STOPP Reichtumsstreben | Christian Neuhäuser

SchließfächerFoto: Jason Pofahl | unsplash

 

STOPP Reichtumsstreben

Text: Christian Neuhäuser

Reichtum ist es etwas Gutes. So scheint es zumindest. Wer will denn nicht reich sein? Reich an Glück beispielsweise. Reich an Freunden, an Liebe, an Gesundheit und natürlich auch an Geld. Geld ist zwar nicht so wichtig wie die anderen Dinge, aber es eröffnet doch Tür und Tor zu wirtschaftlichen Aktivitäten, einem angenehmen Leben und allen möglichen Abenteuern. Warum also sollte man Reichtum mit einem Stoppzeichen versehen? STOPP Reichtumsstreben | Christian Neuhäuser weiterlesen

Menschenwürdiger Wohnraum – Das Mietshäuser Syndikat | Interview mit York Runte, Günter Bergmann und Jan Bleckert

Wandschriftzug: "Die Mieten sind zu hoch"Foto: Jon Tyson | unsplash

 

Menschenwürdiger Wohnraum – Das Mietshäuser Syndikat

Die „Mietenkrise“ gehört hierzulande zu den drängendsten Ausprägungen der multiplen Krise der Gegenwart. Das zeigte im letzten Jahr der große Erfolg der Initiative Deutsche Wohnen und Co. enteignen in Berlin. Die Koalition aus SPD, Grünen und FDP will sich mit 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr aus dieser Krise herausbauen – reicht das aus, um die Krise zu lösen?

„Häuser kollektiv aneignen“: Einen Ansatz, bezahlbares und selbstbestimmtes Wohnen zu ermöglichen, stellt das 1992 von ehemaligen Hausbesetzer*innen in Freiburg gegründete Mietshäuser Syndikat dar. Das Haus soll dem Kollektiv der Mieter*innen gehören. Sie sollen ihr Hausprojekt als Kollektiv gestalten, sie sollen es aber nicht irgendwann wieder auf den Markt werfen können – das Syndikat kann das sperren. Längst wird das Syndikat über kleine aktivistische Kreise hinaus wahrgenommen und ist enorm gewachsen. Auf seiner Seite werden 171 bestehende Hausprojekte und 15 Initiativen gelistet.

NACHGEFRAGT BEI YORK RUNTE, GÜNTER BERGMANN UND JAN BLECKERT VOM MIETSHÄUSER SYNDIKAT Menschenwürdiger Wohnraum – Das Mietshäuser Syndikat | Interview mit York Runte, Günter Bergmann und Jan Bleckert weiterlesen

Grundeigentum überwinden | Timo Rieg

BaustelleFoto: Erik Zünder | unsplash

 

Grundeigentum überwinden

 Text: Timo Rieg

Slums und Flüchtlingslager, latenter Hunger und latente Existenzangst, die Rodung von Urwäldern und die Plünderung von Bodenschätzen haben eine gemeinsame Ursache, jedenfalls zu einem erheblichen Teil: den Glauben an das Recht auf Eigentum an Grund und Boden bzw. die absolute Verfügungsgewalt über eine Ressource, die jedes Lebewesen benötigt. Grundeigentum überwinden | Timo Rieg weiterlesen

Imperial Way of Life | Lia Polotzek

BohrungFoto: Badibanga Roger | Unsplash

 

Imperial Way of Life

Text: Lia Polotzek

Das Konzept der imperialen Lebensweise zeigt auf, wie unser tägliches Handeln und Sein zusammenhängt mit globalen Machtverhältnissen und der Art und Weise wie wir wirtschaften. Was ist die imperiale Lebens- und Produktionsweise? Wie kommen wir von der imperialen zur solidarischen Lebensweise?

