„Revolution ist, wenn vorher Undenkbares selbstverständlich geworden ist.“ | Interview mit Eva von Redecker

Sticker: "Kapitalismus ist kein Naturgesetz"Foto: Markus Spiske | unsplash

 

„Revolution ist, wenn vorher Undenkbares selbstverständlich geworden ist.“

Interview mit Eva von Redecker | online veröffentlicht am 29.08.2023

„Der Kapitalismus zerstört das Leben“ – dieser Satz findet sich gleich auf der ersten Seite Ihres Buches Revolution für das Leben. Was ist Kapitalismus und was macht ihn so zerstörerisch?

Ich finde die gängigen Definitionen von Kapitalismus nicht falsch – Privatbesitz an Produktionsmitteln zum Beispiel –, definiere ihn aber selbst anders: als sachliche Sachherrschaft. Im Kapitalismus sind nach meinem Verständnis zwei Herrschaftsformen auf Dauer gestellt: Zum einen die Herrschaft, die durch das moderne Eigentum strukturiert wird: Sachherrschaft; und zum anderen die durch die kapitalistische Verwertung strukturierte Herrschaft, die ich in Anlehnung an Karl Marx „sachliche“ Herrschaft nenne. Dabei geht es um die profitorientierte Warenproduktion für den Markt. „Revolution ist, wenn vorher Undenkbares selbstverständlich geworden ist.“ | Interview mit Eva von Redecker weiterlesen

Zeit der Umbrüche – Zeit der Möglichkeitsfenster | Mascha Schädlich

Schild auf einer Demonstration: Zusammen für eine GRÜNE Zukunft – für alleFoto: Markus Spiske | unsplash

 

Zeit der Umbrüche – Zeit der Möglichkeitsfenster

Text: Mascha Schädlich | Konzeptwerk Neue Ökonomie | online veröffentlicht am 17.08.2023

Normal ist, was wir gewohnt sind. Herausfordernd also, dass sich unsere Arbeitsweise, unsere Beziehungsmodelle, unsere Ernährungsweise, die technischen Möglichkeiten und – mit den weitreichendsten Folgen – sogar unser Klima in zunehmendem Tempo verändert. Viele sehnen sich zurück in eine Welt, die verstehbarer und vertrauter ist als der derzeitige Imperativ des immer Neuen, der kürzlich auch noch eine bedrohliche Schwester in Form von unbeherrschbaren Krisen bekommen hat: Pandemien, Naturkatastrophen, Inflation, Krieg. Diese Krisen sind vielleicht nicht so neu, aber sie sind sichtbar wie lange nicht mehr. Die Illusion, wir hätten alles im Griff, ist stark beschädigt. Zeit der Umbrüche – Zeit der Möglichkeitsfenster | Mascha Schädlich weiterlesen

Der Wert der Kultur | Janusz Czech

Ansicht aus der Ausstellung "Das Dritte Geschlecht"; zu sehen ist ein Ausschnitt aus dem Film "Between the Lines – Indiens drittes Geschlecht" von Thomas WartmannAusstellungsansicht „Das Dritte Geschlecht“ (2021); Foto: A.K.T;

 

Der Wert der Kultur

Text: Janusz Czech | online veröffentlicht am 10.08.2023

In unserer heutigen Gesellschaft, die sich schon mit leichten Veränderungen schwertut, ist tagtäglich eine Zerrissenheit im Umgang mit diversen Emanzipationsprozessen spürbar. Wir erleben einen beinahe unendlichen Glauben an die Chancen durch den technologischen Fortschritt und eine Offenheit etwa für Künstliche Intelligenz, die wir scheinbar selbstverständlich für die Lösung all unserer ökonomischen und ökologischen Probleme halten. Gleichzeitig stagnieren wir inhaltlich bei Themen, die wir als Gesellschaft bereits seit langer Zeit verhandeln, und verharren beispielsweise in idealisierten nationalen und religiösen Fragestellungen, die zum Teil in für die Menschheit sinnlosen Kriegen münden. Der Wert der Kultur | Janusz Czech weiterlesen

NORMALITÄT – Editorial zu Ausgabe 3/2023 | Frank Augustin

Ausschnitt aus der CoverillustrationIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

NORMALITÄT

Editorial zu Ausgabe 3/2023

Von wegen normal: Wir sind Teil eines Systems, das uns unglücklich macht und unsere Lebensgrundlagen zerstört. Wir leben in einer toxischen gesellschaftlichen Beziehung, aus der wir uns nicht heraustrauen – weshalb wir unfassbar viel Zeit und Energie darauf verwenden, „vernünftige“ Argumente zu finden, um den Beziehungsirrsinn fortzusetzen. NORMALITÄT – Editorial zu Ausgabe 3/2023 | Frank Augustin weiterlesen

„Wir Mieter*innen wollen mitbestimmen, wie wir in unserer Stadt leben“ | Interview mit Constanze Kehler

Unterschriftensammelaktion – Deutsche Wohnen & Co. enteignenFoto: Deutsche Wohnen & Co. enteignen

 

„Wir Mieter*innen wollen mitbestimmen, wie wir in unserer Stadt leben“

Interview mit Constanze Kehler | Deutsche Wohnen & Co. enteignen | online veröffentlicht am 27.06.2023

