausgabe 3/2019 zum Thema SINN

„Was die Leute nicht hören wollen, das ist, dass es in unserem Leben eine Grenze gibt, wo wir nicht mehr mitmachen dürfen (…), wo von uns verlangt wird, etwas zu tun, was unmenschlich ist und alle Würde verletzt. Und was hier (…) verlangt wird, nämlich das Nein, darauf beruht jede Ethik, darauf beruht jedes Recht.“

Wolfram Bernhardt Tanja Will Frank Augustin
Wolfram Bernhardt, Tanja Will und Frank Augustin machen das Magazin agora42 in Stuttgart.

Dies sagte der große deutsche Jurist und bekennende Atheist Fritz Bauer. Er spricht damit das an, was man Zivilcourage nennt und was mit einem klaren und deutlichen „Nein!“ beginnt. Ein „Nein!“, dessen Fehlen jeder gesellschaftlichen Ordnung, und sei sie noch so gut konzipiert, den Boden entzieht und sie der Sinnlosigkeit ausliefert. Ohne Menschen, die im Zusammenleben Grenzen ziehen, geht jegliche moralische Orientierungsmöglichkeit verloren, ist letztlich sprichwörtlich alles egal, also gleich-gültig – und damit eben sinnlos. Editorial der Ausgabe 3/2019 zum Thema SINN weiterlesen

Editorial der Ausgabe 02/2019

Natur – was ist das?

Natürlich sind das die im Wind wogenden goldgelben Weizenfelder, die Sandsteinfelsen über dem Nebelmeer, die der Wanderer entrückt betrachtet, der Schmetterling, dessen Farbenpracht im Sonnenschein aufleuchtet. Aber Natur ist auch die riesige Tsunamiwelle, die nicht mal mehr Zeit für den Gedanken lässt, dass es jetzt vorbei ist, oder der Heuschreckenschwarm, der ganze Landstriche verwüstet. Natur ist überdies Rohstoff, den es zu formen, zu veredeln gilt, und wieder andere sprechen von der Mutter Natur und sehen in natürlichen Kreisläufen und Gleichgewichten den Schlüssel zu einem Leben jenseits von Zerstörung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit.

All das stimmt natürlich und Gründe, sich mit Natur zu beschäftigen, gibt es so viele, wie es Menschen, wie es Situationen gibt. Schließlich existiert die Natur nur durch den Menschen – als Vorstellung einer wie auch immer gearteten Ordnung der belebten und unbelebten Umgebung des Menschen. Deswegen ist es auch so schwierig, eine natürliche Ordnung als Vorbild zu nehmen, denn erstens findet sich in der Natur ein Beispiel für jede Ordnung (beziehungsweise Unordnung) und zweitens ist jede dieser Ordnungen eine Interpretation des Menschen. Editorial der Ausgabe 02/2019 weiterlesen

EDITORIAL der Ausgabe 1/2019

EDITORIAL der neuen agora42 1/2019 Gesellschaftlicher Wandel

Alles ändert sich – und doch hält man am Vergangenen fest. Nichts ist daher dringlicher als offene Gespräche darüber, wie der gesellschaftliche Wandel gestaltet werden soll.

Hopp, hopp, hopp, drängelt schon der Nächste: weitergehen! Schau nicht zurück, blicke nach vorn! Nur was, wenn da vorn das Ende einer Sackgasse zu sehen ist? Und von hinten die anderen drängeln? Die Krise ist das Gefühl, dass es nicht mehr vor und nicht zurück geht –hektisch wird versucht, wenigstens den Status quo zu erhalten, es sich im Hier und Jetzt so gut wie möglich einzurichten. Dabei steigt das Durchschnittsalter der Topmanager und der Autokäufer, während die Nachzucht funktionierender Wirtschaftsvorstände und pflichtbewusster Konsumenten ins Stocken gerät. Die Menschen, die ihren kostspieligen Status quo überhaupt noch halten können, werden immer weniger – und älter. Verkrampft klammern sie sich an die schmale Jetzt-Scholle, die im offenen Meer der Möglichkeiten treibt, und hoffen, dass sie nicht allzu schnell schmilzt. Für die nachfolgenden Generationen ist jedoch klar: Dieses Jetzt stirbt. Bald wird alles anders sein. EDITORIAL der Ausgabe 1/2019 weiterlesen

Editorial der Ausgabe BEFREIUNG

Editorial der Ausgabe BEFREIUNG

Befreiung – ein schönes Wort. Doch seien wir realistisch: Zunächst bedeutet es Entzug; den Entzug von der Normalität.

Frank Augustin ist Mitgründer und Magazinmacher der agora42.

Denn niemandem dürfte entgangen sein, dass die Normalität verrückt geworden ist: Da stellt der kollektive Suizid für die meisten Menschen eine Horrorvorstellung dar, und doch sorgen sie systematisch und nachhaltig für die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. Da will man die Lebensqualität erhalten oder gar erhöhen und verursacht doch immer mehr Stress und Hektik, weil das Leben bloß an quantitativen Maßstäben ausgerichtet wird. Da gibt man sich aufgeklärt und vernünftig und tut doch alles, um den Wachstumsgott nicht zu erzürnen. Editorial der Ausgabe BEFREIUNG weiterlesen

„Das darf man den Menschen nicht sagen.“ – Editorial zur Ausgabe 1/2018

Editorial von Frank Augustin zur Ausgabe „Wirtschaft im Widerspruch“

„Das darf man den Menschen nicht sagen.“

Frank Augustin ist Mitgründer und Magazinmacher des philosophischen Wirtschaftsmagazins agora42.

Das höre ich in letzter Zeit ziemlich oft, gleich ob von Politikern, Wissenschaftlern, Intellektuellen oder auch von Unternehmensvertretern. Was man ihnen nicht sagen darf? Erstens, dass die Demokratie seit den frühen 80er Jahren dem (Finanz-)Kapital folgt und insofern eigentlich keine mehr ist. Zweitens, dass der unvermeidliche Übergang vom Wachstum zu einer Postwachstumsgesellschaft nicht fließend verlaufen, sondern per Crash erfolgen wird. „Das darf man den Menschen nicht sagen.“ – Editorial zur Ausgabe 1/2018 weiterlesen