Es liegt ein Schleier über den Dingen, die uns täglich umgeben. Über den Autos, dem Kopfsteinpflaster, den Handys, der eigenen Kleidung. Im Alltag wird dieser Schleier nur selten gelüftet. Und doch kennen wir alle das vage Unbehagen darüber, was sich darunter verbirgt und welche Auswirkungen die Dinge in unserem alltäglichen Leben tatsächlich haben. Wir kennen die Bilder von einstürzenden Textilfabriken in Bangladesch und den Minen im Kongo. Wir kennen die Geräusche von Kettensägen im Amazonas. Und wir wissen, dass das etwas mit uns zu tun hat. Aus den Medien und von der Politik hören wir häufig, dass wir anders konsumieren sollen, mehr Bio und fair gehandelt, vielleicht auch insgesamt etwas weniger. Wir sollen unsere Stimme erheben, indem wir mit dem Einkaufszettel abstimmen. Ob sich dadurch ein gutes Leben für alle Menschen schaffen lässt, ist jedoch mehr als fraglich. Denn unter dem Schleier verbirgt sich neben den oberflächlichen Phänomenen der Ausbeutung von Menschen in Minen und Fabriken und der Zerstörung von Regenwäldern noch etwas ganz Anderes: Ungleiche Machtverhältnisse und eine ungerechte Produktionsweise, die wie fest eingeschlagene Pflöcke diese Lebensweise stützen und systematische Veränderungen im Moment fast unmöglich machen. Imperial Way of Life | Lia Polotzek weiterlesen

Revolution als Notbremse – Walter Benjamin | Eneia Dragomir

Porträt von Walter BenjaminIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Revolution als Notbremse – Walter Benjamin (1892–1940)

Text: Eneia Dragomir

20 Jahre lang begleitete Walter Bendix Schoenflies Benjamin ein Bild des von ihm überaus geschätzten Malers Paul Klee: der Angelus Novus. Klee hatte die Zeichnung im schweizerischen Exil angefertigt, in das er nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik geflohen war. Der 1892 in großbürgerliche Berliner Verhältnisse geborene Benjamin hatte die aquarellierte Zeichnung 1921 erworben, musste sie nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 jedoch auf seiner Flucht nach Paris zurücklassen. 1935 brachten ihm Freunde den Angelus ins französische Exil. Erst als Benjamin 1940 auch Paris vor dem Einmarsch deutscher Truppen verlassen musste, gab er die Zeichnung mit anderen Aufzeichnungen und Texten in die Obhut des befreundeten französischen Intellektuellen Georges Bataille, der sie in der Bibliothèque nationale versteckte. Im September 1940 versuchte Benjamin, über die Pyrenäen nach Lissabon zu fliehen, mit dem Ziel, weiter in die Vereinigten Staaten zu gelangen. In einem spanischen Grenzflecken wurden er und seine Begleiter*innen von der spanischen Polizei festgesetzt. Da in Spanien 1939 faschistische Militärs mit Unterstützung NS-Deutschlands die Republik gestürzt hatten, drohte Benjamin die Auslieferung. Ob sich der Philosoph angesichts dieser Gefahr in der Nacht vom 26. auf den 27. September 1940 mit einer Überdosis Morphium das Leben genommen hat, ist immer noch umstritten. Zweifellos ist es tragisch, denn seine Begleiter*innen konnten ihre Flucht am nächsten Tag fortsetzen. Revolution als Notbremse – Walter Benjamin | Eneia Dragomir weiterlesen

REVOLUTION – Editorial zu Ausgabe 3/2022 | Frank Augustin

Wann beginnt die Revolution?Illustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

REVOLUTION

Editorial zu Ausgabe 3/2022

Keineswegs ist es so, dass eine Revolution nur ein mögliches Szenario darstellen würde – womöglich gar ein unwahrscheinliches. Tatsächlich ist die Revolution garantiert.

Nicht etwa, weil mit einer politischen Radikalisierung der Bevölkerung zu rechnen wäre. Auch nicht, weil technische Erfindungen und Weiterentwicklungen unser Leben revolutionieren würden. Nein, einfach deshalb, weil Revolutionär*in werden muss, wer überleben will. Denn unter der Maßgabe dessen, was heutiges Leben bestimmt – Erwerbsarbeit, Produktion zu Profitzwecken, Technikfetischismus, Physikalismus, fehlgeleiteter Konsum – ist man weder in der Lage, die Lebensgrundlagen zu schützen noch das Leben lebenswert zu gestalten. REVOLUTION – Editorial zu Ausgabe 3/2022 | Frank Augustin weiterlesen

Gemeinwohl bilanzieren | Interview mit Frank Breinlinger

Die Erde in HändenIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

Gemeinwohl bilanzieren

„Ein zukunftsfähiges Wirtschaftssystem, bei dem es in erster Linie um die Menschen und die Umwelt geht“, so das Ziel der Gemeinwohlökonomie. Um den Beitrag von Unternehmen und anderen Organisationen für das Gemeinwohl zu messen, wurde die „Gemeinwohl-Bilanz“ entwickelt. Mittels eines Punktesystems soll festgestellt werden, inwieweit die beteiligten Unternehmen die Werte „Menschenwürde“, „Solidarität & Gerechtigkeit“, „ökologische Nachhaltigkeit“ sowie „Transparenz & Mitentscheidung“ berücksichtigt haben. An der Gemeinwohl-Bilanz sollen Kund*innen ihre Konsumentscheidung und staatliche Stellen ihre Förderung ausrichten – so die Vision.