Die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen (DWE)“ ist aus der Berliner Mieter*innenbewegung hervorgegangen, in der sich seit Jahren Gemeinschaften und Gruppen für erschwingliche Mieten, gegen Verdrängung und dafür engagieren, die Stadt mitzugestalten. 2018 startete die Initiative mit dem aufsehenerregenden Slogan „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ eine Kampagne für einen Volksentscheid über die Vergesellschaftung nicht nur des angesprochenen Wohnungskonzerns, sondern aller Berliner Unternehmen „mit Gewinnerzielungsabsicht gleich welcher Rechtsform“, die mehr als 3.000 Wohnungen besitzen. Das würde mehr als 200.000 Wohnungen betreffen, für die die Initiative die Schaffung einer Anstalt des öffentlichen Rechts vorschlägt, in der die Mieter*innen, aber auch die Stadtgesellschaft maßgeblich mitentscheiden können sollen. Beim Volksentscheid stimmten im September 2021 59,1 Prozent der Abstimmenden – mehr als eine Million Berliner*innen – für ein solches Gesetz. DWE hat mit der Kampagne nicht nur einen Abstimmungserfolg erzielt, sondern auch die Diskussionen um den „schlafenden Artikel“ 15 des Grundgesetzes wiederbelebt: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.“ „Wir Mieter*innen wollen mitbestimmen, wie wir in unserer Stadt leben“ | Interview mit Constanze Kehler weiterlesen

Die Krise als neue ökonomische Normalität? | Niko Paech

FrachtschiffFoto: Ian Taylor | unsplash

 

Die Krise als neue ökonomische Normalität?

Text: Niko Paech | online veröffentlicht am 08.06.2023

Resilienz beinhaltet die Fähigkeit einer Gesellschaft, einer Volkswirtschaft, eines Teilsystems, einer Organisation oder eines Individuums, Krisen zu überstehen und dabei die originäre Funktionsfähigkeit nicht zu verlieren. Blickt man auf den Zustand unserer spätmodernen, krisengeschüttelten Gesellschaften, scheint diese Fähigkeit stark in Mitleidenschaft gezogen zu sein. Was sind die strukturellen Ursachen für die mit dem Wohlstand gewachsene Vulnerabilität, ganz gleich ob sich diese als Folge von Kriegen, Pandemien, Finanzkrisen, dem Klimawandel, Havarieren, dem Brexit oder anderen Störereignissen offenbart? Die Krise als neue ökonomische Normalität? | Niko Paech weiterlesen

Resilienz für alle – Universal Basic Services | Eneia Dragomir

Schild im Fenster: "Thank you NHS" Foto: Nik | unsplash

 

Resilienz für alle – Universal Basic Services

Text: Eneia Dragomir | online veröffentlicht am 25.05.2023

Die Begriffe, mit denen wir im 21. Jahrhundert in erschreckender Regelmäßigkeit Lagebeschreibungen vornehmen, sind geradezu biblisch: Seuchen, Starkregen, Sturzfluten, Dürren, Feuerstürme. Das Holozän, das Erdzeitalter stabiler und weitgehend milder klimatischer Verhältnisse, ist abgelöst worden durch das Anthropozän, das Zeitalter der beschleunigten Erderhitzung. Ausgerechnet das nach dem Menschen benannte Erdzeitalter führt uns vor Augen, dass wir das planetare Ökosystem zwar destabilisieren, aber nicht beherrschen können. In diesem Zeitalter stellt sich die Frage nach der Daseinssicherung mit lange nicht gekannter Vehemenz. Resilienz für alle – Universal Basic Services | Eneia Dragomir weiterlesen

Zeitgerechtigkeit – ein Beitrag zur resilienten Stadt | Caroline Kramer & Dietrich Henckel

Stadt und MobilitätFoto: Alex Wong | unsplash

 

Zeitgerechtigkeit – ein Beitrag zur resilienten Stadt

Text: Caroline Kramer & Dietrich Henckel | online veröffentlicht am 04.05.2023

In Krisenzeiten wie der gegenwärtigen Coronapandemie ist der Wohlfahrtsstaat in besonderer Weise gefordert. Bislang gründet er auf einer Umverteilung materieller Ressourcen (Geld) und der Sicherung eines materiellen Existenzminimums. Mittlerweile wird jedoch Zeit – die wichtigste immaterielle Ressource – als eine zweite Säule des Wohlfahrtsstaates gesehen. Dabei geht es im Kern darum, neben der Sicherung eines materiellen auch ein „zeitliches Existenzminimum“ zu sichern. Zeitgerechtigkeit – ein Beitrag zur resilienten Stadt | Caroline Kramer & Dietrich Henckel weiterlesen

WERT/E – Editorial zu Ausgabe 2/2023 | Frank Augustin

Cover-Illustration zu agora42 2/2023 WERT/EIllustration: DMBO – Studio für Gestaltung

 

WERT/E

Editorial zu Ausgabe 2/2023

Wie schnell sich der Wert von sogenannten Wertpapieren in Luft auflösen kann, hat sich in der Finanzkrise 2007 ff. eindrücklich gezeigt. Auch des Geldes Wert verringert sich ruckzuck bis hin zur völligen Wertlosigkeit, wenn ihm niemand mehr vertraut.

Halb so schlimm, mögen manche denken, denn Geld ist ja kein Grundnahrungsmittel. Allerdings ist deren – unbestreitbar wertvolle – Produktion auf Gedeih und Verderb an ein, gelinde gesagt, labiles Finanzsystem gekoppelt; bricht es zusammen und fallen Banken als Kreditgeber aus, gilt das Gleiche bald auch für Ernten (bzw. deren Verarbeitung und Lieferung). Denn die Pleitewelle erfasst dann auch: landwirtschaftliche Betriebe, Hersteller von Landmaschinen, von Bewässerungssystemen, von Dünge- oder Schädlingsbekämpfungsmitteln, Transportunternehmen aller Art, Ersatzteillieferanten, Brücken- und Straßenbauunternehmen etc. WERT/E – Editorial zu Ausgabe 2/2023 | Frank Augustin weiterlesen