Breinlinger Ingenieure aus Tuttlingen und Stuttgart sind seit 2019 Gemeinwohl-Unternehmen und Teil einer Peer-Group zur Erstellung einer Gemeinwohl-Bilanz. Das Ingenieur-Büro sucht den langfristigen Erfolg, den es darin sieht, dass seine Mitarbeiter*innen Sinn und Erfüllung in ihrer Arbeit finden und diese als Mitgestaltung einer nachhaltigen Welt begreifen. Die Gemeinwohl-Bilanz soll es dem Unternehmen ermöglichen festzustellen, wo es sich auf diesem Weg befindet und was es tun kann, um weiter voranzukommen. Gemeinwohl bilanzieren | Interview mit Frank Breinlinger weiterlesen

Keine Einstellungsfrage: Infrastrukturen als kollektive Bedingungen nachhaltigen Lebens | Sighard Neckel

StraßenbahnFoto: Marek Rucinski | Unsplash

 

Keine Einstellungsfrage: Infrastrukturen als kollektive Bedingungen nachhaltigen Lebens

Text: Sighard Neckel

Grüner Konsum wird immer einfacher – und doch verändert sich dadurch sehr wenig und dieses Wenige geht viel zu langsam. Die Fokussierung auf individuelle Lebensstile lenkt davon ab, dass sich Nachhaltigkeit nur als kollektives Gut nachhaltiger Infrastrukturen realisieren lässt. Keine Einstellungsfrage: Infrastrukturen als kollektive Bedingungen nachhaltigen Lebens | Sighard Neckel weiterlesen

Handel wandeln | Interview mit Fabian Stuhlinger & Johanna Nocke

LadenlokalFoto: Wandel.Handel

 

Handel wandeln

Wie können wir eine sozial-ökologische Veränderung leben und erlebbar machen? Der Gründer Fabian Stuhlinger und die Gründerin Johanna Nocke haben diese Frage für sich mit einem dreiteiligen Konzept beantwortet: Die Kombination aus einem (Mitglieder-)Laden, einem Café (à la „bezahle, was du möchtest“) und einer Bildungsplattform soll zusammen Wandel.Handel ergeben – „ein Ort, an dem man vom Denken ins Handeln kommen kann, ein Ort, der einen nachhaltigen Lebensstil für jede*n unkompliziert zugänglich macht, ein Ort des Austauschs“. Handel wandeln | Interview mit Fabian Stuhlinger & Johanna Nocke weiterlesen

Utopien erfahrbar machen | Interview mit Stella Schaller vom Zentrum für Realutopien

Stuttgart 2045?Stuttgart 2045 by Reinventing Society / Render Vision, CC BY-NC-SA 4.0

 

Utopien erfahrbar machen

 Interview mit Stella Schaller | Reinventing Society

Wie kann eine Zukunft aussehen, in der die Gesellschaft im Einklang mit den planetaren Grenzen steht und das Wohl von Menschen vor Profite gestellt wird? Die Schwierigkeit, sich eine solche Zukunft vorstellen zu können, lässt sicherlich die eine oder den anderen resigniert zurück.

Dieser Mangel an utopischen Ideen ist der Ansatzpunkt des Zentrums für Realutopien. Das Zentrum wurde Ende 2020 von Menschen mit verschiedenen fachlichen Hintergründen ins Leben gerufen und versteht sich als ein Think-and-Do-Tank. Ihr Anspruch: „Reinventing Society“. Sie wollen „gesellschaftliche Utopien eines guten Lebens innerhalb planetarer Grenzen“ entwickeln und Menschen dazu befähigen, „die eigenen und systemischen Zukunftspotenziale zu verwirklichen“. Dazu führen sie Workshops durch und bieten Beratung für Individuen, Gruppen und ganze Organisationen an. Utopien erfahrbar machen | Interview mit Stella Schaller vom Zentrum für Realutopien weiterlesen